GroKo – Die morbide Lust sie beim Scheitern zu beobachten

 

Anders kann ich es nicht mehr aushalten, was sämtliche Parteien gerade abliefern, aber als Beobachter habe ich daran inzwischen auch Gefallen gefunden, so traurig es klingen mag. Seien wir ehrlich, es funktioniert doch hervorragend auch ohne installierte Regierung, der Bundestag ist voller, es geht lebhafter zu, und effektiver, so jedenfalls mein Eindruck, auch. Eine Art Minderheitenregierung der anderen Art, erzwungen.

Und was wäre denn so schlimm daran, wenn die Akteure tatsächlich noch von den SPD Mitgliedern den Mittelfinger gezeigt bekämen? Dass frischer Wind durch beide Parteien brausen würde, dass sich beide komplett neu aufstellen müssten, und zwar nicht nur mit komplett anderem Personal, sondern eben auch mit völlig anderen, zukunftsfähigen Programmen. Welcher Wähler will denn in der heute derart schnell voranschreitenden Zeit von Menschen regiert werden, die frisch aus dem Arbeitskreis Digitales kommen und von einer Whatsapp-App schwafeln, mit der man Funklöcher melden kann. Von wo aus, fragt man sich dann, wie feststellen? Mit dem Kompass durch das Land marschieren und sich den Standort x,y Nordwest, a,c Südost notieren? Und dann aus dem nächsten Dorf per Drehscheibentelefon durchgeben, oder gibt es das bei jeder Meldung als Belohnung dazu?

Nein, mit solchen Akteuren ist nun wirklich kein Staat zu machen, und wenn man sich anschaut, aus welchen Parteien solche Aussagen kommen, dann müsste der dümmste digitalisierte Bauer erkennen, mit der Union ist kein Staat zu machen, die hat derweil so sehr im Funkloch zu ihrer Klientel gehaust, das geht auf keine Kuhhaut. Und doch bleiben da noch die Umfragewerte halbwegs stabil, weil von der Kanzlerin selber zwar massive Seitensprünge aber eben keine größeren Skandale zu erwarten sind, wie sonst von so einigen anderen Akteuren ihrer Partei.

Ausgefunkt – Mehr Loch war selten

Stellen wir uns also ruhig einmal vor, die GroKo kommt tatsächlich nicht zustande, dann vergeht noch gut ein dreiviertel Jahr bis zur nächsten Wahl, Zeit genug für alle Parteien, sich darüber Gedanken zu machen, was denn überhaupt für Personal vorhanden ist, und da sehe ich das Potential tatsächlich eher bei der SPD, denn wenn ich Richtung Union schaue, da ist der Nachwuchs, egal wie jung er ausschauen mag, bereits mit 30 mental völlig vergreist, da kommt kein Widerstand, oder kaum, da tummeln sich Abnicker und Stiefelputzer, aber wirklich zukunftsfähige Aussagen höre ich da eher selten, und wenn, dann laufen sie in die Richtung der Entfesselung ihrer eigenen Klientel ohne auf jedwede Nebenwirkung zu schauen.

Bei der SPD hingegen ist das anders, da ist eine schlagkräftige junge Truppe vorhanden, und ich habe vor einem wie Kevin Kühnert gewaltigen Respekt. Genau solchen Menschen gehört die Zukunft, und sie werden viel zu wenig von den eigenen Parteien gefördert. Bei der Union fallen mir da nur Tauber oder Spahn ein, und die setzen sich brav ins Wartezimmer, legen sich vor die Tür und warten, wenn sie heute nicht mehr beim Arzt angenommen werden, brav vor dessen Tür bis zum nächsten Tag, werden allenfalls belächelt, und eventuell weibliches, junges Personal, das ist mir in den Unionsparteien noch nicht aufgefallen, wenn man mal von denen, die allenfalls bisher neben Merkel sich sonnen durften, wie Kramp-Karrenbauer oder Ursula von der Leyen , Frau Klöckner und ansonsten fallen mir aus der CSU allenfalls Frau Aigner und Frau Bär ein, die wirken wie aus einem anderen Jahrhundert, und speziell zweiter traue ich tatsächlich eher Kind und Hof statt ein Regierungsamt zu. Alleine schon vom Personal her, bekomme ich Bauchschmerzen, wenn ich an die Union denke.

Vom Scheitern geht die Welt nicht unter!

Aber zurück zu eventuellen Neuwahlen, man wäre tatsächlich gespannt, wie sich die Parteien dann aufstellen würden, und ob die Union nicht statt endlich getrennt bundesweit anzutreten, doch wieder gemeinsam zu Felde zöge, und ob sie sich noch weiter nach rechts von der CSU drängen lassen würde, als derzeit, ob sie gar mit der AfD versuchen würde zu turteln, und auf der anderen Seite wüsste ich doch zu gerne, was denn passieren würde, stünden halt endlich beide Parteien allen Wählern zur Wahl. Und dann bliebe natürlich am Ende auch endlich die Möglichkeit, dass die CDU statt mit der CSU mit den Grünen versuchen würde überein zu kommen, denn das wäre tatsächlich eine völlig andere Option, eine, die derzeit leider wegen der CSU nicht zur Debatte stand.

Nein, es sind derart spannende Zeiten, ich würde sich gerne die politische Landschaft völlig anders aufstellen sehen, und bei den Grünen dürfte gerne Herr Habeck kandidieren, so, wie ich bei der SPD gerne Herrn Kühnert als Spitzenkandidaten ganz vorne stehen sehen würde. Und ja, vielleicht zöge dann tatsächlich frischer Wind durch das Land, würde man nicht aus Funklöchern Funklöcher melden lassen wollen.

Ja, ich habe tatsächlich eine morbide Lust am Scheitern statt einem Weiter-So, nochmal vier Jahre verschwenden, da ist mir ein spannendes Wahljahr mit anderen Akteuren und einer Schweberegierung und munterem Bundestag derzeit tatsächlich wesentlich lieber. Und ich persönlich kann mir sehr gut vorstellen, dass mit völlig anderen Köpfen und deutlich unterschiedlichen Programmen, die vielleicht zukunftsgerichteter sind, als was zuletzt zur Wahl stand, könnte tatsächlich der Wähler massiv ins Nachdenken kommen, könnten sich die Umfragewerte tatsächlich verändern Traurig aber wahr: von einem Scheitern jetzt ginge die Welt nicht unter, im Gegenteil, es böten sich völlig neue Perspektiven …

©denise-a. langner-urso