Burschenschaftstreffen Stuttgart und rechtsradikale Anträge

Der Spiegel berichtet über das bevorstehende Burschenschaftstreffen in Stuttgart, und wer sich die Zeit nimmt, die dort vorliegenden Anträge genauer zu lesen, dem wird es so schlecht, dass ihm (gelinde ausgedrückt) der Brechreiz gar nicht mehr vergehen will, denn was dort so beantragt wird, das hat allenfalls mit rechtem Gedankengut zu tun, und beweist einen fast geisteskranken Nationalstolz, sofern man das überhaupt so nennen sollte.

Es geht auch in diesem Artikel nicht um alle Burschenschaften und wir scheren nicht alle Angehörigen über einen Kamm, es geht um die, deren Mitglieder wegen ihrer kruden gesellschaftlichen Theorien eigentlich vom Verfassungsschutz beobachtet gehören, die ebenso gefährlich ticken, wie die Mitglieder der NSU, und deren Burschenschaften man wie jede nationalsozialistische Gesinnungsgruppe verbieten müsste, es geht um jene, die eher eine demokratische Umerziehung bräuchten, als dass man ihnen auch noch den Zugang zur Universität erlaubte, was der Steuerzahler ja finanzieren muss.

Und einige dieser Gruppen wären vielleicht besser daheim geblieben, als nach Stuttgart zu reisen. Daheim geblieben, um dort die kleine „arische“ Schwester zu bewachen, die vielleicht gerade diese Abwesenheit nutzt, um sich von einem etwas dunkelhäutigeren Kenianer, Nigerianer, einem gelblichen kleinen Chinesen oder gar einem amerikanischen Mexikaner schwängern zu lassen. Welche Schande! … Zynismus erst einmal aus.

Es geht um die, die erneut qusi in ihren Anträgen eine Art „Ariernachweis“ fordern, das auch gar nicht irgendwie verstecken sondern offen formulieren, so offen, dass man es einfach nicht anders bezeichnen kann und darf.

Verdient ist die vielleicht kommende Spaltung, gesünder wäre die Totalauflösung solch mittelalterlicher lächerlicher Männerbünde, die nichts können, außer sich ständig einem Schwanzvergleich nach dem anderen zu unterziehen und ihre Mitglieder auch, und die jene Mitglieder am meisten fördern, die eben wegen ihrer veralteten Wertvorstellungen und Denke nirgendwo zum Schuss kämen, schon gar nicht in beruflicher Hinsicht, außer vielleicht durch Papas Gnaden und Geldbeutel, und die privat, was das andere Geschlecht angeht, auch nur aus den eigenen Kreisen wählen und dafür noch die Genehmigung des vergreisten Vaters einholen müssen.

Waschlappen quasi, die nur dann stark sind, wenn sie als Meute auftreten und ansonsten vor Scham rot anlaufen, wenn man sie nur anspricht, die rückgratlos vor jedem Vorgesetzten einknicken und jeden Speichel lecken, wenn es ihnen einen Vorteil verschafft, bis sie irgendwann, wenn der Papa das Zeitliche gesegnet oder für ihr Fortkommen genug gezahlt hat, irgendwann von oben herab schauen und zutreten gegen jeden, der anders ist, denkt, ihnen dient, für sie arbeitet.

Aber schauen wir einmal genau hin, was dort so gefordert wird:

Unter 10.2 Antrag der Vorsitzenden Burschenschaft und der Marburger Burschenschaft Rheinfranken (Aktivitas und AHV) auf Neufassung von Art. 9 VerfDB heißt es:

(2) Nur männliche studierende Deutsche können in eine Burschenschaft der Deutschen Burschenschaft aufgenommen werden. Deutscher ist grundsätzlich, wer sich durch Sprache, Kultur und Abstammung als Deutscher auszeichnet.

