Friedenspolitik – Europa ist nur eine Kolonie

 

Meine Großmutter hat den ersten und den zweiten Weltkrieg erlebt, meine Eltern beide zumindest die letzten Kriegsjahre des zweiten Weltkrieg. Mein Vater war als Flüchtlingskind mit seinen unter den Elbbrücken in Dresden.

Friedenspolitik zu gestalten will gelernt sein. Europa überlässt sie dem aggressiven Verhalten Amerikas, ist nicht selbstbewusst, gibt sich auf, macht sich zur Kolonie, stellt sein Licht unter den Scheffel, ist mit sich selber völlig überfordert, hat sich verrannt durch zu rasante Expansion.

Kurz darauf war dieser Krieg zu Ende, die Aufbaujahre kamen, und wer in meinem Alter ist, der hat zum Glück noch nie einen Krieg erlebt, kennt ihn nur aus dem Fernsehen, den anderen Medien, vom Hörensagen. Was wir aber erlebt haben, das waren jene Jahre, in denen es große Demonstrationen für Frieden gab, und solche Demonstrationen, die haben einige unserer Kinder auch gesehen. Die, als es um den Irakkrieg ging etwa. Europa war ein friedlicher Kontinent geworden, wir Deutschen, zumindest die Bevölkerung, wir wollten nie wieder Krieg in Europa sehen, unsere Politiker, zumindest bis zum Fall der Mauer, haben gefühlt eher Friedenspolitik betrieben, bis es irgendwann selbst bei den Grünen hieß, nein, da müssen wir mit, Menschenrechte gehen vor, man muss jetzt mal ein Zeichen setzen, wir werden ja sonst nicht ernst genommen, können uns nicht überall raus halten. Und das Ergebnis haben wir jetzt, Europa ist zerstritten, in einzelnen Staaten sind die Für- und Gegenkriegsgegner gespalten, wir haben den Krieg direkt vor der Haustür.

Niemand kann gegen sich selber und mit sich alleine Krieg führen, Revolutionen und Kämpfe um irgendeinen Frühling, der angeblich nach diesen kommt, sie bilden die einzige Ausnahme. Auch Deutschland, besser nur die eine Hälfte, hat so eine Revolution hinter sich, viel getan hat der Westen nicht in dieser Zeit, er hat staunend abgewartet, wie das denn ausgehen würde und das Ergebnis ist bekannt. Deutschland ist vereint, ein Deutschland, welches willkürlich gespalten worden war, mit willkürlich gezogener Grenze, doch gemeinsame Sprache, Kultur, Wurzeln in den Familien hatte, das quasi nur in sich selber eine Grenze trug, die bis heute in den Köpfen besteht.

Die Neuein- und Ausrichtung wird richtig teuer

Deutschland hatte zu dieser Zeit Frieden mit sich selber und seinen Nachbarn, mit alten Feinden gemacht, die Blöcke Russland und USA sich aneinander an genähert, Arbeit von mehr als 60 Jahren erfolgreicher friedlich ausgerichteter Politik von Brandt bis zur Wiedervereinigung führten zu einer EU, die darauf aufgebaut war, friedlich miteinander zu handeln.

Und dann kam Merkel, die nach ihrem politischen Aufstieg, den sie alleine der Wende zu verdanken hatte, ins Amt, wurde quasi überraschend dort hin gespült, ein Machtmensch wie Putin, nur Frau und leise, und an Russland ist in Europa noch nie jemand vorbeigekommen, im Gegenteil, es haben einige Politikergenerationen vor Merkel immer nachdrücklich auf Einbindung und Annäherung gesetzt. Bis Merkel kam eben, die am liebsten allen anderen Europäern voran mit in den Irak marschiert wäre. Und zum Glück passierte das nicht, noch gab es eine Art unsichtbare Bremse.

Derweil sind wir hingegen angekommen an einem Punkt, an dem quasi innerhalb eines Jahres, und im Zerren um einen Staat, der nach wie vor von Oligarchen beherrscht wird, der Ukraine nämlich, die noch nicht einmal Mitglied der EU ist, all das zerstört wurde, was in Jahrzehnten mühsam in Europa an Friedens- und Sicherheitspolitik erreicht wurde, und Putin hat den KSE-Vertrag gekündigt.

