Frank Schirrmacher – Nachruf auf ein journalistisches Rückgrat

54 Jahre nur durfte er ein ausgefülltes Leben geniessen, und wie tief müssen einen so aufrechten Mann wie ihn, die gestrigen Vorwürfe des Herrn Roßmann bei Anne Will verletzt haben. Denn dessen Angriff hat ausgerechnet die FAZ nicht verdient.

Die FAZ war auch im Falle Wulff stets eines der Blätter, die zuerst recherchiert und dann mit spitzer Feder berichtet haben. Und speziell Herr Schirrmacher gehörte zu einer schon fast ausgestorbenen Art von Journalisten, die unbedacht nicht agierten.

Schirrmacher war beliebt bei seinen Lesern, mit ihm verband die Leserschaft des Blattes auch die schon ungewöhnliche Art möglichst politisch unbeeinflusste Berichte zu verfassen, die oft gegen den Strom vieler anderer Massenmedien gerichtet waren. Dadurch unterscheidet sich das Blatt gewaltig von der ansonsten eher oft faden Einheitssuppe.

Als Mitherausgeber der FAZ hat Schirrmacher es stets verstanden in ungewöhnlicher Schärfe politische Debatten im Land zu begleiten, wobei er sich immer treu blieb, und wodurch er erst zum würdigen Nachfolger des scharfzüngigen Marcel Reich-Ranicki werden konnte.

Mit Schirrmacher verliert nicht nur die Gesellschaft einen ihrer besten Kritiker, die komplette Medienlandschaft verliert durch Schirrmachers frühen Tod einen Journalisten, der die Kunst beherrschte, den Mächtigen auf eine oftmals schon viel zu artige Weise die Stirn zu bieten.

Frank Schirrmachers Angehörigen und der FAZ gehört unser tiefstes Mitgefühl.

©denise-a. langner-urso