EM 2012 – Politisch/wirtschaftliche Angriffe auf Souveränität und Steuerzahler

Feuerwerk wie an Silvester, Autokorso und Tröte, und man weiß, ein Verband hockt sich zusammen, die Trainer vielleicht auch, und der eine oder andere mag sich eine Cohiba angezündet haben, die Laura Chavin oder Winston Churchill liegen auch schon bereit. Deutschland hat also sein erstes Spiel gewonnen, mit mehr Glück als wirklichem Können und auch mache Schiedspfiffe waren eher freundliche Unterstützung, denn gerechtfertigt, zumindest, wenn man ehrlich ist.

Das Verhalten der deutschen Fans wieder einmal auffällig, da wirft man schon zu Beginn Gegenstände aufs Feld …

und was in Polen nach demRussland EM-Spiel abging, das berichtet auch nur die BBC! Da lieferten sich Fans ausserhalb des Stadions eine Straßenschlacht mit den Schiedsrichtern und der Polizei.

Halb Deutschland rottet sich beim Public Viewing zusammen, plötzlich entdeckt man Gemeinsamkeiten und hat ganz viele Freunde, gerade so, als gebe es nichts Wichtigeres, als ein Spiel, keine Probleme, denn ansonsten rotten sich solche Menschenmassen eher selten zusammen, schon gar nicht dann, wenn man eigentlich mal zu einer Demo oder zur Wahl gehen könnte, weil das nämlich über die Politik der nächsten Jahre, über den eigenen Geldbeutel sogar, entscheiden könnte.

Aber, warum soll man sich für etwas einsetzen, was einem hilft, gehen ja genug andere hin, und man fällt weder in der Familie, noch in der Nachbarschaft oder gar beim Arbeitgeber unangenehm auf. Also duckt man sich lieber weg, fürs Wählen und dabei gibt’s kein Bier, und bei Demos eher auch nicht. Außerdem, die anderen könnten nachfragen, nur nicht auffallen. Feige ist das, ganz feige.

Schon vor dem Spiel steigt der Alkoholpegel ganz unerwartet, der Einzelhandel freut sich, seit Wochen geht das so, da zeigt man Flagge und Nationalstolz, deckt sich mit Fanartikeln ein, dass die Schwarte kracht, sparen kann man ja ein anderes Mal, und wenn eben die Kreditkarte zahlt, wen stören schon die Schulden, schließlich erwartet man für das Flagge zeigen auch den Sieg, gerade so, als gewänne der, der die dickste Geldbörse hat. Da wird Urlaub genommen, krank geschrieben, wenn es sein muss, und die Wettbörsen gehen durch die Decke.

Und die Politik im Hintergrund nutzt die Gunst der Stunde, in der ganz Deutschland bierselig irgendwo auf eine Leinwand starrt und sagt Spanien 100 Milliarden an Bankenunterstützung zu. Anschließend taumelt Deutschland ins Auto und hupt, fällt in der nächsten Kneipe ein, dann ins Bett, und derweil verrutschen solche Nebensächlichkeiten wie Milliardenkredite von der Hauptmeldung in den Nachrichten, die der geprüfte Mitspieler nun garantiert vor Überanstrengung nicht mehr schafft, in die Abteilung Kurzmeldung und verschwinden auf Seite Nirgendwo in den Zeitungen, weil der Fußball Seite1- X vollends auslastet.

Auch, dass inzwischen die echte Fiskalunion droht, bekommen nur wenige Menschen mit. Wie der Spiegel berichtet sollen die Mitgliedsländer ihre Budget-Kompetenzen an Brüssel übertragen und Schulden vergemeinschaften und weiter plant man: vier hochrangigen EU-Planer entscheiden, welche Finanzwünsche von welchem Land in welcher Höhe gerechtfertigt sind.

Auch, dass die Superreichen Konzerne einen Deal abschließen, bei dem der Staatskasse 1,5 Milliarden Euro an Steuern entgehen, dürfte an Vielen einfach vorbeigehen. Eine Schande, eine Frechheit! Das Handelsblatt berichtet:

1,5 Milliarden Euro hätten VW und Porsche eigentlich an das Finanzamt zahlen müssen. Doch der Verkauf der Porsche AG an VW bleibt steuerfrei. Mit einem Trick können die beiden Autobauer den Fiskus umgehen.

