Medien im Seidenspinnernetz – wie „Abdecker“ ticken müssen

Im Netz der Seidenspinnerraupen sind die Medien die, die dann auftreten, wenn ein waidwundes Tier aus Politik, Wirtschaft, Sport oder sonstige bekannte Größen aus unseren Reihen dieses entgültig erledigen sollen, im eigenen Interesse sogar müssen.

Den Medien bleibt gar keine andere Wahl, und daran sind wir alle, ist diese gesamte Gesellschaft schuld. Die Moral hat sich im Laufe der Zeit abgenutzt, wurde aufgeweicht und durchlässig wie ein nasser Schwamm.

Medien sind heute nur an den Mann oder die Frau zu bringen, wenn auch an der schönsten Nachricht kein gutes Haar mehr bleibt, wenn man selbst gute Nachrichten in irgendeiner Form als Bad-News verkaufen kann. Wenn man einen Buhmann hat, einen Schuldigen. Medien können Dinge nicht vermarkten, an denen kein Blut klebt, die wir verdrängt haben, weil sie für uns nicht täglich sichtbar sind, weil sie unbemerkt und Stückchenweise aus unserem Gedächtnis verschwinden. Wir interessieren und dann einfach nicht dafür und betreiben permanenten Selbstbetrug bis zur totalen Verdrängung.

Wenn interessiert schon ein Artikel, wenn er vom Aussterben der Schmetterlinge berichtet, wenn man sich nicht am Blut wie beim Sterben abgeschlachteter Wale über Japaner erregen kann? Da bekommt man dann den Kommentar gepostet, Städter müssten eben aufs Land fahren, dort fände man sie, die Schmetterlinge. Genau dieses Denken ist es, diese Gefühlskälte, die uns erfrieren lässt in einer ohnehin immer kälter werdenden Umwelt. Früher gab es sie, die Schmetterlinge, auch in unseren Metropolen, es gab Maikäfer und Marienkäfer. Aber wer kann heute schon seinem Kind auch nur ab und zu ein solches Exemplar zeigen?

Kinder glauben doch heute oft auch, die Milch käme aus dem Tetrapack, weil sie eben nicht mehr wissen, wie eine Kuh aussieht, und beim Fischstäbchen bekommt man die Antwort von Iglo. Das ist Verfall von Moral, Bildungsentzug, und daran sind Medien mitschuld, ebenso wie Wirtschaft und Politik und nicht zuletzt wir, die Gesellschaft.

Unsere Vorbilder sind ja auch nur Vorbilder gewesen, wenn man sie enlich beim Verfall beobachten darf, und Beispiele dafür gibt es genug. Kachelmann, Koch-Mehrin, Michael Schuhmacher, zu Guttenberg, Janson, von derzeit aktiven Mitgliedern des Bundestages mal ganz abgesehen. Die einen copieren, der andere ist eventuell straffällig geworden, einer zahlt seine Steuern woanders, einer rutscht in die Pleite. Das ist interessant, die Arena der Gladiatoren, das Bildblut. Das verkauft sich. Selbst auf ganze Nationen dreschen wir wie die Berserker alle gemeinsam ein, und wenn es etwas gutes gibt, wie den Atomausstieg, so interessiert daran auch nur, dass man parteiintern auch noch daran sich aufspult und gegenseitig bekämpft. Beispiele für den gesellschaftlichen Verfall, den Werte- und Moralverfall dieser Gesellschaft gibt es viele. …

Diese Gesellschaft ist egoistisch und selbstsüchtig geworden, moralisch eigentlich ganz tief unten angekommen, wenn sie anstatt nach den schönen Dingen im Leben zu schauen abends nach dem harten Alltagstrott noch den anderen bei RTL in irgendeiner Show versagen sehen muß. Und die Medien, sie bedienen das, sie beherrschen die Klaviatur des Blutes zur tragischen Oper perfekt.

Dabei sind wir alle auch Wähler. Nicht nur alle vier Jahre, nein täglich. So, wie wir an der Fleischtheke oder am Gemüsestand abstimmen und über die Wirtschaft mitentscheiden, so haben wir auch die Wahl an der Fernschaltung und bestimmen mit unserem Einschaltknopf die jeweiligen Quoten und damit über das, was wir sehen wollen, über den Niedergang solcher Todeskampfsender.

In der Presse ist das nicht anders. Sie überlebt dann, wenn sie gelesen wird, und auch hier sind wir täglich dazu aufgerufen zu wählen. Warum also tun wir das nicht? Sind wir wirklich schon so verkrustet, so eiskalt? Die Presse, alle Medien sind doch durch das Wegsehen der Menschen, das Übersehenwollen von Trash erst zu den U-Bahnschlägern geworden, die einfach draufschlagen und zu Tode prügeln müssen, weil ihnen sonst gar keine Wahl mehr bleibt, wenn sie in dieser gesellschaftlichen Eiszeit überhaupt überleben wollen.

Und wir sind alle in der Verantwortung, damit wieder Werte und Menchlichkeit erkennbar werden, im täglichen Umgang miteinander und die der Medien mit Mensch, Natur, Umwelt und Gesellschaft. Denn wie es in den Wald hineinschallt, so schallt es heraus. Unsere Kinder und Enkel werden in einer Umgebung groß, die jedes Tier mit etwas Instinkt verlassen würde, weil es eben auf Gletschern keine Überlebenschance für sie gäbe.

Wollen wir wirklich so weitermachen? Ist das unser Vermächtnis an die folgenden Generationen?

©denise-a. langner-urso

Foto- Dieter Schütz / pixelio.de