Ceta und TTIP sind, wenn das Deutsche Reinheitsgebot fällt …

Das Ceta-Abkommen wurde geleakt, und das ist auch gut so, wie ein gewisser Bürgermeister sagen würde. Doch der Wahnsinn soll trotz Klagerecht für Investoren seinen Lauf nehmen, unaufgehalten von Ochs und Esel, wie ein anderer Politiker es formuliert hätte.

Oder das italienische Reinheitsgebot für Pasta. Und ich will wissen, was genau für Inhaltsstoffe in meinen Nahrungsmitteln enthalten sind, denn ich bin Allergiker, und noch mehr Allergien, die brauche ich nun wirklich nicht. Jedes Restaurant muss heute schon auf seiner Speisekarte nachweisen, welche Inhaltsstoffe die Lebensmittel enthalten, und die Kennzeichnungspflicht, die wird demnächst sogar noch verschärft.

Und ja, ich bestehe pünktlich zu Ceta und TTIP darauf, dass auf jeder Speisekarte zu stehen hat, woher das Fleisch kommt, wie es dort behandelt wurde, was meine Pasta enthält. Ich lehne es nämlich ab, auch nur einen Bissen amerikanischen Hühnchens auf meinem Teller zu finden, verunreinigte Pasta zu verzehren, gar ein Bier zu trinken, das eben nicht nach dem Deutschen Reinheitsgebot gebraut wurde. Ach, dagegen, gegen das ab 13. Dezember in der EU gültige neue LMIV klagen plötzlich amerikanische Restaurantketten, Lebensmittelkonzerne? Ups, daran hat niemand gedacht, so war das aber nicht gewollt. Oder etwa doch?

Wobei genau dieses vermutlich zuerst fallen wird, denn sicher steht schon irgendwo in Kanada oder den USA ein Investor bereit, der eine deutsche Brauerei zu kaufen ins Auge gefasst hat, dem es vielleicht gewaltig stinkt, das Reinheitsgebot, der dagegen klagt, weil das seinen Umsatz schmälert, wenn eben hier der Umsatz sinkt, weil sein Bier, das er uns jetzt andreht, eben nicht danach gebraut wurde. Und das wollen wir? Das mutet uns die Bundesregierung zu? Na danke aber auch!

Und was, wenn ein Investor gegen das Reinheitsgebot der Pasta klagt, weil diese nun eben einmal wesentlich teurer ist als eine andere, weil im Produkt dann eben genmanipulierter Mist sein muss, derweil derzeit man in Italien bei gewissen Unternehmen sehr genau darauf achtet, was in der Pasta steckt, dass es von bestimmten Bauern kommt, die dafür höherer Preise erhalten, weil sie konstante Qualität liefern?

Einmal aufgekauft, sinkende Abnahmepreise, und den Bauern wird es egal sein, was sie abliefern, Hauptsache, man verliert nicht den Lieferantenstatus für Weizen. Das lässt sich der italienische Nudelesser gefallen? Sorry, wir müssten ja mit dem Hammer geprügelt sein, wenn wir es zulassen, dass unsere Regierungen Verträge unterzeichnen, die Investoren das Recht, einräumen, Staaten zu verklagen, Staaten, die ohnehin unter der Wirtschafts- und Bankenkrise noch massiv leiden. Die gehen doch anschließend direkt in die Knie.

Hinzu jene Geheimgerichte, die man ohnehin nicht anders bezeichnen kann, als befangen, denn wer wird solche Klagen wohl gewinnen? Na, wo sitzen die Richter? Ganz genau!

Es tut mit leid, aber es gilt Jahrhunderte alte Brautraditionen zu bewahren, und die sind unverkäuflich. Und ich will, dass demnächst auf jeder Speisekarte steht, mit Weizen, Mais, Fleisch aus amerikanischer Herstellung, und bitte leserlich, dann kann ich nämlich den Laden fluchtartig verlassen. Ach, das passt den Staaten USA und Kanada nicht? Gegen eine solche Kennzeichnungspflicht werden Investoren von dort klagen? Was denn sonst, natürlich werden sie das, das ist so sicher, wie das Amen in der Kirche.

Und was wird wohl mit den Preisen passieren? Mag sein, dass sie sinken, doch wessen Arbeitsplätze sind dann wohl demnächst die schlechtbezahlten? Von Klagen gegen den gerade erst vereinbarten Mindestlohn einmal ganz abgesehen …

Oder stellen wir uns einen amerikanischen Immobilienhai vor, dem der Kündigungsschutz für Mieter nicht passt. Und plötzlich stehen bei uns Mieter innerhalb von 24 Stunden auf der Straße. Unvorstellbar? Nö.

Der Wahnsinn aus Ceta und TTIP gehört umgehend gestoppt. Punkt, Aus, Ende!

©denise-a. langner-urso