Johnsons Wahlsieg und die Analysen

Den Wahlkampf und Wahlsieg Johnsons ständig nur aus Sicht des drohenden Brexit zu betrachten, war und ist ein Fehler, denn es wurde und wird dabei immer nur die EU-Sicht vertreten, es alleine auf ein Thema reduziert.

Bei Wahlkämpfen geht es nämlich um mehr, bei Wahlkämpfen übrigens auch, und das wird von Medien und Analysten aber auch von Politikern ununterbrochen ausgeblendet, der Wähler so wahrgenommen, als ob es bei alle dem, auch bei Wahlen, nur um ein einzelnes Thema geht, dass die Politik und Medien am meisten beschäftigt.

Dem ist aber nicht so, denn es geht um die Menschen, die mit politischen Entscheidungen leben müssen, oft unter ihnen leiden. Wer das nicht erkennt und aus den Augen verliert, der wird abgewählt, und wenn man anschließend daraus den Schluss zieht, das habe an einem einzelnen Thema gehangen, der hat Null, Nada, Niente verstanden, und wird es nie kapieren.

Es geht den Menschen nicht überwiegend darum, wie sich eventuell die Wirtschaft entwickeln könnte und ob eventuell in 10 Jahren das Wetter sich anders verhält, um hier einmal auf den Klimawandel zu kommen, es geht ihnen um die eigene ganz persönliche Lebenslage, auch und sehr massiv um die eigene Finanzlage, wenn sie ihr Kreuz machen.

Wer Wähler unterschätzt, ist klar im Nachteil. Wer ständig darauf herumreitet, Wahlprogramme würde ohnehin kaum jemand lesen, auch der dürfte sich irren und hält die Wähler tatsächlich für dümmer als sie sind.

Derzeit wird nach dem Wahltag analysiert: Die Menschen hatten die Faxen dick von dauerndem Einthema Brexit, was schon ein starkes Stück ist und massive Überheblichkeit der Analysten, und wenn das tatsächlich die geltende Meinung ist, dann ist das ein Supergau und eine Frechheit den Wählern gegenüber.

Sehen wir doch einmal an, was da gestern passierte, wer da zur Wahl stand: Johnson und Corbyn, und somit zwei völlig unterschiedliche Regierungsformen, eine quasi freie Wirtschaft und auf der anderen Seite eine sozialistische Staatsform samt Vergesellschaftung bis zur Enteignung.

Wer tatsächlich jetzt meint, Menschen, die derzeit, um nur ein Beispiel zu nennen, unter der Fischereiwirtschaft der EU bereits massiv gelitten haben, jetzt einen gewählt hätten, der ihnen mit noch mehr Enteignung auch nur drohen könnte, der muss mit dem Hammer geprügelt sein.

Und ja, es ist eine quasi Enteignung, wenn einem aus der EU Fangquoten vorgeschrieben werden, damit in ihren Gewässern und vor der eigenen Haustür auch andere fischen dürfen. Und genau darin liegt der Fehler der EU, sie regiert und schreibt Regeln vor, die massiv in die Lebensrealität und ihr Einkommen schneiden, es beschneiden, die zuletzt massiven Einfluss auch auf die Steuern und Gebühren haben.

Gleiches gilt übrigens auch für die Landwirtschaft und Industrie in sehr vielen Bereichen. Und um es einmal für Politiker von Linken und Grünen zu sagen, die sich viel zu weit von der Lebensrealität entfernt haben: ich kann nicht erst jeden Bauern zum Programmierer seiner Maschinen machen und ein oder zwei Dekaden später fordern, sie mögen wieder mit Ochsenpflug auf den Acker gehen. Doch genau das passiert gerade in immer mehr Bereichen, auch wenn es um die Mobilität von Menschen geht.

Wenn derzeit also Frau von der Leyen meint, sie könne die 28 EU Staaten auf Öko trimmen und ihnen vorschreiben, dass außer Energieformen wie Sonne und Wind nichts anderes zu nutzen ist, der wird genauso scheitern wie heute in der Nacht Corbyn, weil darunter eben Länder sind, deren Menschen ganz sicher nicht massiv steigende Energiepreise werden bewältigen oder hinnehmen wollen. Speziell die Franzosen sind für solche Ideen sicher nicht zu gewinnen.

Wenn das so weitergeht, wie derzeit, dann sehe ich mehr als schwarz für die EU, dann ist Großbritannien nämlich tatsächlich erst der Anfang mit dem Brexit, dann könnte tatsächlich demnächst Italien und andere folgen.

Ich würde mir tatsächlich lieber anschauen, ob die Mehrheit Freitags auf Straßen herrumturnt oder vielleicht doch ganz woanders liegt. Meiner Meinung nach sind ein paar hunderttausend Demonstranten etwas weniger als mehrere hundert Millionen. Das hochzurechnen, dafür braucht man schon viel Überheblichkeit, es ist schlicht anmaßend.

Denn wie gesagt, es geht eben nicht bei Wahlen um in 10 Jahren, sondern ob man morgen, kommende Woche, im Folgemonat, mit seinem Einkommen gut leben, sich bewegen, wohnen kann. Und um sonst gar nichts geht es an der Wahlurne, das ist die Realität. Aber lebt ruhig weiter damit, dass ihr ja angeblich wisst, was die Mehrheit dort beschäftigt, wo abgewählt wird. Nur so ein guter Ratschlag: ich denke Dinge lieber bis ans und zum Ende …

©denise-a. langner-urso