Wer zwischen den Zeilen lesen kann, wer die Mimik und Gestik Lindners deutet und dazu seine Stellungnahme verfolgt hat, der bemerkt, hier geht einer mit aufrechtem Gang, einer mit Anstand, und doch kritisiert er mit subtiler Wortwahl die Führungsqualitäten des Herrn Rösler, der eben nicht den Anstand besaß, sein Amt zur Verfügung zu stellen, nach der undemokratischen Vorwegnahme des Ergebnisses des Mitgliederentscheides.
Die dabei wichtigste Passage der Rede war dieser eine Satz:
Meine Erkenntnis hat für mich zur Konsequenz, dass ich aus Respekt vor meiner Partei und vor meinem Engagement für die liberale Sache mein Amt niederlege.
Lindner kritisiert damit einfach nur, dass egal, was er getan habe, es wurde umgehend zunichte gemacht, von einem der allenfalls Klassensrecher ist, nie aber zum Schulsprecher gemacht werden dürfte, von einem, der weder Feingefühl hat, noch Führungsqualitäten. Auch hat Rösler all das verraten, was der FDP immer wichtig war, was einst auf ihren Fahnen geschrieben stand, nämlich eben das Liberale, die Demokratie, das Deasaster um den Mitgliederentscheid nämlich meinte Lindner, als er von den Vorgängen in den letzten Wochen sprach.
Als Mitglied des Deutschen Bundestages werde ich weiter aus Überzeugung für den politischen Liberalismus kämpfen .
Auch dieser Satz aber ist wichtig, denn Lindner weiß, nur im Bundestag selbst kann er noch für Demokratie und Liberalismus werben in seinen reden, in der Partei unter Rösler hingegen nicht, der Zug ist abgefahren, niemand nimmt einen Parteivorsitzenden ernst, der so parteiintern die Demokratie nach außen hin für die Wähler offensichtlich, mit Füßen tritt.
Und bemerkenswert auch sein Abgang, mit den Worten „Auf Wiedersehen“.
Natürlich werden wir Lindner wiedersehen, unter einer anderen Parteispitze, nicht unter Rösler, soviel ist sicher, denn mit Lindner ist einer gegangen, der noch Politik alter Schule mit Diplomatie, Psychologie und Philosophie zu verbinden vermag, einer eben, der durch und durch das ist, was man im allgemeinen von einem Abgeordneten erwartet zu sein, Vollblutpolitiker, der sein Handwerk gelernt hat von den ehrwürdigen Garden der FDP, wie von Hans-Dietrich Genscher, die noch wussten, wie man mit Moral und Anstand Politik betreibt.
Er hätte es auch so formulieren können, wie Rösler das vermutlich getan hätte, mit der Methode Holzhammer: „Mach deinen Mist gefälligst alleine und löffle die Suppe aus, die du (Rösler) der FDP eingebrockt hast“, und genau hier, an seinem würdevollen Abgang zeigt die sich der feine Unterschied zwischen Politikmöchtegern und Politiker…
©denise-a. langner-urso