Und das Handelsblatt berichtet weiter:

Die bereits eng verbandelten Unternehmen sorgen dafür, dass VW das Sportwagengeschäft der Porsche AG komplett übernimmt und der Dachgesellschaft Porsche SE dafür neben einer Milliardensumme auch noch exakt eine VW-Stammaktie gibt. Folge des Deals: Laut der Lücke im Umwandlungssteuergesetz ist das dann kein Verkauf mehr, sondern eine Umstrukturierung. Und ohne Verkauf fallen auch keine Steuern an.

Schön, also keine Anstalten, sich in irgendeiner Form am Staate zu beteiligen, zahlen dürfen für die Krise wie üblich die, die die dicken Kisten zusammenschrauben, ganz toll ist das! Eine bodenlose Unverschämtheit und Frechheit. Aber anschließend dem Steuerzahler die Maut aufs Auge drücken wollen, wenn kein Geld da ist, für die immer maroder werdenden Straßen! Deutschland ist für Reiche und Konzerne wirklich ein Steuerparadies 1. Klasse.

Damit sollte die Bundesregierung werben, da strömen demnächst neue Unternehmen ins Land, dass wir jeden Bundesbürger dreifach beschäftigen können und dass wir Deutschland mit Neuunternehmen zupflastern können. Unternehmer, die hier die Flucht ergreifen müssen ja mit dem Hammer geprügelt sein, mehr umsonst geht wirklich nicht. Vielleicht wissen es die, die hier flüchten noch nicht, wie man Steuern vermeidet, einfach mal bei VW/Porsche anfragen. Soviel essen kann man wirklich nicht, wie man, naja… möchte!

Macht nix, Fußball ist wichtig, was schert uns da die Politik, was schert es uns, wenn die Fiskalunion kommt und uns demnächst der griechische, der spanische, der französische und der portugisische Finanzminister anordnen, was wir zu überweisen haben, wenn Unternehmer sich auf unsere Kosten so impertinent bereichern, wenn unsere Alten Niedrigrenten wegen solcher Gierhälse erhalten, die Schulen kein Geld bekommen, die Infrastruktur wegen solcher Unternehmer zerfällt, wenn Kindertagesstätten wegen ihnen nicht gebaut und Schwimmbäder geschlossen werden müssen …

Was während der Beruhigungsspiele gegen die Menschen beschlossen wird, die Wenigsten bekommen es mit. Das ist einfach nur noch pervers und krank, liebe Politiker, lieber Herr Schäuble! Denn jener Herr hat die Fußballzeit in der Telefonkonferenz verbracht. Die SPD hälts wie das Volk und schließt sich ihm an, bekommt von alle dem nichts mit, schweigt, wie die Grünen auch, von der FDP ist ohnehin nichts als Zustimmung zu erwarten. Hoffentlich sind die Jubeldeutschen jetzt wach, die Politik verschachert nämlich demnächst auch noch der Oma ihr klein Häuschen, und bringt darin Obdachlose aus jener Warmherzigkeit unter, die sie auch Unternehmern und Banken zukommen lässt, wenn wir nicht wachsam sind, wenn sich dagegen kein Widerstand regt,denn es wird ja schließlich bald Winter und Omi ist im Pflegeheim sicher auch gut aufgehoben. ….

Heute ist man plötzlich Mehr-Deutscher, und ganz besonders auffällig verhalten sich jene, die uns predigen, wir müssten gute Europäer sein, Politiker jeder Couleur. Die Prediger reißen die Maske vom Gesicht, kehren das wahre Gesicht nach außen und versprechen sich von Facebook Umfragen neue Freunde und Wähler, überschlagen sich mit Tipps pro Deutschland, denn natürlich brächte alles andere ja vielleicht sinkende Wählerzahlen. Natürlich siegt Deutschland, wie könnte es auch anders sein, aber ein Gegentor spricht man gerade noch so dem Gegner zu, schließlich soll er ja nicht ganz ohne vom Platz gehen, sich vollends „blamieren“, sofern man das überhaupt kann, denn schließlich nimmt man ja teil an der EM, und irgendwie hat man sich das ja erspielt, schon vorab etwas geleistet.