Handel erzwingen durch Aggression

Schaut man näher hin, so hat Deutschland, hat Europa immer auf Handel und Wandel gesetzt, die USA haben Handel mit Krieg und Wirtschaftskriegen samt Petrodollars erzwingen wollen. Und man hatte kurze Zeit sogar den Eindruck, die USA machen betreffs Israel nicht alte Fehler, denn zu Israel und den dortigen Falken gehört nun eben aggressive Siedlungspolitik, die Frieden verhindert. Aber kommen wir wieder zu Europa.

Schaut man sich die USA und Europa an, so stellt man fest, die USA haben stets sehr einseitig gehandelt, stets nur auf eine Befindlichkeit einer größeren Gruppe geachtet, deutlich wird das im Irak, in Ägypten und an vielen anderen Punkten, derweil die Europäer und auch deutsche Politiker immer alle Seiten betrachtet haben. Auch Russland betreffend, und so fand auch mit diesem Land Annäherung durch Handel verbunden mit Wandel statt, das Verhältnis konnte bis vor kurzer Zeit nicht besser laufen. Und dann mischten sich die USA erneut in eine Revolution ein, taten es in der Ukraine auch neue EU Politiker zum ersten Mal aggressiv und beförderten eine einzige Seite statt abzuwarten.

Europa als amerikanische Kolonie

Kommen wir aber einmal zum Frieden, so sieht man an Kuba, Frieden wird erst dann möglich, wenn es Amerika dient. Und nehmen wir aus einer der letzten Diskussionsrunden einmal das wahr, was ein amerikanischer Politologe dort ziemlich beiläufig in die Runde warf, als es um Putin und Russland ging. Da sagte einer unbeachtet, wie amerikanische Politik geht, der amerikanische Politologe James W. Davis sinngemäß: Wir haben euch den Frieden gebracht, ihr solltet dankbarer sein, und wenn wir sehen, dass es nicht so läuft, wie wir uns das vorstellen, dann kommen wir wieder zurück. Deutlicher ging es wohl kaum, nur ging niemand in der Diskussionsrunde auf diese Überheblichkeit, diese Anmaßung auch nur am Rande ein. Eine europäische Kolonie eben.

Und Amerika will in Europa expandieren, will Europa über das TTIP binden, über die Köpfe der Menschen hinweg, über aggressive Handelspolitik, und die Heuschrecken, die warten schon, koste es was es wolle, nur sehen will das keiner. Die Belange hier, die sind den Amerikanern völlig egal, es gehen ihnen ja immer mehr Follower flöten, und bei der Stange halten kann man sie nur über Aggression, unter dem Vorwand, man verteidige etwas, brächte damit Wohlstand und Demokratie, und das Ergebnis säuft dann im Mittelmeer ab oder stellt sich dar wie in der Ukraine. Man muss nur hinsehen, wohin der Weg amerikanischer Politik von Einmischung und Installation gewogener Köpfe in den letzten 20 Jahren geführt hat.

Europäische Lemminge

Dass aber Deutschland und Europa diesen aggressiven Weg mitgehen, das ist einmalig, dass Deutschland nur noch Amerika nachrennt, egal wohin, und sei es dahin, wo die größten Diktaturen und schärfsten Gegenislamisten hocken, das ist neu und erst durch Gabriel möglich geworden. Der Weg führt nach Katar und Saudi-Arabien, wie der der USA auch, egal, wie brutal die Menschenrechte dort verletzt werden. Amerika geht vor, Deutschland folgt, Merkel macht das, was vorher im Irak noch nicht ging und ein Herr Steinbrück verbrüdert sich mit in den USA gesuchten Oligarchen, weil man die Ukraine vor Russland schützen muss. Nö, muss man nicht, man muss Europa vor dem aggressiven Vorgehen der USA in Europa, Europa vor sich selber schützen, denn ein eventueller Krieg wird mitten in Europa geführt werden. Und wie es ausschaut, wenn die USA sich einmischen, mitmischen, ihre Vorstellungen von Demokratie durchsetzen wollen, zurückkommen, das sehen wir ja auch in den Staaten rund Irak und Ägypten. Und über König Fußball oder Olympia, in jedem Falle über Massensport und Ruhigstellung,  bemüht sich die SPD gemeinsam mit einem Sportler und einem befreundeten Wirtschaftsboss, dem Bürger zu verklickern, dass Handel eben doch Wandel in Diktaturen bringt, dass man noch immer den eigenen Weg zu verhandeln nach deutscher Art geht, was nur halt in Russland leider nicht funktionierte, aber alles rechtfertigen soll, was schief geht, wenn Amerika sich irgendwo einmischt. Und Russland war auf halbwegs gutem Weg, das Verhältnis war gut, doch von gewisser Seite nicht gewollt, als bedrohlich für das TTIP angesehen. Es hätte ja ein anderer Vertrag geschlossen werden können, oder ein zuzüglicher …

