Corona und der Amtseid

Im Spiegel ist heute ein Kommentar mit der Überschrift: Das Ende der Kanzlerindemokratie erschienen, den man erwidern muss. Ich sehe es nämlich etwas anders als der Verfasser. Der Amtseid der Führungspersönlichkeit lautet nämlich:

„Ich schwöre, dass ich meine Kraft dem Wohle des deutschen Volkes widmen, seinen Nutzen mehren, Schaden von ihm wenden, das Grundgesetz und die Gesetze des Bundes wahren und verteidigen, meine Pflichten gewissenhaft erfüllen und Gerechtigkeit gegen jedermann üben werde.“

Und was den Amtseid betrifft, ist Frau Merkel stärker als je zuvor, denn das Wohl des Volkes betrifft, und das kann man nicht besser belegen als derzeit, zuerst und allem voran die Gesundheit der Menschen, ohne die eben ganze Wirtschaftskreisläufe zusammenbrechen würden. Nirgendwo sieht man das derzeit besser als in den Fleischfabriken, wo die Gesundheit oft an letzter Stelle steht, ohne die Arbeiter aber, läuft dort nichts mehr, im Gegenteil, solche Höfe, auf denen derart mit Menschen umgegangen wird, gehören eigentlich für alle Ewigkeit geschlossen.

Und mich wundert es gar nicht, wenn dann Entsendestaaten ansagen, sie könnten eventuell Ausreisen verhindern, wenn solche Zustände in einem Land wie Deutschland herrschen, dass viel zu oft auf andere Mitgliedsstaaten verweist, derweil es den Balken vor dem eigenen Ende nicht mehr erkennt. Erst wenn man selber entsprechend mit Problemen umgeht, sollte man dies tun.

Die Bundeskanzlerin war zuletzt offenbar kurz davor, ihr Amt zur Verfügung zu stellen, weil einige Ministerpräsidenten nicht einsehen wollen, worum es beim Amtseid eigentlich geht, nämlich nicht um Egoismus, Parteiämter, Wiederwahl, sondern viel mehr darum, dass es darum geht, wie man die Menschen und zwar jeden, vor Ansteckung bewahrt, denn die Würde jedes einzelnen Menschen ist unantastbar und die Menschen, die sich irgendwo in diesem Land aufhalten, gehören in dieser Zeit ebenso zum Volk, wie jeder andere Staatsbürger auch, und man ist auch für deren Wohl verantwortlich.

Das scheinen einige Ministerpräsidenten anders zu sehen, und ich hätte denen auch ein „ macht euren Scheiß doch selber“ ins Gesicht gebrettert, um es einmal ganz harsch auszudrücken. Und damit hat die Kanzlerin auch recht, und das gibt ihr der Föderalismus vor. Jeder einzelne Ministerpräsident ist verantwortlich dafür, wie viele Menschen in seinem Bundesland erkranken, wie und ob er für deren Versorgung garantieren kann.

Nur bitte, niemand soll dann nachher beim Bund um Hilfe bitten, niemand der Kanzlerin dafür die Schuld versuchen in die Schuhe zu schieben, denn Frau Merkel hat alles ihr Mögliche versucht, das Wohl ihrer Mitmenschen über ihr Amt zu stellen, und das ist auch richtig so. Falsch hingegen ist es, wenn einige Länderchefs meinen, das Wohl der Bürger hänge alleine an der Wirtschaft, am Konsum, an Reisefreiheit, denn was dann passiert, das hat niemand besser bewiesen, als jener Skiort Ischgl, von dem aus sich das Virus erst richtig breit verteilen konnte, und die damit versuchte Vertuschung dessen, was anschließend zu viel zu vielen Toten im Land führte, weil oftmals zu spät gehandelt wurde.

Und auch derzeit hat zu gelten, Gesundheit geht vor, weshalb ich absolut kein Verständnis dafür aufbringen kann, dass bei irgendwelchen mehr oder weniger angekündigten Verschwörungsdemos und Aufzügen, die Länderchefs nicht knallhart die jeweilige Polizei durchgreifen und saftige Strafen verhängen lassen, sonst begreifen es solche Menschen nämlich nie, worum es geht, darum, das Freiheit da zu enden hat, wo sie das Leben und die Gesundheit anderer gefährdet. Und nicht mehr und nicht weniger, ist auch mit dem Amtseid Regierender verbunden.

©denise-a. langner-urso