Der Termin – wie Dekoration Unfälle verhindern kann …

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Frauke war in Gedanken versunken und freute sich auf den kommenden Termin, schaute kurz auf ihr Handy, ob sie auch pünktlich wäre. Kurz nur war sie abgelenkt, und im gleichen Augenblick schepperte es, als sie gegen die riesige gläserne Eingangstür lief, sie taumelte rückwärts, ihr Handy hatte sich in sämtliche Einzelteile zerlegt und war über den Boden verstreut. Sie hielt sich den Kopf, der dröhnte wie ein Flugzeug in der Ferne und sofort war ein junger Mann aus dem Geschäft gerannt und hatte sie gefragt, ob er ihr helfen könne, ob sie sich verletzt habe.

Frauke war sauer und schrie ihn an, ob er das denn nicht sehe, so wütend war sie lange nicht mehr gewesen, und nur langsam hörte sie die Worte, die wie ein Wasserfall auf sie einprasselten, als er sie in den Laden und dort zu einer Sitzecke führte. Das Handy hatte er eingesammelt.

„Es ist gut, schimpfte sie jetzt, lassen Sie endlich meinen Arm los, es geht schon, verflucht nochmal, was ist denn das für ein Saftladen, dass sich die Türen nicht öffnen? Wollen Sie ihre Kundschaft umbringen?“

„Entschuldigung“, sagte der junge Mann jetzt, „aber wir haben noch geschlossen, wie Sie selbst sehen, tut ihnen wirklich nichts weh?“ „Nein, verdammt nochmal“, sagte sie, und hielt sich noch immer die Stirn, auf der sich deutlich spürbar eine gewaltige Beule zu bilden begann.

„ Jetzt beruhigen Sie sich und trinken Sie etwas, sagte er, geht es ihnen wirklich gut? Wir kommen natürlich für den Schaden auf, naja, vielleicht hätten Sie…“ Ich habe nicht gesimst, wenn Sie das meinen, ich habe auf die Uhr geschaut, und trotzdem muss sich die Tür öffnen, das geht ja überhaupt nicht, und wenn ich nun gefallen wäre, oder mir die Nase gebrochen hätte? Kein Wunder, dass sie hier eine Beratung brauchen, der Laden hat es wirklich nötig, das ist ja kundenfeindlich, stellen Sie sich nur mal vor, es kommt eine Schadensersatzforderung auf ihren Chef zu, da können Sie die Eröffnung gleich in die Tonne kicken.“

„Dann sind sie Frauke Montesino, die Unternehmensberaterin?“, fragte er entgeistert, „oh mein Gott, was müssen Sie für einen Eindruck haben“, jetzt wurde er rot. Nochmal, es tut mir leid, was ihnen widerfahren ist, kann ich etwas für Sie tun?“

Eine junge Dame hatte ihr einen Kaffee und ein Glas Wasser hingestellt, und Frauke schimpfte weiter: „und ich habe hier gleich einen Termin, verdammt, jetzt sehen Sie nur, wie ich aussehe, das geht doch nicht, kann ich mich kurz irgendwo frisch machen?“

„Aber natürlich, ich sage dem Chef derweil, dass sie im Hause sind, kein guter Anfang, oder?“ „ Nein, wahrlich nicht,“ erwiderte sie, „und hier gibt es eine Menge zu tun, alleine diese merkwürdigen Farbunterschiede, rosa Wände und rote Teppiche, sieht aus, wie…“

„War es mal, unterbrach er sie, was meinen Sie, warum wir dringend eine Beratung benötigen. Es geht ja nicht nur um Personalfragen, wir stellen alles auf den Kopf…“

Er zeigte er ihr die Damentoilette.

Kurze Zeit später saß sie wieder vor ihm, und er hatte derweil die Puzzelteile ihres Handy zusammengesetzt. Er reichte es ihr und sie trank einen Schluck von dem Wasser. „Danke“, sagte sie, und fühlte sich gleich viel besser. Nochmals erkundigte er sich, ob es ihr gut ginge.

Frauke war jetzt richtig wütend, denn es war eine Minuten nach dem eigentlichen Termin. „Nein,“ fauchte sie, jetzt komme ich auch noch zu spät, und alles wegen einer Glastür, die nicht warnt, dass sie da ist, die geschlossen war, sagen Sie mir lieber, wo das Büro ihres Chefs ist“.

„Keine Sorge, Sie kommen nicht zu spät, schon erledigt, aber was meinen Sie, dass eine Glastür nicht warnt?“ „Na, Sie kennen doch diese Aufkleber, damit Vögel nicht in Scheiben fliegen, das meine ich, die gibt es gegenüber im Fachgeschäft, und jetzt will ich zu ihrem Chef, bitte, Sie halten mich wirklich auf“, raunzte Frauke.

„Also“, sagte er jetzt, „das Büro können Sie sich schenken, ich würde Sie gerne bitten, mich zu begleiten, dann können wir, die Kleber gleich besorgen,ich bin übrigens Herr Thünger, und wenn Sie den Job wollen, Sie haben ihn, beim anschließenden Lunch können wir dann alles weitere besprechen. Ich würde Sie gerne zum Essen einladen, wenn sie mögen und Zeit haben.“

Jetzt wurde Frauke rot: „Fenstertattoos“, stotterte sie, „und ja, ich habe Zeit, Glastattoos, Gott, stelle ich mich heute wieder tollpatschig an, ich muss ja blind gewesen sein, ich habe Sie nicht gleich erkannt, auf ihrem Profilfoto sehen sie, Entschuldigung, Gott ist das peinlich jetzt, ich rede zu viel“.

„Beruhigen Sie sich, ist doch jetzt egal, wichtig ist, dass ihnen nichts passiert ist und dass ich eine durchsetzungsfähige Fachkraft bekomme, sollen wir ? Und übrigens“, sagte er verschmitzt grinsend“, so beschäftigt und in Gedanken versunken wie Sie waren, wären Sie auch mit Fenstertattoo gegen die Scheibe gelaufen, geben Sie es zu“. Jetzt musste Frauke zum ersten Mal lachen…

 

©denise-a. langner-urso