Herr Oppermann und die SPD – Wo der Wahnsinn tobt

 

Hoffentlich sind unsere Leser gut ins Jahr 2016 gekommen, und wie diese bemerkt haben dürften, haben wir uns etwas länger selbst vom Netz genommen. War auch gut so, denn was sich zu der Zeit politisch abspielte, das war unerträglich, doch schaltet man den PC wieder ein, so stellt man fest, es ist alles nicht besser geworden, im Gegenteil. Abschalten hilft nicht, schont allenfalls vorübergehend die Nerven.

Und kaum hat das neue Jahr begonnen, poltert Herr Oppermann ums Eck und pöbelt gegen die Union, gegen die Kanzlerin, die ihre Partei viel zu weit nach links gerückt habe. Ja ne, ist klar, die Union zu weit links, derweil Herr Oppermann von der SPD schon gar nicht mehr zu raffen scheint, dass die SPD seit Schröder wie eine Amazone und quasi wie aus dem Nichts der Wirtschaft zur Seite gesprungen ist, und ihre Stammklientel dadurch schneller vertrieben hat, als es in anderen Parteien je möglich war.

Ausgerechnet die Union stünde zu weit links, derweil SPD-Oppermann nicht mehr mitbekommt, dass seine Partei unter Gabriel mit so mancher Aussage immer schneller am Rad dreht, weil unter diesem Vorsitzenden jene Frau erneut auf den Thron gehoben wurde, von der man im Wahlkampf behauptet hatte, genau das würde nie passieren. Aber was tut man nicht alles für einen warmen Sessel? Selbst eine Verdoppelung von Waffenexporten ist dann kein Thema mehr.

Die SPD also sei durch den Linksruck der Union unter Merkel bedrängt, meint Herr Oppermann? Huhu, mal eben aus dem Silvesterkoma aufwachen, Herr Oppermann, neben ihnen hockt links im Bundestag (vom Fernsehzuschauer aus gesehen) eine Partei, die jene Themen abdeckt, die einst ihre Klientel bedienten.

Sie werden in die Zange genommen, wenn man es einmal so nennen will, weil die SPD völlig ideenlos geworden ist, weil sie vor der Union buckelt, dass es zum Himmel stinkt, weil die SPD zum KanzlerInnenwahlverein und zum Abnickdackel degradiert wurde, von jenem Herrn, der von einer eigenen Kanzlerschaft allenfalls träumen kann, solange die Partei nicht gewillt ist, Rückgrat zu beweisen und aus der GroKo auszuscheren, was mit diesem Herrn, der selber viel zu gerne seinen warmen Sessel behalten will, unmöglich ist. Denn dafür braucht es das, was Wirtschaft ständig leben muss, was die Wähler der SPD ja ständig durchleben müssen, Risikobereitschaft nämlich, derweil die SPD Sicherheit nur für ihre eigenen Spitzenkandidaten gewählt hat. Denn alleine das Risiko den eigenen Sessel zu verlieren, hält doch die Parteispitzen davon ab, die Koalition aufzukündigen, weil die Wähler unter Umständen ja eine weitere Koalitionsmöglichkeit, die mit den Grünen oder eventuell gar der FDP zur Wahl hätten, und die SPD ist unter Gabriel und Nahles keine Partei mit Mut, sondern ein Schoßhündchen zum streicheln für jeden, der sich anbietet und einen Futternapf hinstellt, geworden.

Wissen Sie was, Herr Oppermann? Suchen Sie die Fehler in der eigenen Partei, geben Sie ihr ein vernünftiges Wahlprogramm und klauen Sie nicht unerwähnt bei anderen und verkaufen es als ihr Projekt, wie demnächst vermutlich die derzeitige Forderung nach 10 Euro Mindestlohn, den fordert die Linkspartei nämlich seit Ewigkeiten.

Vielleicht klappt es ja mal mit Aufrichtigkeit und einem Kanzlerkandidaten mit Biss, dafür muss man sich aber erst einmal beweisen, auf der Oppositionsbank, denn da hätte die SPD schon nach der letzten Wahl hingehört. Wer glaubt, seine eigene Wählerschaft über Jahre per vorgetäuschter Demokratie, die eigentlich keine ist, an der Nase herumführen zu können, der hat das Regieren nicht verdient. Gewählt haben nämlich die SPD mehr Menschen als nur ein paar Mitglieder, die ständig darauf hereinfallen, parteiinterne Abstimmungen, die angeblich die Mehrheit aller Wähler einer Partei abbilden, seinen die Erfindung der Demokratie an sich. Hier ist niemand irgenwie zu weit irgendwo hin massiv verrückt, Herr Oppermann, sondern Herr Gabriel hat die Partei schlicht und einfach überflüssig und unwählbar gemacht, während die Union die Lücken gefüllt hat, die die SPD nicht oder nicht mehr gefüllt hat. Die Union ist geblieben, wo sie war, die Linkspartei hat ihren Part übernommen, weil die SPD den linken Rand der Union bedient hat, derweil sie ihren eigenen linken Rand vergaß.

Und ich als SPD Chef, zwei Jahre vor der Wahl, wenn ich die Wahl hätte meine Partei aus dem Tief zu holen, bei dem, was derzeit politisch abgeht, ich würde diese Chance nutzen. Wie? Koalitionsbruch und die kanzlerin in eine Minderheitenregierung zwingen, oder sie gleich in die Abhängigkeit der Grünen treiben. Das nenne ich Mut, so könnte die SPD zeigen, was in ihr steckt. Nur sehe ich in dieser Partei niemanden, der dazu das notwendige Rückgrat hätte. Da würden sich die Grünen zuzüglich aufreiben und in gewissen Dingen wäre die Kanzlerin, gegen Zugeständnisse etwa bei Renten, KVen und Co, ganz schnell in die Knie zu zwingen, könnte tatsächlich aus der Opposition heraus für die eigentliche Kernklientel der SPD Politik gemacht werden. So könnte sich die Partei selbst aus dem Chaos ziehen, in dem sie gerade steckt. Aber, was soll es, ist keiner da, weit und breit, der auf seinen warmen Sessel freiwillig verzichten würde, zumal es ja eben keine Gewissheit für in zwei Jahren gibt, dass die Rechnung aufgeht. Ich würde das Risiko dennoch eingehen, speziell, wenn ich ohnehin bereits nach vielen Jahren im Bundestag ausgesorgt hätte.

Und dass neben der Union plötzlich eine Lücke nach rechts entstand, das hat nichts mit Verschiebung zu tun, das hat allenfalls mit mangelnder Bildung und schlechter ausgerüstetem Unterricht zu tun, mit mangelndem Geschichtsbewusstsein, weil schulisch ( und gewollt von allen Parteien) alles gleich gemacht werden musste, weil Ansprüche nach unten geschraubt wurden. Darüber denke man speziell in der SPD einmal nach. Und wer Gleichheit überall und für jeden will, Herr Oppermann, der muss sich dauerhaft auch nicht darüber aufregen, wenn plötzlich die ehemaligen Volksparteien gleich wahrgenommen werden, nur dass die eine sich eben besser verkauft, als die andere, weshalb eine irgendwann überflüssig ist, und das ist offensichtlich aus Wählersicht nicht die Union. Der SPD wünsche ich Nachdenklichkeit und meinen Lesern ein Frohes Neues, hoffentlich weniger chaotisches 2016, wonach es derzeit leider nicht ausschaut …

©denise-a. langner-urso