Lammert und der König

Der Zustand von Parteien und Medien, wie er sich doch gleicht. Alles Muttis Suppe und denkbar fad.

Der Spiegel hat vor ein paar Tagen Bundespräsident Gauck zum König erhoben, heute dominiert auf der SPON Hauptseite bereits ein anderer König, der wahre König des von Angela Merkel eingelullten Landes, König Fußball, womit wir bei Herrn Lammert wären und wie Recht er doch hat. Politik gerät in den Hintergrund wenn ein Ball zu rollen droht, selbst bei Spiegel, der dem Fokus immer ähnlicher wird.

Ist die BZ die gehobene Variante der Bild für ein lesefaules Land ist, das ist der Spiegel für jene, die durch mehr Schrift als beim Focus meinen, gebildeter und politischer zu sein, doch nehmen sich beide nicht mehr viel.

Ein Titel auf SPON, wie zu König Gauck, der beweist, wo das Niveau derweil angekommen ist. Nicht ganz auf Pro7 Niveau, wo sich 120 Minuten Filme schon einmal wie von Geisterhand durch Werbung auf 179 Minuten verlängern, nicht ganz so reißerich wie der Focus, dennoch irgendwo zwischen Haupt- und Realschulniveau sich bewegend, allenfalls.

Es zählen die Klicks und der beste Ticker, von Twitter bis zu den Meldungen, was Menschen in allen Regionen so an aufregenden, lustigen und spannenden Dingen erleben, wovon alleine das vermeldet wird, was Tragödie und überhaupt nicht komisch ist. Interessiert es wirklich so viele Menschen, wenn andere tödlich verunglücken? Dann also geht es und ja gut, mir gut, wenn andere leiden? Sind wir wirklich so tief gesunken, dass wir das lesen wollen, brauchen, um uns zu vergewissern?

Sind die Medien das geworden, bedingst durch immer mehr politische Einflußnahme in irgendwelchen Aufsichtsräten, was uns dumm halten soll? Wo ist das Rückgrat dabei, wo der gute Journalismus, die Recherche?

Kann diese überhaupt noch erbracht werden, oder ist die Angst in manchen Redaktionen bereits zu groß, die Gewöhnung an den warmen Sessel, bei Wohlverhalten, sitzt die schon zu tief? Sind Aktionäre so mächtig, dass man ihnen nicht die Stirn bieten kann? Nur der Klick also gewährt reichlich Gewinn, und auf diesen wird nicht verzichtet? Zählt dort auch nur das Geld, derweil die Qualität völlig egal wird?

Gut gelernt, kann man dazu nur sagen, doch ist der Ort sich dafür die 4. Gewalt auszusuchen, völlig falsch gewählt, denn die Leser sind eben nicht auf Realschulniveau geblieben. Man hat ihnen ständige Fortbildung gepredigt, und die funktionierte, dem Internet sei es gedankt, in diesem Falle unbemerkt, problemlos, als Nebeneffekt beim Surfen.

Sinkende Umsatzzahlen, Zusammenschlüsse großer Medienhäuser, die beweisen, diese Rechnung geht nicht auf. Die Leser wollen eben nicht die Wirtschaftswoche für Lesefaule und ein Handelsblatt für die, die meinen, ihnen würde mehr Niveau geboten, weil kleinbildriger, doch so gut wie gleich im Inhalt. Sie bemerken immer öfter, es gibt nur ein Blatt und mit Vielfalt, gar anderer Meinung hat all das nichts mehr zu tun. Die Suppe mag wohl warm sein, eher lau, doch schmeckt sie eben immer gleich, nach Mutti eben.

Die Leser, die erwachsenen Kinder, wollen aber scharf gewürzt, andere Suppe gar, selbst wenn Muttis Eintopf dem König schmecken mag, denen, für die Lammert spricht, denen ist das derweil zu fad, und Lammert ist ihr Tester vom Michelin. Und 3 Sterne, gar mehr, die erhält derweil von den Massenmedien niemand mehr, selbst einen nicht.

Wenn die Europawahl eins bewiesen hat, dann das, dem Wähler reichen weder eine Parteienauswahl zwischen Bild und BZ, noch die mediale Auswahl zwischen diesen zwei Varianten, und wenn überhaupt einer König ist in diesem Land, diesem Europa, dann der Wähler, niemand sonst …

Und jetzt setzt uns endlich wieder einmal ein saftiges Steak vor, sofern Muttis Kochbuch hergibt, wie man das zubereitet!

©denise-a. langner-urso