Sport als Tarnanzug, Hauptsache der Umsatz stimmt

Und wie man dann versucht zu sagen, es ändert sich ja etwas durch Handel und Sportevents, das schlägt dem Fass den Boden aus, denn allenfalls ändert sich eins: Die neue SPD, Sportlobby und Wirtschaftslobby sitzen bei ARD in der ersten Reihe nebeneinander und verkaufen das amerikanische Konzept, dass der Feind des Feindes der beste Freund ist, gemeint Katar und Saudi-Arabien, wenn es um Öl geht, sogar dann, wenn er unter Islamisten und Menschenrechtsverletzern ISIS kaum nachsteht, nur eben nicht aggressiv expandiert und nicht seine Menschenrechtsverletzungen per youtube filmt. Und dann ist eben jedes Mittel recht, Hauptsache, das Volk ist abgelenkt während Spielen und die Wirtschaft, der Rüstungsexport brummt. Die Amerikaner arbeiten mit Saudi-Arabien und Katar – nichts wie hinterher, sind unsere neuen Freunde, die Amerikaner brechen mit Russland, au ja, machen wir natürlich auch. Nicht, dass unsere Freunde böse werden  …

Aber zumindest einer ist zufrieden, die Waffenindustrie in allen beteiligten Staaten Europas, wenn man ukrainischen Oligarchen Kapital des IWF in den Hintern pustet, damit, kein Scherz:  das Land mittelfristig durch „weitreichende Reformen“ auf den Wachstumspfad zurückgebracht werden könne. Stimmt ist ja vor kurzem vor Wachstum noch durch die Decke gegangen, die Ukraine

Na, wenn das mal nichts ist, immerhin. Bei dem Wachstum zumindest der Ukraine und der Aufrüstungsspirale die jetzt droht, ist das Wachstum auch Deutschlands erst einmal wieder gesichert. Zumindest wenn das das Ziel war, dann ist das erreicht, wie in Griechenland, Spanien und Portugal auch, wodurch das Kapital gewisser Banken und deren Anleger gesichert wurde, Ironie aus. Ich sehe nur nicht unsere Bankanlagen aus der Ukraine. Aber macht nichts, wird schon was zu retten geben …

Denn wenn es um Wachstum geht, dann war die Verlogenheit in Europa schon immer groß, da stehen Menschenrechte dann allenfalls noch in Weihnachtsansprachen auf der Tagesordnung, von Friedensgesprächen ganz zu schweigen, denn alles was zählt ist der nächste Börsensprung für den Kapitalzuwachs gewisser amerikanischer und europäischer Konten und deren Anleger, die nächste Ausschüttung, was sind dagegen schon ein paar Menschenrechte, Wähler, Bürger …

Und nur wenn die Russen, wenn Putin es ähnlich macht, seinen Einflussbereich aggressiv erweitert, dann ist das ganz böse, weil man eben das Copyright zu wahren hat, und das beanspruchen die Amerikaner für sich alleine, und wenn für Europa zufällig ein paar Brocken abfallen, dann ist das eben so, das muss man hinnehmen. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Und schaut man dann noch einmal auf das, was der amerikanische Politologe da von sich gab ist klar, die USA behandeln Europa und Deutschland wie eine Kolonie. Punkt. Selbstbewusstsein und Souveränität sehen anders aus! Dann hätte man sich nicht am nabel gespielt und von falschen guten Freunden in X-Auseinandersetzungen verwickeln lassen, wie die Bundesregierungen seit Schröder das tun, dann hätte Deutschland auf China gesetzt, dann würde der Wohnungsbau nicht nach Olympia geplant, nein, dann würde nicht so hässlich wie in Tegel geplant werden, dann baute man wie in Mailand , dann wäre der BER fertig, dann hätte man sich nicht rasant das klauen lassen, was uns ausgemacht hat, was für Made in Germany stand, rasanten Forstschritt, neue Technologien und bald auch das Wachstum!

©denise-a. langner-urso