Die große Warenkorblüge

Der Spiegel schreibt heute:

wie erstaunlich billig unser Alltag inzwischen angeblich geworden ist und erweist damit einer kriminellen Wirtschaft- und der Politik einen Bärendienst.-

In 50 Jahren ist Forschern zufolge nur ein Lebensmittel teurer geworden.

Verglichen wird die Studie, wie so viele, von einer gewissen Lobby in eine Richtung bezahlte Studien, mit 1960.

Aber schauen wir einmal genau hin, so wird uns die Absurdität klar.

Zu dieser Zeit hatten Tante Erna und Onkel Egon noch Arbeit, mehr als genug, ihre heutigen Enkel hocken allenfalls daheim und beziehen Hartz IV oder werden umsonst von einem Unternehmen nach dem anderen als Praktikanten, nach einem teuren Studium, ausgebeutet. Wenn sie zur Oberschicht gehören, versteht sich, alles andere landet ohnehin inzwischen als nichtgewollt und nichtausbildungsfähig, weil nichtausbeutungswillig auf dem aussortierten Müllhaufen zukünftiger „Sozialschmarotzer“ an einer schwarz-gelben Klientel, denn frecherweise verlangen diese Menschen noch immer Geld für ihre Arbeit, und das soll doch bitte gleich mitgebracht oder ganz vom Steuerzahler erbracht werden. Ansonsten gilt-nichtausbildungsfähig, nichtarbeitswillig, kürzen, kürzen,kürzen.Wer Arbeit sucht oder Ausbildung muss heute als Schulanfänger mindestens 5 Fremdsprachen und drei Jahre Auslandserfahrung mitbringen, wenn man es einmal drastisch übertreibt. Das ist die böse Realität, die, von der der Warenkorb kein Wort erzählt.

Der Billigfernseher, den sich jeder Bundesbürger ja angeblich täglich neu kaufen könnte, weil er ach so viel verdient und alles ach so billig ist, den produzieren auch nicht Tante Ernas und Onkel Egons Enkel, nein, den produzieren vermutlich kleine Kinderhände, die das Glück haben irgendwo am anderen Ende der Welt nicht als Kinderprostituierte mißbraucht, sondern nur als eines der billigen 126 Millionen Mädchen und Jungen, die als Arbeitssklaven von Siemens und Co ausgebeutet werden. Auch das erzählt die Lügenkorbstudie nicht.

Die Warenkorblüge erzählt nichts von einer fast Vollbeschäftigung vor 50 Jahren, von einer Nachkriegsgeneration voller Hoffnung, und von Menschen, die hierher geholt wurden, weil man ansonsten die Arbeit nicht geschafft hätte. Die Warenkorblüge berichtet auch nicht von Lohnzuwächsen und Sozialleistungen, die mühsam erkämpft und anschließen mit schwachsinnigen Argumenten wieder abgeschafft wurden.

Die Warenkorblüge berichtet auch nichts von Ausbeutung und Lügen durch geplante Obsolenzen. Das sind Produkte, die von der Wirtschaft wissentlich so produziert werden, dass sie genau nach der Garantiezeit ihren Geist aufgeben. Sie berichtet nicht davon, dass auf bestimmte Produkte eben lebenslange Garantie gehört, ist diese nicht vorhanden, wird das Kundenkonto quasi zum Selbstbedienungsportal der Globalplayer, so, dass es ständig erneuert werden muss. Auch das ist Kapitalvernichtung. Nicht das Kapital der Wirtschaft, versteht sich, nein, der Kunde wird zum Dauerzahler, Dauerneuanschaffer für Produkte, die haltbar sein könnten, die qualitativ hochwertig sein müssten, diese Betrugsform gehört abgeschafft, nur das erzählt die Warenkorblüge eben auch nicht.

Die Warenkorblüge erzählt auch nichts von der Kapitalflucht der Reichen in Steuerparadiese und davon, wie sie reumütig ertappt nicht einmal bestraft werden, weil eine Richterkrähe der Zahnarztkrähe von nebenan nun einmal kein Auge aushackt, und einem wie Ackemann gleich gar nicht.

Die Warenkorblüge erzählt auch nichts davon, wie mit Luft ganze Volksvermögen und Ersparnisse von Banken an Börsen verzockt wurden und diese nicht zur Rechenschaft gezogen werden.

Die Warenkorblüge erzählt auch nicht, wie Ratingagenturen ganze Staaten schlechtraten und reif schießen, damit Steuerzahler den Banken ihre Kredite erstatten, die ebenjene Ratingagenturen bezahlen.

Die Warenkorblüge erzählt nichts von mißlungener Integration.

Die Warenkorblüge erzählt nichts davon, dass die D-Mark gegen den Willen des Volkes abgeschafft wurde, und von all den damit verbundenen Lügen von blühenden Landschaften. Die Superreichen, die Bankster und Politiker reiben sich lachend die Hände.

Die Warenkorblüge erzählt nichts von Bankenpleiten, Arbeitsplatzabbau, Minijobs und HartzIV, Arbeitszwang und dem Ausverkauf deutscher Innovationskraft an China und Co, nichts von Heuschrecken, nichts von von Banken gewollten Staatspleiten. Die Warenkorblüge erzählt nichts von Lobbyisten und Sozialabbau, Rentenkürzungen und davon, wie der Wirtschaft und den Banken das schwer erwirtschaftete Steuergeld auf Zuruf in den Allerwertesten geschoben wird, wenn es geht von der Kanzlerin persönlich.

Nichts wird erwähnt davon, dass Frauen in Spitzenpositionen fehlen, dass Gleichberechtigung zwar als Fußnote erwähnt, aber ansonsten mit Füßen getreten wird.

Die Lügenkorbstudie berichtet auch nicht davon, dass 1960 nicht Unsummen für Kriege verballert wurden, die heute für ganz normale Sozialleistungen, für Bildungsausgaben ect. an allen Ecken und Enden fehlen.

Die Warenkorblüge erzählt uns nur eines, sauft euch billig zu und kriecht am besten noch mit Herzinfarkt und Schlaganfall zur Arbeit, Hauptsache ihr verteuert nicht das unbezahlbare Krankenkassensystem, und wenn ihr nicht mehr könnt, dann klaut dem Chef gefälligst vor laufenden Kameras sein Brötchen oder das Klopapier von der Rolle, damit er euch billig los wird.

Anschließend wird er, in Absprache mit arbeitgeberfreundlichen Richtern, und nach Klageverfahren, das eurer Bank euer finanziertes Häuschen zurückbringt, euch als Billigjobber mit Miniabfindung für einen Euro und mit 80 Wochenstunden einstellen, und wenn ihr dann noch einen Fernseher habt, der funktioniert, spendiert euch RTL die neuesten Superstars und Wohnkontainerexhibitionismus frei Haus. Und das ist das einzige, was am Ende von der großartigen Warenkorblüge als Wahrheit bleibt, fragt ruhig Tante Erna und Onkel Egon.

©denise-a. langner-urso