Seit ein paar Tagen diskutieren wir die Zinsentscheidung Draghis und verlieren ganz aus den Augen, dass neben der kalten Enteignung von Kleinstsparern die Zinssenkung noch ganz andere Auswirkungen hat, als die, die wir so empört betrachten. Das Verhältnis USA – Europa und das Freihandelsabkommen, auch das sollten die großen Medien umgehend einmal betrachten. Und wer auf diese Themen den Blick lenkt, dem stellt sich unweigerlich die Frage, was all das mit dem gestörten Verhältnis der Europäer zu Amerika zu tun hat, denn vielleicht, nur vielleicht hängt Draghis Zinsentscheidung auch mit diesem zusammen. Und so stellt sich die Frage, welche Auswirkungen die Snowdenenthüllungen und die europäischen, scheinbar empörten Reaktionen damit zu tun haben.
Dass das, was und die Bundesregierung jetzt an billigem Aktionismus bietet, allenfalls Augenwischerei ist, das dürfte jedem, der etwas gesunden Menschenverstand hat, klar sein, dafür sprechen die fast schon tölpelhaft wirkenden Ansagen Friedrichs, der ja jedwedes amerikanische Supergrundrecht über deutsche Privatsphäreinteressen stellt. Dafür spricht aber auch die Tatsache, dass die Delegation ohne großen Wirbel zu veranstalten, umgehend nach Amerika reiste. Gleichzeitig kommt zu Guttenberg zur Kanzlerin. Alleine das reicht, denn was zu Guttenberg in Amerika wirklich für Aufgaben hat, das liegt völlig im Ungewissen, vermutlich so eine Art Zwischenfunktionär, der die Zusammenarbeit von BND und NSA vertieft. Eine Vermutung nur, aber eigentlich nicht die schlechteste.
Das Verhältnis also ist gestört, die Bürger hier sehen Snowden eher als Helden, was sowohl beiden Geheimdiensten, als auch gewissen Wirtschaftszweigen, die von Datenverwertung, Auswertung und Handel leben, ganz sicher ein Dorn im Auge sein dürfte. Und natürlich erwarten diese Herrschaften auch eine Art der Wiedergutmachung, denn schließlich sind deutsche Medien an den Veröffentlichungen beteiligt. Was also liegt näher, als den Regierungen über Draghi und den Zinsschnitt zu verklickern, welche Macht die haben, die von Überwachung leben? Und den Amerikanern ist der Exportüberschuss Deutschlands ohnehin ein Dorn im Auge, wie überhaupt ein starker Euro.
Wem schadet die Zinsentscheidung?
Und was bewirkt denn die Zinssenkung noch, außer, dass sie die Sparbücher der Kleinstsparer trifft? Richtig, der Dollar steigt, Energie verteuert sich, denn am Euro hängt das Öl. Und Öl ist in Zeiten amerikanischer Kriege am teuersten und diese werden immer seltener, im Gegenteil, jetzt verhandelt man sogar mit dem Iran, woran erneut gewisse Wirtschaftszweige kein Interesse haben dürften. Man muss halt weiter denken, als bis zu Omas Sparbuch.
Öl also wird teurer, und mögen es nur ein paar Cent sein. Aber rechnen Sie diese zwei drei Cent auf ein paar Milliarden Liter um, so ergibt sich ein schönes Sümmchen, das überwiegend in wessen Taschen fließt? Richtig! Und geschädigt sind all jene, die von diesem Stoff abhängig sind, nicht nur die europäische Produktion, nein auch all jene, die auf ihre Kraftfahrzeuge angewiesen sind.
Und für wen werden dadurch wohl Importe günstiger?
Welchem Herrn dient Draghi?