„Guck mal, der ist auch Deutschlandfan, der interessiert sich für uns hier unten, hat Interesse an dem, was das Volk treibt, der ist ja richtig Klasse!“ Damit fängt der Politiker Stimmen, erwirbt Sympathie. Das ist legal, zeigt aber auch, dass jener eben kein echter Europäer ist. Sonst würde er nämlich anders agieren.

Sowohl Frank Walter Steinmeier als auch der Grüne Kretschmann haben sich fast überschlagen im Fanbaggern, und fragten, wer denn wie hoch gewinnen würde.

Kretschmann gab das 2:1 vor. Beide Politiker erhielten von mir diese Antwort:

ganz ehrlich? Wenn Nationen und Politiker mit ihnen gegen andere Nationen wetten und sich selbst den Sieg einreden, so zeugt das von unerträglicher Arroganz-oder hat je jemand einen Politiker gesehen, der sagt, mir ist das egal, wer besser spielt, der soll gewinnen, sprich, wer mehr Tore erzielt? Ehrlich wäre eine solche Aussage, auch, wenn man damit vielleicht Fans und Wähler „brüskiert“. Mir ist es egal, wer gewinnt, Hauptsache, das Spiel ist fair, so einfach ist das. Ich muss nicht die angeordnete Flagge schwingen und mit der Herde rennen-ich freue mich einfach für den, der gewinnt. Und wenn das Politikern nicht möglich ist, oder Bürgern, Wählern, dann muss auch niemand von irgendeinem vereinten Europa ect. faseln, alleine durch Ihre Ansage, 2:1 für Deutschland nämlich enttarne ich Sie als scheinheilig!

 

Kretschmann erträgt diese Antwort gelassen, der SPD-Mann hat sie gelöscht, wie er übrigens öfter unbequeme Antworten löscht. Wer lässt sich schon gerne entlarven und vorwerfen, er predige Wasser und saufe Wein? Nichts anderes tat meine Frage nämlich, sie konfrontierte sie mit der Auseinandersetzung, dass man nicht dem Volk Europa verkaufen darf wenn man schon beim Spiel Deutschland schreit.

Entweder also ist es einem dann egal, welcher Europäer gewinnt, und dann steht man dazu, stellt ein Unentschieden in den Raum und begründet das, auch, wenn es Stimmen kostet. Entweder wollen die Herren Europa und fühlen europäisch oder eben nicht. Dann bitte auch fair sein, auch mal für die Aufrichtigkeit den Wähler verärgern, denn dann lässt man den besseren Gewinnen oder macht beide durch ein Unentschieden zu Siegern, so einfach ist das. Ganz oder gar nicht, wenn es um Europa zählt geht sonst nichts. Bei der DM/Eurofrage schreien die Herren ja auch nicht DM …

Was also wollt ihr? Den Wählern Bullshit erzählen, an den ihr selbst nicht glaubt, der alleine dem Zweck dient? Seid ihr nun Europäer oder nicht? Dann fragt demnächst gescheit, gebt gescheite Antworten vor und begründet sie, und löscht gefälligst nicht unbequeme Wahrheiten!

Wer so die Maske fallen lässt, der ist alles andere, als ein guter Europäer, der ist feige. Und ehrlich wäre nur die Wahrheit. Gerade von Steinmeier hätte ich mehr erwartet, zum Beispiel die Ansage, die Portugiesen sind so gebeutelt, freuen wir uns mit ihnen, selbst wenn sie gewinnen, möge der bessere Europäer siegen. Aber Politiker speziell in der SPD sind eben verlogen und nicht so mitfühlend und sozial, wie sie uns immer weismachen wollen. Schade eigentlich …

Und die Leser fragen sich derweil noch immer, was denn Cohiba, Laura Chavin und Winston Churchill sind, ganz einfach, Zigarren, so einfach ist das!

 

©denise-a. langner-urso