Amerika feiert sich demnächst selbst und seine Schauspieler, und irgendwie sind die Filme, die derzeit über den Teich schwappen und mit Nominierungen bedacht werden alles außer nominierungswürdig.
Beginnen wir mit dem Sklavendrama 12 Years a Slave, so etwas kommt immer gut an, so wie auch selbstkritische Vergangenheitsbewältigungsdramen aus Deutschland immer gut bewertet werden, zumindest von Kritikern. Und meist ist es so, dass große Geschichtsdramen, die gut bewertet werden, beim Zuschauer eher negativ aufstoßen.
Wer Die Farbe Lila oder Roots kennt, der weiß, besser kann man die Geschichte amerikanischer Sklaverei nicht darstellen, allenfalls brutaler, und das braucht niemand. Auch dann nicht, wenn der Film auf wahren Begebenheiten beruht. Die Welt braucht ebenso wenig erneut ein Sklavendrama, wie sie eine Neuverfilmung von Anne Frank braucht, denn was dazu gedreht wurde ist brilliant und kann nicht übertroffen werden. Allenfalls die Verfilmung des Schicksals der amerikanischen Ureinwohner, am Beispiel eines Indianerstammes wäre es wert, einmal anhand von Aufzeichnungen und Erinnerungen auf die Leinwand gebracht zu werden, doch dies scheint ein zu heißes Eisen zu sein, als dass jemand es sich trauen würde, ein solches Schicksal den Amerikanern um die Ohren zu hauen.
Gravity, ein Werk, dass behauptet, Science Fiction zu sein, und das doch keine echte Science Fiction ist. Ganz oder gar nicht, nur das kann man dazu sagen, entweder Apollo 13 oder eben Enterprise, aber mal etwas Physik und dann wieder nicht, das ist aus Sicht von echten Fans dieses Genre einfach völlig daneben, auch wenn das Werk sich gerne als solches bezeichnet. Besserer Trash, das kommt dem eher nahe, was dort abgeliefert und dem Zuschauer als Science Fiction verkauft werden soll.
Weiter geht es mit dem Werk Nebraska. Vater Sohn Dramen gibt es massig, als Beispiel sei hier Im Tal von Elah genannt. Und besser kann man eine solche Beziehung nun wirklich nicht verfilmen. Was man dagegen von Nebraska hört und liest klingt allenfalls gekünstelt und gewunden. Aber gut, Amerikaner brauchen vermutlich solche Filme, egal wie abgeklatscht und ausgelutscht. Tränen funktionieren halt immer.
Von The Wolf of Wall Street will ich gar nicht erst reden, jede Doku zum Thema auf youtube toppt all das, was so ein Film anbietet bei weitem, und die tägliche Realität alleine bei der Deutschen Bank und ihrem Verhalten ohnehin, da braucht es nicht noch einen Film, der die sexuellen Ausschweifungen solcher Menschen beleuchtet, denn diese Menschenverachtungen sind hinreichend aus der Versicherungsbrnche bekannt… Und niemand möge behaupten, nach Wallstreet und den dort vorhandenen Schauspielern könne ein di Caprio das noch an künstlerischer Darstellung ansatzweise überbieten.
Allenfalls der britische Film Philomena hätte Auszeichnungen verdient, beschreibt der Film doch ein Thema, dass die Welt so noch überhaupt nicht kennt, übrigens auch ein Werk, das auf Tatsachen beruht, nur interessieren sich amerikanische Preisverleiher eher selten für Schicksale im Rest der Welt und halten lieber tränenreich eigene Nabelschau, sofern sie möglichst kritiklos verläuft, jedenfalls seit ein paar Jahren. Zeiten, in denen man wenigstens einen Michael Moore für seine Kritik an amerikanischer Waffenverherrlichung auszeichnete, sind längst vorbei und wären doch bitter nötig, aber die Kritiker , die die Oscars vergeben, beschäftigen sich eben lieber in einem Aids Drama ala Dallas Buyers Club, wobei das Thema spätestens seit Philadelphia unerreicht gut verfilmt und abgegessen ist, selbst dann, wenn es auf Tatsachen beruht. Oftmals aber ist eben ein weiterer Film nicht dadurch besser, nur, weil er auf wahren Geschichten beruht. Die echte Leistung von Philadelphia bestand im Können der Darsteller, und die ist nicht mal eben so einfach zu toppen.
Sagen wir es wie es ist, ziemlich einfallslos das ganze Theater um die Oscars in diesem Jahr, und große künstlerische Leistungen wie etwa die Eiserne Lady Thatcher zu spielen sind weit und breit nicht erkennbar.
©denise-a. langner-urso