(3) Bewerber nichtdeutscher Abstammung können nur bei vollendeter Assimilation an das deutsche Volk in eine Burschenschaft der Deutschen Burschenschaft aufgenommen werden. Assimilation liegt vor, wenn ein Bewerber nichtdeutscher Abstammung hinsichtlich Sprache und Kultur nicht von einem Bewerber deutscher Abstammung unterscheidbar ist. Die bloße Integration in die deutsche Gesellschaft reicht für die Aufnahme nicht aus.
(4) Die Feststellung der Vollendung der Assimilation obliegt bei Aufzunehmenden mit Herkunft aus dem abendländischen-europäischen Kulturkreis der aufnehmenden Burschenschaft. Liegt die Herkunft des Aufzunehmenden zumindest teilweise außerhalb des abendländisch-europäischen Kulturkreises, obliegt die Feststellung der Assimilation einem Aufnahmerat aus je vier Aktiven und Alten Herren, die vom Burschentag für vier Jahre gewählt werden. Der Burschentag kann eine Geschäftsordnung für den Aufnahmerat beschließen.

Besonders interessant hierbei jener Teil, der besagt:

Liegt die Herkunft des Aufzunehmenden zumindest teilweise außerhalb des abendländisch-europäischen Kulturkreises, obliegt die Feststellung der Assimilation einem Aufnahmerat aus je vier Aktiven und Alten Herren, die vom Burschentag für vier Jahre gewählt werden.

Was bedeutet das? Entnimmt man den Aufzunehmenden eine Blutprobe, um durch einen rechtslastigen geisteskranken Genetiker unter den Alten Herren feststellen zu lassen, wie viele Anteile in Prozenten deutschen Blutes die Probe enthält?

Rechtsradikaler zu formulieren geht nicht! Bei jenen liegt scheinbar des verstorbenen Führers Lehrbuch immer aufgeschlagen auf dem Nachtisch, vermutlich muss man zur Aufnahmeprüfung die kranken Theorien der Rassenlehre des Dritten Reiches herunter beten und Nasen, Köpfe und andere Körperteile begutachten können. Krank ist so ein Antrag, krank. Solch Gedankengut gehört unter Strafe gestellt, samt aller Antragsteller!

Und dann folgt dem Antrag noch eine wahnsinnige Begründung, die wir in Teilen zitieren:

 …andererseits die Definition der deutschen Herkunft letztlich nur um eine Generation (die Eltern des Bewerbers) verlagert wurde, nicht aber gelöst. Dies führte im burschenschaftlichen Miteinander zu Irritationen über die Frage, ob bestimmte Verbandsbrüder tatsächlich auch ordnungsgemäß aufgenommen wurden …

 

Aber Hallo! Wie viele Generationen muss denn reines deutsches Blut vererbt worden sein?

Und vielleicht sollten die Antragsteller selbst erst einmal eigene Vaterschaftstests machen lassen, den Großvater auch eben exhumieren und Papi testen lassen, auf sein Deutschtum, es könnte ja vielleicht sein, dass die Mama oder Oma gar nicht wussten, dass sie vom italienischen Butler, Gärtner, Eintänzer geschwängert wurden, weil der werte Gatte gar nicht über genug zeugungsfähige Spermien verfügte, sprich unfruchtbar war, was natürlich die Großeltern und Elternteile, die ja nur ein Muttersöhnchen großziehen wollten, somit nie feststellten, bis jetzt zu diesem Antrag und vielleicht der Blutsprüfung, und also wurden eventuell sogar die Alten Herren der Antragsteller und die aufnehmenden Altburschen-Nazis auch nicht ordnungsgemäß aufgenommen. …

Wenigstens aber sind Österreicher in guter Hitlerschen Tradition wie Deutsche zu behandeln. Na, wenn das nicht auf eine multikulturelle Burschenschaft hinweist, dann weiß ich auch nicht, was multikulturell ist, zudem man ja irgendwie auch alle Südtiroler für Stammdeutsche zu halten scheint, was merkwürdig krude ist, denn auf der Webseite zu Südtirol, wenn man google bedient steht geschrieben:

Südtirol ist ein Schmelztiegel der Kulturen und Gegensätze. Deutsche, Italiener und Ladiner leben hier mit- und nebeneinander. Alpine und mediterrane Lebensart, aber auch Bräuche und Gewohnheiten verflechten zusehends und werden zu Neuem verknüpft

