Literatur, Film: Fantasy, die Dokumentation und Sachbuch ist

Beginnen wir einmal damit: Sie sind ein unbekannter Autor und möchten am liebsten ein kritisches Sachbuch über ein Thema schreiben, das eigentlich viele Menschen interessieren würde. Sie wissen auch, sie haben keinen berühmten Namen wie Helmut Schmidt oder Peter Scholl-Latour. Wie viel Erfolg hätten sie dann, dass ihr Buch bei einem Verlag angenommen wird, wenn sie es dort unter dem Namen Hans Wurst anböten, egal, wie gut es auch wäre? Richtig, die Chance ginge vermutlich gegen Null.

Und jetzt stellen sie sich vor, sie haben ihre Lektion aus der Geschichte gelernt, ziehen daraus Schlüsse für die Zukunft, leben aber zuzüglich noch in einer Zeit, in der man sie umbringen würde, würden sie über die herrschenden Zustände ein Sachbuch, das der Realität entspricht, bei einem Verlag einreichen. Was also tun sie, wenn sie möchten, dass die herrschenden Zustände dennoch irgendwann, vielleicht in einer späteren Zeit, Aufmerksamkeit finden, in der es vielleicht Menschen gibt, die verstehen, was sie eigentlich mit ihrem Werk aussagen wollten, was sie tatsächlich geschrieben hätten, wäre die Zeit nicht so gewesen, wie sie war?

Tolkien-Herr der Ringe

Richtig, sie verpacken das, was zu sagen ist anders, sie schreiben ein Buch, das entweder als Kinderbuch oder als Fantasyroman durch die Zensur rutscht. Und ja, ich denke, genau aus diesem Grund hat J.R.R. Tolkien seinen Hobbit so geschrieben, wie er uns heute vorliegt. Als Mahnung und Warnung.

Ich lese gewisse Bücher aus einer anderen Perspektive, ich schaue mir die Verfilmungen anders an, aus politischer Sicht. Und ich schaue den Hobbit am liebsten umgedreht, nämlich zuerst das jetzige Filmmaterial und dann erst die erste Sequenz an. Und ich schaue mir die handelnden Völker an, wie sie handeln, wie sie in unterschiedliche Volksgruppen, Beispiel Zwerge, gegeneinander agieren. Und welchen Namen ich dabei Saruman verpasse, das verstehen nur die, die den Herrn der Ringe einmal so gesehen haben, wie ich, die ihn überhaupt gesehen haben. Der Herr der Ringe umfasst übrigens 4 Zeitalter, und jetzt schauen wir einmal auf den Ersten, dann den Zweiten Weltkrieg, die Zeit nach diesem, und denken daran, welcher Krieg gerade jetzt tobt, ein Krieg zwischen Religionen und Kulturen, der sich gewaschen hat.

Avatar

Zu einem anderen Film, Avatar. Dieser Film wird wesentlicher deutlicher, ist aber an sich auch ein verfilmtes „Sachbuch, Dokumentation, dessen, was wir auf unserem Planeten tagtäglich nicht nur in Brasilien erleben. Hätte der Autor also ein Sachbuch über die dortige Abholzung des Urwaldes geschrieben und über die damit verbundene Vertreibung von Urvölkern, man hätte wohl dankend abgelehnt, bitte nicht noch mehr davon, gibt’s genug, wird kaum gelesen, interessiert nicht, verstaubt im Regal. Und auch dieser Autor trug keinen Namen ala Scholl Latour. Als Fantasy-Film aber hatte das Buch durchschlagenden Erfolg, speziell nach der genial umgesetzten Verfilmung.

Cloud Atlas

Derzeit wird häufiger ein Film gezeigt, er lief gerade erst am gestrigen Abend, Namens Cloud Atlas. Und wer die Aussage dieses Filmes versteht, die eigentlich nur ist, was passiert, wenn irgendwann wirklich die Welt total vernetzt ist, dass Menschen Chips unter der Haut tragen, wie sie manche Besucher von Diskotheken sie sich heute schon unter die Haut jagen lassen, der versteht, warum Edward Snowden so ein wichtiger Überbringer schlechter Nachrichten, die eigentlich zu besserem und Umdenken führen müssten, ist, warum er mit allen Mitteln geschützt werden müsste.

