Homophobie – Lasst uns über Sex sprechen!

Eine aufgeklärte Gesellschaft? Ein verklemmtes, puritanisches, verlogenes  Land mit Maske und Heiligenschein!

Bedauerlich. Ob nun mit Peter und Paul, Ernie und Bert, Lieschen und Gabi oder Anna und Hansi gerechnet wird, all das ist völlig wurscht.

Was aber Angst macht, das sind Menschen, die anscheinend aus all den religiösen Kriegen, die derzeit weltweit toben, nichts lernen. Hier hat man Angst vor einem religiösen Islam und ist doch selbst radikaler Christ wie im Mittelalter. Die Aussagen unter den verschiedenen Petitionen zu dem Thema zeigen deutlich, was jahrelange religiöse Hirnwäsche auslösen kann. Sie zeigen auch, dass es ein großer Fehler war, dass über fast eine Dekade hinweg Themen wie AIDS und Sexualität öffentlich so gut wie aus dem Blickfeld geraten sind. Denn hier wird durcheinander gewürfelt, was nicht vermischt werden darf. Plötzlich sind auch jene wieder da, die Abtreibung und Pille für Teufelszeug halten, dabei sind sie es nicht, die sich für oder gegen ein Kind entscheiden müssen, und ob jemand ein Kind erziehen möchte, das geht niemanden etwas an, außer die betroffenen zukünftigen Eltern selbst.

Wenn man Aussagen im Spiegelforum liest wie:

chefrationalist heute, 08:41 Uhr
Es ist richtig, wenn in der Schule Toleranz gegenüber alternativen Lebensentwürfen gefördert wird. Insofern geben die Bildungspläne schon vernünftige Impulse. Allerdings muss die grün-rote Landesregierung aufpassen, nicht über das Ziel hinaus zu schießen. Es darf nicht sein, dass schon unter Kindern „Frischfleisch“ für das Homosexuellen-Milieu rekrutiert wird.

Wo von Frischfleisch gesprochen wird, wird es einem Angst und Bange, und es kommt noch besser:

bjarneson heute, 08:16 Uhr
Homosexuelle! Sie sollen doch einfach tun was sie wollen, aber anderen ihre Gewohnheiten nicht „aufbrummen“! Kaum jemand ist Homophob. Aber ausgefallene sexuelle Praktiken gehören einfach nicht in den Schulunterricht!

In keiner Schule werden sexuelle Praktiken gelehrt, darum geht es im Lehrplan nicht, es geht einzig und alleine darum, dass Vorurteile abgebaut werden, indem man eben mit zwei Knaben, zwei Mädchen oder auch mit Jungen und Mädchen rechnet, als Beispiel. Und die Vorbehalte gegen eigentlich Selbstverständliches zeigen nur, Religion gehört eigentlich aus der Schule, Religion sollte reine Privatsache sein.

Wer seinem Kind beibringen lassen will, irgendjemand habe aus zwei Menschen, aus Adam und Eva und über Inzucht unter Geschwistern die Welt bevölkert, der möge dies tun, ob das aber dem Kindeswohl dient, das sei irgendwann hinterfragt, und zudem mag man das in der Freizeit tun, sprich am Nachmittag. Wissenschaftlich wäre so ein Vorgehen unmöglich und Inzucht führt dauerhaft eben zu schweren Fehlbildungen, genetischen Schäden. Punkt. Auf dieser Erde gab es nur eine Art der Schöpfung, die Evolution. Basta.

man kann über solche Aussagen nur den Kopf schütteln! Alle kopiert ohne Korrekturen!

Oder gar hier:

radioactiveman80 heute, 08:28 Uhr
Hier ein paar Vorschläge: 1.) Tenor des Unterichts: wenn Ihr einen Homosexuellen kennt – lobt ihn für diesen Mut und seinen „Way of Life“ Seid nett zu ihm! Ihr durft ihn nie, niemals beleidigen! Er kann charakterlich das Letzte sein, hinterhältig und mies zu Euch – egal! Selbst wenn er genervt ist von eurem dauerhaften „ich finds soo toll“ – Gerede – egal, weitermachen, Toleranz jetzt! Reduziert ihn aufs Schwulsein, das tut ihm gut! 2.) es kommmen Repräsentanten sämtlicher sexueller Neigungen in die Klassen und tragen vor. Dann aber bitte wirklich alle: Lack und Leder, Züchtigungsspiele inkl. Schmerzen, Paare die sich gegenseitig voll urinieren, Rollenspielfanatiker (am besten „Lehrer und „Schülerin“), Sex mit Tieren und zu guter letzt Pädophile – alles Teile der sexuellen Vielfalt – kein Problem. 2.) Apropos tolerant: sollte ein Schüler sich jetzt doch noch erdreisten zu behaupten, er findet eine der oben genannten Beispiele nach wie vor widerlich – setzen! Sechs!! Schulverweis!!! Auf die Meinungsfreiheit sei gesch***en – jetzt wird Toleranz erzwungen.

Himmel, man rauft sich die Haare! Welche Schulen haben solche Foristen eigentlich besucht, was glauben diese soll denn gelehrt werden? Das was der Forist vermutet? Das grenzt ja wahrlich an religiöse Eiferer der Teaparty in Amerika! Was glauben eigentlich Menschen, die so formulieren? Welche Kirchen besuchen solche Menschen, an welchem Stammtisch wird so jemand informiert, was Meinung zu sein hat?