Ah ja, alles deutsch, irgendwie, und wie Kandidaten aus Südtirol die Blutsreinheit nachweisen sollen, dazu fehlen den geistreichen Hirnlosen die Ideen, will heißen, wie man mit „Mischlingen“ mehrerer Kulturen aus einem von den Burschenschaftlern als quasi zu Deutschland gehörendem Gebiet umgehen soll auch. Keine Sorge, diese Phantasien stehen alle in den lesenswerten Anträgen zum Treffen, die lächerlicher und geisteskranker nicht sein können. Wie hirnlos aber muss man sein, um überhaupt bei einem solchen Verein einen Aufnahmeantrag zu stellen?

Egal, und lesen wir etwas weiter und stellen fest, gleich der Antrag der nächsten Burschenschaft lautet so wie der eben beschriebene.

Andere Burschenschaften stellen Anträge auf Ausschluss zum Beispiel der Danubia, die sie so begründen:

Die Münchener Burschenschaft Danubia wird wegen wiederholter Schädigung des Ansehens der Deutschen Burschenschaft (DB) durch die Mitgliedsvereinigung selbst sowie einzelne ihrer Mitglieder gem. § 58 Abs. 4 der Satzung der DB (vgl. den entsprechenden Antrag zum a. o. BT) aus der DB ausgeschlossen.

 

Und weiter steht dort:


Die Burschenschaft Danubia ist mehrfach (2001 bis 2006) und erneut 2011 als „erwähnenswerte rechtsextreme Organisation“ in bayrischen Verfassungsschutzberichten genannt. Im Verfassungsschutzbericht 2011 werden Kontakte zur Münchener Neonazi-Szene genannt. Aktivisten der Neonaziszene haben mehrfach an Veranstaltungen der Danubia teilgenommen. Zu Vorträgen auf dem Haus Danubia werden seit Jahren rechtsextreme Vortragende – u. a. Stäglich, Krebs, Deckert und Schwab – eingeladen.

 

Den Antrag auf Ausschluss der oben genannten Burschenschaften hätten sie übrigens auch fordern müssen, denn auch diese sollten eigentlich das Ansehen der Gesamtburschenschaft alleine schon durch ihre kruden Anträge beschädigen.

Sehr interessant auch dieser Antrag, der beweist, nicht alle Burschenschaften sind geistige Hinterwäldler, denn dort heißt es:

10.24 Antrag der Stuttgarter Burschenschaft Ghibellinia (Aktivitas und AHV zur Unvereinbarkeit von Mitgliedschaften

Der Burschentag möge beschließen:

Die Deutsche Burschenschaft bekräftigt hiermit nachdrücklich ihr Bekenntnis zum freiheitlich demokratischen Rechtsstaat im Einklang mit der Verfassung der Deutschen Burschenschaft. Sie sieht daher die Mitgliedschaft in einer Organisation deren Satzung, Programm oder Auftreten in der Öffentlichkeit verfassungsfeindliche Ziele verfolgt und die Mitgliedschaft in einer Mitgliedsvereinigung der Deutschen Burschenschaft als unvereinbar.

Ob dieser Antrag wohl breite Zustimmung findet?

Und ansonsten sei den Burschenschaften geraten, lieber so intensiv ihre Studien verfolgen, wie sie ansonsten ihre Wochenenden und Verbandstage organisieren, das entlastet den Steuerzahler. Wer weniger bechert und in dieser Zeit intensiv studiert, der schafft vielleicht den Abschluss schneller, denn die internen Verpflichtungen nehmen gewiss so viel an Zeit in Anspruch, wie eben ein Semester dauert und man braucht auch weniger Zeit, wenn man nicht alle drei Strophen der Nationalhymne singen können muss.

Lernt man so krudes Verhalten etwa heute noch im Elternhaus, samt so kruder Gedanken, wie man sie den Anträgen entnehmen kann? Ja dann ist denen wirklich nicht zu helfen, dann gehören auch die Eltern, die kompletten Familien solcher Mitglieder unter die Beobachtung des Verfassungsschutzes! …

 

©denise-a. langner-urso