Die neuen Unisex-Tarife der Versicherungen

Im Herbst letzten Jahres hatte der Europäische Gerichtshof sein Urteil gefällt. Zum nächsten Jahr, so die Richter, müssten die Tarife der Versicherer nachgebessert werden. Diese nämlich berechneten die Geschlechter auf ungerechte Weise. Hier müsse eine stärkere Balance entstehen.

Die Kunden der KFZ-Versicherungen kannten das Problem aus der vermeintlichen Opfer-Position der Männer. Die vergleichsweise höhere Unfallquote junger Männer hatte in den Berechnungen der Versicherungen dazu geführt, dass Frauen eine wesentlich niedrigeren Beitrag leisten mussten, den sogenannten Lady-Tarif. Natürlich war jeder Mann, der wenige Unfälle verursachte, unzufrieden. Auch diese Schieflage sollte ausgebessert werden.

Die Versicherungen waren genötigt, ihren Kunden zum Jahr 2013 unter dem Titel „Unisex-Tarife“ neue Verträge anzubieten. Allerdings sollten diese nur – und insofern war der Lärm größer als das Ereignis – für Neuverträge gelten. Die überwältigende Mehrheit der Altverträge hatte also ohnehin nichts von der neuen Gerechtigkeit. Die Versicherungsunternehmen jedenfalls wetterten, die ihnen abgenötigten Änderungen würden zulasten der Versicherten gehen.

Gingen sie dann auch. Wofür Verbraucherschützer gewarnt hatten, traf ein. Die Versicherer nutzten die Chance und erhöhten ihre Preise auf breiter Front, abgesehen von ein paar Abschwächungen hier und da, vor allem bei symbolträchtigen Fällen, z.B. bei der KFZ-Versicherung junger Männer. Rache ist Blutwurst! Das jedenfalls ist die Ansicht vieler Verbraucherschützer. Auch wenn einzelne Fachleute es verneinen, sind die Verbraucherschützer mehrheitlich der Ansicht, die Versicherungsunternehmen hätten die Neuberechnung vor allem positiv begriffen: Als Möglichkeit der Gewinnerhöhung.

Ob der kurzfristige Termin Mitte Dezember ein ausreichender Anlass zum sinnvollen Versicherungswechsel war, wie er gleichzeitig mit den Unisex-Tarifen von vielen Versicherungen offeriert wurde, bezweifeln viele Fachleute. Wenn die Preise fallen, fallen meist kleingeschriebene Leistungen auch weg, die der Kunde gern hätte, wenn er von ihnen wüsste.

Bei all der Unruhe um die Unisex-Tarife ist deshalb dazu zu raten, weiterhin auf Qualitätsangebote statt kleiner Geldersparnisse zu achten, etwa indem man sich die Ergebnisse der Stiftung Warentest anschaut. Die Ergebnisse des Jahres 2012 für den Bereich Zahnzusatzversicherung etwa hatten für Kunden der Allsecur, des Direktvertriebs der Allianz, erfreuliche Ergebnisse. Alle drei getestete Tarife wurden mit gut oder sehr gut benotet.

©reimund noll