Der Deal: Pofalla gegen NSA Untersuchungsausschuss?

Die Aufregung um den Wechsel des Herrn Pofalla ist riesig, doch die SPD reagiert bisher eher leise und verhalten. Und doch, auch sie wird für die Postenschieberei verantwortlich gemacht werden, wechselte Pofalla in so kurzer Zeit zur Deutschen Bahn, noch dazu auf einen eigens für ihn und deutlich erkennbaren Lobbyisten-Posten, laut Stellenbeschreibung.

Niemand wird es der SPD glauben, wenn sie behauptet, darüber nicht informiert gewesen zu sein. Mitgefangen, mit gehangen. Die Politikmüdigkeit wird zunehmen, das Vertrauen in Politiker ist ohnehin massiv gestört.

Ganz schnell also billigt man der Opposition ohne große Gegenwehr einen Untersuchungsausschuss in Sachen NSA zu, fast in Überschallgeschwindigkeit. Kalkül? Vorstellbar, denn auch die SPD fordert diesen. Tausche Pofalla-Posten gegen Untersuchungsausschuss, so sieht das ganze Theater derzeit aus Sicht der Wähler vielleicht aus, Hauptsache, die SPD empört sich nicht allzu laut gegen die Postenschacherei des Kanzleramtes.

Ein Dementi ist bisher auch von keiner Seite erfolgt, weder von Pofalla, noch von der Deutschen Bahn. Man kann es ja mal versuchen, was passiert, wenn, ob der Wähler, der ja auch immer Wutbürger ist, gegen die Personalentscheidung allzu heftig reagiert, oder ob es ruhig bleibt im Lande. Ein Schuß ins Blaue quasi, und wenn allzu lauter Protest ausbleibt, dann geht die Sache klar.

Pofalla aber war genau dafür nicht geeignet, zu sehr Beender, Schleimer, zu ruppig im Umgang mit Oppositionellen. Da musste die Wut explodieren, aber wie gesagt, versuchen kann man es ja mal, hätte ja auch ohne Tamtam abgehen können.

Doch irgendwann ist eine Grenze erreicht, da empört sich auch jener Bürger, der ansonsten eher gelassen alles schluckt, was von oben kommt, weil man stets glaubt, eh nichts ändern zu können, selbst durch ein Kreuz nicht. Und genau diese Grenze ist wohl überschritten worden, daran kann auch der Deal, Posten gegen Ausschuss nichts mehr ändern, denn so bequem wie die FDP ist die SPD als Regierungspartner dann vermutlich doch nichts, im Gegenteil, sie hat viel weniger zu verlieren, als die Union. Sie kann allenfalls gewinnen, wenn sie das richtige Gespür für das befinden der Bürger und ihrer Basis nicht verliert.

Und wenn das der SPD einmal klar ist, dann wird sie ebenso laut protestieren, wie derzeit es andere schon tun, und seien es vorerst nur die Medien und die, die dort ihre Kommentare hinterlassen, vielleicht einige Hinterbänkler aus ihren Reihen.

Man darf also gespannt sein, was da noch kommt, es könnte tatsächlich sein, dass sich in diesem Falle Heimlichtuereien hinter verschlossenen Türen des Kanzleramtes nicht rechnen, sondern genau das Gegenteil bewirken, und das wäre auch schon ein Fortschritt. Ein Fortschritt auch, wenn den Kungeleien ein Ende bereitet wird, wenn dadurch die Personalie Pofalla verhindert wird, dann wäre schon viel gewonnen. Und wenn dann auch noch ein Gesetz folgen würde, das solche schnelle Wechsel verbietet, umso besser, dann müsste Deutschland nur noch seine Unterschrift unter das Antikorruptionsabkommen setzen …

Speziell der SPD dürfte schnell klar werden, dass sich gewisse Dinge auch in Wählerstimmen ummünzen lassen. Bei der Union scheinen Hopfen und Malz derweil eh verloren, und Ehre, Rückgrat und Anstand gleich mit. Da regiert man schon längst nach dem Motto: Ist der Ruf erst ruiniert, und geschadet hat all das bisher nicht, doch für Merkel und speziell die Union steht die Kanzlerinnen-Nachfolge im Raum. Und darin liegt derzeit der Vorteil für die SPD …

©denise-a. langner-urso/not sponsored