Da darf man doch vielleicht fragen, wem Draghi gerade mehr zuarbeitet, den Amerikanern oder den europäischen Interessen, da muss man fragen, welche Aktien dieser Herr vielleicht im Portfolio hat, für wen er im eigentlichen Sinne arbeitet, denn Banken verdienen ja immer. Dass aber ausgerechnet jetzt, wo die Affäre um einen Whistleblower auf der Tagesordnung steht, wo die Europäer das Freihandelsabkommen hinterfragen, Draghi die Zinsen senkt, das ist schon sehr verdächtig, ein amerikanischer Wink mit dem Zaunpfahl vielleicht sogar, ausgeführt per Draghi um die, die das Freihandelsabkommen hinterfragen, es auch nur wagen, auf den rechten Weg zu bringen!?
Denn Amerika braucht den europäischen Markt sehr wohl, gerade jetzt, und wo man keinen konventionellen Krieg führen kann, da sichert man sich die Märkte eben anders, notfalls über Druck auf schwächelnde Regierungen, die gerade nicht so handlungsfähig sind, notfalls per Druck auf die gesamte Union, die sich selbst die Hände gebunden hat und ständig nach dem Schutz amerikanischer Freunde bettelt.
Nein, es geht hier nicht um die europäische Krise, hinter Draghis Entscheidung steckt viel viel mehr, und dabei geht es ausschließlich um den europäischen Markt und amerikanische Interessen an diesem. Und das sollten die Europäer bedenken und Draghi fragen, wem er eigentlich dient, denn mit der europäischen Krisenbewältigung hat das wenig zu tun! Eher werden von Draghi amerikanische Interessen bedient, wird von ihm versucht, den USA aus ihrer eigenen Wirtschaftskrise zu helfen. Dazu gehört dann auch, den hiesigen Markt umfassend und unter Umgehung sämtlicher Gesetze, die die Privatsphäre betreffen, analysieren zu können. Und dabei scheint jedes Mittel Recht zu sein und Draghi ist williges Werkzeug, nur sieht man das erst bei mehrmaligem Hinschauen und nur dann, wenn man tiefer analysiert. Amerika will nur endlich wissen, wo Europas Interessen wirklich liegen, und wie tief gestört das Verhältnis wirklich ist. Und dabei ist Draghi vermutlich williger Helfer …
Wo steht Deutschland?
Und natürlich sehen die Amerikaner genau an diesem Punkt, welche Führungsstärke die Kanzlerin wirklich in Europa hat, wie wichtig den anderen Europäern das deutsche Wachstum wirklich ist, wenn es um ihre eigene Existenz geht. Und da hat die Kanzlerin alles verspielt durch die von Deutschland auferlegten Sparmaßnahmen, was man verspielen kann und ihr Ansehen und ihre Führungsstärke sind massiv gefallen. Ansonsten hätte Draghi den Zinsschritt nicht gewagt. Und das beweist auch, dass sich die Amerikaner um das Freihandelsabkommen keine Sorgen machen müssen.
Allenfalls wird die Kanzlerin vielleicht ihren Sprecher hilflos erklären lassen, in Europa hätten sich die Mehrheiten eben genau das beschlossen. Nur über den eigenen Machtverlust wird sie kein Wort verlieren, den werden ihr die Medien genüsslich und früh genug aufs Butterbrot schmieren. Und wie es um Weichenstellungen für die deutsche Zukunft steht, auch das kann man hier deutlich ablesen, denn seit Frau Merkel gibt es sie in der deutschen Politik nicht, man denkt hier allenfalls bis zum nächsten Wahltag und an den eigenen Machterhalt, sonst säße ein Herr Draghi nicht an der eigentlichen Schaltzentrale der Macht in Europa …
Das war kein Warnschuß mehr, das war eine „Kriegsansage“ aus Amerika und Europa, und die Kanzlerin sollte den Schuß deutlich gehört haben. Aussitzen kann Frau Merkel das jedenfalls nicht, und darüber sollten die Medien berichten, sofern sie noch etwas Allerwertesten in den Redaktionshosen haben.
©denise-a. langner-urso