„Die Mitte“ – Und was ist konservativ?

Konservativ ist es, den derzeitigen Ist-Zustand zu bewahren und ihn weiter zu entwickeln. Konservativ bedeutet nicht, rückwärts zu gehen.

Konservativ bedeutet, die Bevölkerung akzeptiert in überwiegender Zahl Zuwanderung, die Öffnung der Ehe für Alle, Gleichberechtigung, und das gehört bewahrt, das bedeutet für mich konservativ. Es bedeutet aber gleichzeitig, dass die Bevölkerung vorgibt, wie sie leben möchte, und dafür braucht es ein feines Gespür.

Die Grünen haben das, was anderen Parteien fehlt und scheinen ununterbrochen auszuloten, wohin die Gesellschaft schreitet, man kann ihnen dabei weiterhin Glück wünschen, sie dürfen aber nicht aus dem Auge verlieren, dass manche Entwicklungen manchmal etwas länger brauchen, bis eine Gesellschaft mehrheitlich akzeptiert, was andere bereits wollen und leben.

Das beste Beispiel dafür, wie kurzsichtig Politik ist, ist wohl die dauernde Diskussion um ein Tempolimit, denn da ist wahrscheinlich die Mehrheit der Bevölkerung längst weiter als so mancher Politiker. Wenn das aber so ist, warum dann nicht den Mut haben, die Gesamtbevölkerung darüber abstimmen zu lassen.

Es fehlt viel zu oft der Mut, weil es immer öfter nur noch um Wählerstimmen zu gehen scheint. Solche Dinge könnte man auch den Bundesländern selber überlassen, will sagen, möge doch jedes Bundesland seine Bewohner zur nächsten Wahl darüber abstimmen lassen, ob es dort ein Tempolimit auf Autobahnen geben soll. Mir ist es schleierhaft, warum man Angst vor den Wählern haben sollte, wenn man ehrlich ist und kein Egoist, es einem also wirklich um die Sache geht und nicht nur um das eigene Amt.

Die gesellschaftliche Entwicklung erkennen, begleiten, Stimmungen abfragen, Mehrheiten finden, sie sehen, wenn sie vorhanden sind, das würde vielen Parteien helfen, statt irgendwelche Mottenkisten bewahren zu wollen, gar neue den vorhandenen hinzuzufügen. Sprich, keinen Schritt zurück hinter das vorhandene.

Ich bin auch der festen Überzeugung, dass wir in Deutschland kein Heimatministerium brauchen, was wir aber dringend benötigen würden, das wäre ein Ministerium für Gesellschaftliche Entwicklung, dass sich ausschließlich damit befasst, Mehrheiten zu erkennen, und wenn diese ausgemacht sind, dann zu Wahlterminen eben doch zu gesellschaftlichen Fragen wie einem Tempolimit gleichfalls die Wähler zu befragen, die Regierung zu informieren, wie die Mehrheitsgesellschaft vermutlich tickt, was Zeitgeist ist, woran es fehlt, was verbessert werden könnte, ein Ministerium, dass dazu Vorschläge macht, wie man die Regierung auf dem Laufenden hält, denn ich habe an viel zu vielen Stellen und in vielen Ministerien tatsächlich den Eindruck, dass dort regelrechte Betriebsblindheit herrscht.

Ein Ministerium, dessen Mitarbeiter alleine damit befasst sind, durch die Republik zu touren, von Ort zu Ort und Stadt zu Stadt und dort quasi ununterbrochen Kontakt zur Bevölkerung suchen um vor Ort und dauerhaft Rückmeldung in die Regierungszentrale und die Ministerien zu senden.

©denise-a. langner-urso