Folgen der Finanzkrise immer noch spürbar

Die Subprime-Krise ist fast sieben Jahre her, doch die Nachwirkungen sind immer noch spürbar. Besonders in den USA, dem Ausgangspunkt der Krise, droht ein Wandel bislang ungekannten Ausmaßes.

Große Unterschiede bei der Krisenbewältigung

Die Flutwellen der 2007er-Krise haben sämtliche Branchen getroffen. Einige haben sich jedoch schneller erholt als andere wie zum Beispiel die Telekommunikationsbranche: Die schwache Konjunktur bescherte dem Telekom- und Medienbereich schwere Zeiten, besonders im Geschäftskundenbereich. Inzwischen haben Unternehmen wie O2 ihre alte Stärke zurückerlangt; das Angebot bei den Geschäftshandys ist größer und attraktiver denn je, Innovationen kommen immer früher zur Marktreife. Telekommunikationsunternehmen sind damit ein hoffnungsvolles Beispiel, wie Krisen bewältigt werden können. Doch das ist auch stark regional abhängig.

USA bleibt Sorgenkind Nr. 1

In den USA sieht es nämlich immer noch nicht besser aus. Ganz im Gegenteil: Weite Teile des Landes beklagen wachsende Leerstände, in Großstädten wie Cleveland liegt das Durchschnittseinkommen bei gerade einmal 15.000 US-Dollar. Das sind nicht einmal 11.000 Euro, bei gleichzeitig hohen Immobilienpreisen. Die Armut weitet sich also aus, und das alte Prinzip, die schwächelnde Wirtschaft mit Krediten zu stützen, scheint nicht mehr zu funktionieren. Oder anders ausgedrückt: Das Kreditsystem ist an seinen natürlichen Grenzen angekommen.

Zwischen den Optionen gefangen

Auch in Europa ist die Lage längst nicht rosig. Die EZB stützt die Märkte zwar seit Jahren mit billigem Geld, doch eine Dauerlösung ist das nicht. Außerdem entstehen dadurch neue Probleme (Stichwort Lebensversicherungen). Generell scheinen die Schwankungen auf den Finanzmärkten immer schneller und unvorhersehbarer zu werden, ein Beispiel dafür sind die Währungskrisen in der Türkei oder in Brasilien. Diese sind zwar keine direkten Folgen der Hypothekenkrise von 2007, aber gerade deswegen ein Beleg dafür, wie instabil die Märkte geworden sind.

Amerikanische Probleme sind hausgemacht

Zum Schluss noch einmal zurück nach Übersee. Eines der Hauptprobleme der USA ist die zunehmend schlechtere Wettbewerbsfähigkeit. Das ist eine Folge des Schul- und Bildungssystems, in das viel zu wenige Gelder gepumpt werden. Die rund 100 Elite-Unis gehören zwar zu den besten der Welt, verfälschen das Bild aber, da sie nur einen Bruchteil der Bevölkerung betreffen. Dasselbe gilt für den boomenden Tech-Sektor: Google und Co. geht es prächtig, doch die klassische Industrie stirbt aus. Und mit ihr etliche Millionen Arbeitsplätze. Um den Niedergang abzuwenden, bedarf es nicht nur punktuellen Veränderungen, sondern einer Reform, die alle Bereiche von Wirtschaft und Privatleben betrifft – allen voran das Konsumverhalten und die Kreditfreudigkeit, die jahrzehntelang als selbstverständlich genommen wurde.

©demi