Es ist völlig egal, wie Menschen sich ihr Leben einrichten, wie sie gemeinsam leben, das geht niemanden etwas an, und wer solche Ängste hat, der möge doch bitte sich selbst erst einmal aufklären lassen! Eine homosexuelle Ehe ist nicht spannender, als wenn Mutti nach 25 Jahren Ehe mit Papa ins Ehebett hüpft und ihm einen Orgasmus vorspielt, den sie nie hatte, und ob Mutti nun unbedingt Kinder haben wollte, danach wurde sie früher nie gefragt.

Nicht umsonst haben wir heute Gesetze gegen Vergewaltigung in der Ehe, heute darf Frau entscheiden, ob sie arbeiten möchte, oder nicht, ob sie ein Kind austragen will, oder nicht. All das sind Errungenschaften einer aufgeklärten Gesellschaft, und niemand will, dass Frauen sich so behandeln lassen müssen, wie heute noch in anderen Religionen, wo sie nach wie vor Freiwild und dem Manne untertan sind.

Und ja, zur Aufklärung gehört es auch, dass man auch andere Arten der Lebensgemeinschaft zu tolerieren hat, dass man darüber aufklärt, und zwar neutral, und manche Eltern scheinen dazu noch immer nicht in der Lage zu sein. So, wie man einst damit begann, in Lehrbüchern auch mal einen Mann an einer Waschmaschine abzubilden, so können eben nun einmal auch zwei Männer oder zwei Frauen gemeinsam einen Haushalt führen, und daran ist absolut nichts abartig, und wie sie ihren Sex praktizieren, darum geht es nicht, solche Dinge wird Schule nie lehren, das geht niemanden etwas an, so, wie es auch niemanden etwas anginge, wenn sich pöbelnde Foristen vielleicht abends in Gummikostüme werfen, auf dass das gnädige Frauchen sie verprügeln darf, weil sie eben nur so zum Dauerständer kommen, oder, wie es niemanden etwas angeht, wenn sie Partnertausch im SM-Studio betreiben, oder wenn sie Prostituierte aufsuchen, neben der Ehe eine Dauerfreundin finanzieren, weil eben die Ehe doch nicht das Gelbe vom Ei ist, man sich aber wegen falscher Scham und weil wohnhaft in einem Pupkaff sich der Gattin nicht so einfach entledigen kann, wie in einer größeren Stadt.

Man kann Dinge aber nicht weg schweigen, dadurch verschwinden sie nicht, dadurch entsteht Hass auf Fremdes, Andersartiges. Und dieser Hass gehört nicht in Kinderköpfe gesät, weil irgendwelche prüden Eltern meinen, sie hätten die Weisheit mit Löffeln gefressen, derweil man sich täglich mit seiner herzallerliebsten Angetrauten am Abendbrottisch vor dem Kind zerfleischt, derweil man am nächsten Morgen durchs Küchenfenster der 13 jährigen Nachbarstochter im Minirock auf den Arsch und bei Gartenfesten ins offene Dekoltee glotzt.

Himmel Herrgott, es geht um Toleranz und Akzeptanz, um nichts sonst, um ein Stück Normalität, das zur Gesellschaft gehört, wie die der dörflichen Nachbarschaft verheimlichte Abtreibung eines ansonsten unehelichen Kindes mit der verheirateten Nachbarin! Und wer ansonsten im engen Käfig eines verlogenen dörflichen Glashauses sitzt, der sollte nicht mit Steinen werfen und lieber nicht mit dem Zeigefinger auf andere Menschen und ihre Lebensweise zeigen. Die Welt ist nämlich um einiges größer, als manch beschränkter Horizont sie sich vorzustellen vermag. Und wenn Elternhäuser ihre Aufgabe erfüllen würden, dann müsste man viele Dinge nicht den Lehrplänen und der Gesellschaft überlassen.

Doch erst, wenn Papa sagt, dass er lieber kleine Mädchen mag, als Mutti, wenn Opa sagt, er mochte lieber kleine Jungen, als Oma, wenn Popen sagen, dass es unbefleckte Empfängnis quasi nur durch Samenraub geben kann, wenn offen über Homosexualität in den Kirchen von römischen Gnaden gesprochen wird, und wenn die Kirche zu gibt, dass all das die Gläubigen auch offen aussprechen dürfen, und dass dies eben alltägliche Realität ist, kann und wird sich gesellschaftlich etwas ändern.

Und bis es dazu kommt, haben Schule und Gesellschaft die Aufgabe, Indoktrination und Fehlinformationen in der Erziehung im Elternhaus wenigstens etwas abzufedern, und solche Kommentare wie oben sind dafür die richtigen Beispiele, dass in Elternhäusern nicht wenig völlig schief läuft. Punkt.

Diese Gesellschaft ist erst offen, wenn sie ihren Kindern sagt, dass sie auf Motorhauben, Küchentischen, hinter Büschen, auf Sofas und unter Duschen gezeugt wurden und wenn sie spätestens dann, wenn ein Pornoheftchen unter dem Bett liegt, dazu den entsprechenden Kalender zum Geburtstag schenkt, egal, welches Geschlecht gerade bevorzugt wird.

Ich dachte eigentlich, wir wären offener und weiter, aufgeklärter als radikale Christen und Muslime und sind doch einander so gleich …

©denise-a. langner-urso/ not sponsored