Denn in Cloud Atlas wird eines deutlich dargestellt, das Gewissen, das zu einem jeden von uns täglich spricht und die damit verbundene Entscheidung, was ich mit meinem Wissen und dem, was ich aus der Geschichte gelernt habe, anfange. Verrate ich um des Geldes Willen sogar meinen besten Freund, oder versuche ich zu warnen, gewisse Botschaften zu überbringen. Was droht mir, wie gefährdet sind dadurch nicht nur die, denen ich mein Wissen vermittle, wie gefährdet bin ich als Wissensträger für andere, und wie weit gehen die, die unter gar keinen Umständen wollen, dass mein Wissen einer breiten Öffentlichkeit (über die anderen und was sie tun, welche Bedrohung sie eigentlich sind) nicht mitteilen kann.

So, und nun stellen wir uns vor, der Autor, der Cloud Atlas, auch Der Wolkenatlas genannt, hätte ein Sachbuch veröffentlicht, dass sich um die Frage gedreht hätte, was die Vernetzung der Welt bedeutet, wozu sie führen kann. Allenfalls beim Kopp-Verlag hätte er Unterschlupf gefunden und alle Welt hätte ihn als Verschwörungstheoretiker beschimpft, und das, obwohl er ja genug Material hatte, denn viel von dem, was heute Snowden bestätigt hat, hätte man zumindest ahnen können, viel war in Ansätzen bekannt, als der Autor Wolkenatlas schrieb.

Und stellen sie sich vor, er schreibt dann auch noch, dass Chips unter der Haut von Menschen vielleicht demnächst über den Einlass in eine Diskothek entscheiden könnten. Der Mann wäre doch umgehend in der nächsten Klapsmühle gelandet, veröffentlicht worden wäre er damit jedenfalls bei keinem seriösen Verlag.

Fantasy beißt nicht und oft steckt Wahrheit in ihr, die unter anderer Bezeichnung nicht veröffentlicht würde …

Die unter gewissen Voraussetzungen für den Autor, den Verlag, ganze Staaten und ihre Bürger in besonderen Zeiten sogar tödlich sein könnte.

Und doch ist das, was er jetzt in Cloud Atlas und als Fantasy so wunderbar serviert, sicher irgendwann bittere Realität, wenn wir es nicht irgendwie verhindern, denn das Wissen um das, was möglich ist, das haben wir ja schon jetzt. Snowden sei Dank.

Ich kann jedem nur raten, auch wenn er Filme wie Den Herrn der Ringe nicht mag, schaut ihn euch einfach einmal unter diesem Aspekt, aus meiner Sichtweise an, euch gehen die Augen über, über das, was Tolkien 1937 als verschlüsselte Realität und in Fantasy versteckt schrieb. Das war Dokumentation der Zustände jener Zeit inklusive Schlussfolgerungen für die Zukunft. Der Mann hatte seine Geschichtsstunde gelernt und war dazu in der Lage sich vorzustellen, wie die Zukunft aussehen könnte, wenn man nicht gewissen Strömungen entgegensteuert.

Nur ein „dokumentarisches“ Sachbuch mit geschichtlichem Hintergrund und einem Abschnitt zur Zukunft, besser Ausblick ala Scholl Latour, zu diesem Thema mit dem der Autor sich befasste, das hätte vermutlich niemand veröffentlicht, das wäre ein politischer Genickbruch für den Verlag und das veröffentlichende Land gewesen. Denn wer regierte zu der Zeit wo?

Keine Angst also vor Elfen und Zwergen, nichts ist wie es scheint, wie es aussieht, dieses Buch und dieser Film ganz bestimmt nicht.

©denise-a. langner-urso