Briefkastenfirmen – Wie man als Unternehmen Finanziers verschleiert

 

So einige Unternehmen stehen derzeit wegen ihrer Briefkastenfirmen unter dem Verdacht, eventuell Steuern hinterzogen zu haben. Oft wird sich das nicht bewahrheiten, doch gibt es auch andere Gründe, weshalb Unternehmen solche Briefkästen besitzen. Es kommt nämlich noch ein viel interessanterer Aspekt hinzu, wenn man ein Unternehmen, das immer auch von seinem Ruf abhängig ist, solche Wege wählt. Man kann über diesen Weg seine Investoren und Geldgeber verschleiern und zahlt pünktlich die anfallenden Steuern, behält aber, wenn man nicht auffliegt, seinen halbwegs guten Ruf.

Speziell große Automarken in der Formel1 haben vielleicht genau darum diesen Weg eingeschlagen, denn es reicht ja schon der Shitstorm, der sich über Unternehmen ergießt, wenn sie in diktatorischen Staaten ihre Automarken trainieren lassen oder wenn Nationalmannschaften dort trainieren. Zu gegebener Zeit lebt man dann kurzfristig unbequem, in der neuen schnellen Informationswelt aber, gerät das aber auch immer kurz danach wieder in Vergessenheit.

Was aber, wenn mein Unternehmen über einen längeren Zeitraum Finanziers und Spender, was auch immer in solchen Staaten hätte? Es stünde ständig unter Dauerfeuer und die Marke würde dauerhaft beschädigt, denn man will ja die Illusion aufrecht erhalten, wie anständig man außer diesem einen Tag man sich doch ansonsten verhält. Davon leben Konzerne und große Marken. Und vielleicht ist ja genau dort der Skandal, wo wir ihn noch gar nicht sehen, vielleicht nicht erkennen wollen, darin nämlich, dass viele Unternehmen mit solchen Briefkästen einfach Geschäfte machen, die sie sonst nicht überleben würden, weil sie ununterbrochen Gelder erhalten von Diktatoren, die menschenverachtender nicht sein können?!

Wir regen uns auf, weil angeblich die Journalisten der Welt sich gegen den einen Staat mehr oder weniger verschworen haben, weil eventuell gewisse Menschen Steuern hinterzogen haben. Viel bemerkenswerter hingegen wäre es doch, wenn wir am Ende feststellen müssen, dass der schöne Schein jener Unternehmen, die bisher eine angeblich so gut wie weiße Weste haben, in all den Jahren von Menschenverächtern Gelder genommen hätten, ohne dass wir als ihre „Fans“ es wussten, selbst, wenn sie es ordentlich versteuert hätten. Oder würden wir es dann auch einfach nur noch als Verschwörung aller Journalisten sehen. Wäre es nichts wert, wenn wir wüssten, die kochen zwar ehrlich, aber auch nur mit Wasser, und Geld stinkt eben nicht und ohne es kann das größte Unternehmen nicht überleben. Und wäre es nicht gut, wenn wir das zu sehen bekämen, dass nicht alles Gold ist, was glänzt? Dass hinter Erfolgen auch immer Skrupellosigkeit wohnt, wie auch immer geartet? …

Wollen wir tatsächlich die Wahrheit sehen, die sich vielleicht bisher vor uns verborgen war, oder geht es uns tatsächlich nur um die eigene Wirtschaft, das eigene Wohl, egal zu welchem Preis?

Briefkastenfirmen sind bisher legal, wozu sie Unternehmen nutzen, das interessiert und quasi nur, wenn es um Steuern, nicht aber um Menschenrechte geht, die vielleicht per Briefkasten dauerhaft von unseren Weißwestlern ignoriert werden, weil sie darüber unerkannt mit Menschenrechtsverletzern ständig in einem Bett liegen, die sie überwiegend finanzieren. Mich interessiert das als Kunde schon, damit ich die freie Entscheidung behalte, wem ich vertraue und von anderer Seite mein Geld beim Einkauf gebe. Mir ist Transparenz von Unternehmen mehr wert, als Formel1 Weltmeister oder Fußballweltmeister zu sein, der sich von Diktatoren unter Menschenrechtsverletzungen dauerhaft per eventueller Verschleierung in Briefkastenfirmen finanzieren lässt. Dieser Aspekt rückt leider bisher einfach nirgendwo in den Vordergrund …

©denise-a. langner-urso