Parteien anders betrachten

 

Atome haben einen Kern, um einmal wissenschaftlich zu beschreiben, an was viele von uns sich noch erinnern können, ja, ich beschreibe das aus sehr einfacher Sicht, und das sind die jeweils Vorsitzenden und um diese herum gibt es gewisse Strukturen auf denen Elektronen, im Fall von Parteien Mitglieder, kreisen, die zu springen in der Lage sind, die auch dazu bereit sind, Parteien zu unterstützen, ihnen beizutreten, sie zu verlassen.

Und innerhalb von Parteien wird auch gewechselt, zwischen den Flügeln wird sich ausgetauscht und die Informationen, die da gesammelt werden, die sollten irgendwann den Kern erreichen, und ganz selbstverständlich haben Zellen Membranen, über die sie mit der Außenwelt kommunizieren. Da gibt es Input, und kommt der nicht mehr im Kern, beim jeweils Vorsitzenden oder der Vorsitzenden an, erfolgt von da oder nach dorthin keine oder kaum Reaktion, ist die Zelle tot. So einfach will ich es einmal ausdrücken.

Information und Reaktion von innen nach außen und umgekehrt ist wichtig, sonst haben wir ein totes Wesen, so entstehen abgeschlossene Blasen. In vielen Parteien ist das derweil der Fall, die CDU könnte erkannt haben, woran es mangelt, weshalb ich die Regionalkonferenzen tatsächlich als riesige Möglichkeit sehe, einer sterbenden Zelle gerade noch im letzten Augenblick den überlebensnotwendigen Sauerstoff zuzuführen, der dieser Partei fehlt.

Nie war Kramp-Karrenbauer blasser als gestern, denn Kramp-Karrenbauer redet zwar viel, hat aber nicht wirklich verstanden, worum es geht, was spätestens deutlich wurde, als sie über die chinesischen Designerbabys sprach. Die Mitglieder nämlich wissen, keine macht der Welt kann daran etwas ändern, ja, man kann und muss darüber reden, sicher, aber das ist eine Nebenaufgabe, denn kein einziger Staatslenker wird China die Massenüberwachung seiner Bürger oder gar chinesischen Forschern ausreden können, was Kramp-Karrenbauer bewegt, und darum geht es vorrangig auch nicht, wenn es um den Vorsitz einer Partei geht, es geht darum, wie umfassend dieser Vorsitzende politisch große Zahlen an Bürgern durch die Ausrichtung seiner Partei bewegen und binden kann.

Ein Vorsitzender einer Partei hat zuerst sich darum zu kümmern, dass im eigenen Land die Menschen sich wohlfühlen, umsorgt und versorgt sind, dass dort die Strukturen stimmen, denn nur dann gibt es den Rückhalt sich auch um größere Aufgaben zu kümmern, und vorrangig ist da auch nicht das Design von Kindern irgendwo am anderen Ende der Welt, sondern das, was vor der eigenen Haustür und um das Haus herum passiert. Wie sicher ist das, ist das in vernünftigem Zustand, wie ist das Verhältnis zur direkten Nachbarschaft.

Politik ist ein Geschäft vorrangig der kleinen Probleme, denn werden diese nicht angegangen, schimmelt etwas im Haus, wird das Wesen darin krank. Ja, Manchmal ist es gut, sich Parteien und Menschen anders vorzustellen, es braucht Phantasie um gewisse Dinge besser erkennen zu können, und den Hausbewohnern des Hauses Deutschland ist es vorerst schlichtweg egal, was in der 10 Kilometer entfernten Stadt passiert, wenn es durch das Dach regnet, durch die Fenster der Wind pfeift und die Heizung droht den Dienst zu versagen.

Die Menschen möchten schlicht wissen, welcher Handwerker kommt wann und repariert was, wie lange bleibt der, oder ist der derart zum Liebhaben, dass sich die Tochter oder der Sohn in diesen vielleicht verliebt, mopst der vielleicht was und verschwindet, vielleicht samt Kind oder ist das vielleicht sogar jemand, der die Löcher im Dach gar noch vergrößert, und das ist dann das Thema Zuwanderung, auch, um an dieser Stelle einfach einmal anders zu beschreiben. Und es geht derzeit den Bewohnern um das eigene Haus, denn da ist eben eine Menge reparaturbedürftig, und ob da in China ein Sack Reis verfault, das ist den Bewohnern vorrangig egal, sich danach zu erkundigen, das mag der Hausherr nebenbei tun und damit notfalls einen Diplomaten betrauen, der zuerst einmal klärt, woran das denn liegt, und ob da überhaupt etwas dran ist. Und wenn dieser nach Hause kommt und berichtet, dann setzt sich nach getaner Arbeit und Beauftragung notwendiger Aufgaben, der Hausherr vielleicht mit den Chinesen in Kontakt oder redet mit denen über den Sack Reis, derweil die Kinder daheim schlafen, oder während er ohnehin auf einer Geschäftsreise ist, weil es gewisse Reparaturmittel eben nur in China gibt, und da spricht er dann an, was ihn persönlich und den einen oder anderen Mitbewohner ebenso bewegt.

Und das hat Kramp-Karrenbauer nicht verstanden, die Menschen wollen wissen, wann Türen und Fenster wieder schließen, wann die Heizung wieder funktioniert und das Dach abgedichtet wird, nicht aber, warum in er nächsten Seitenstraße ein Hund nicht aufhört zu bellen, und das kann man erfragen, wenn man eben die anderen Aufträge zumindest auf den Weg gebracht hat, weil demnächst eben Besuch kommt, der das Haus einst mitfinanziert hat …

Wer aber weghört, wenn im Haus jemand sagt, oder gar viele, wir haben Hunger, wann gibt es Essen, oder wenn der Nachbar sich ständig über den dadurch entstehenden Lärm beschwert, weil es eben immer lauter wird, der hat schlicht nicht verstanden, wie Gesellschaft, die Bevölkerung des eigenen Landes, wie Partei funktioniert oder gar was Prioritäten auch die von Hausherren oder Hausdamen (naja, gibt gerade kein besseres Wort) sind. Und wenn es beim Nachbarn besser schmeckt, oder es da überhaupt mehr oder etwas gibt, es wärmer ist oder trockener, dann rennen einem die Hausbewohner irgendwann weg, so ist das derweil mit den Parteien, so und nicht anders.

Islamkonferenz? Katholikenkonferenz!

Beides gehört modernisiert, nur der Politiker der meint, er müsse ununterbrochen eine Art europäischen Islam, ja gar einen deutschen Islam fordern, der muss sich zumindest von mir auch fragen lassen, wann es denn endlich zu einer Katholikenkonferenz kommt und zu einer Modernisierung auf deutschen Lebenswandel hin bezogen dieser Kirche. Und Themen gibt es genug. Verhütung, Ehe für Alle auch in der zumindest deutschen katholischen Kirche, Ehe auch für Priester, weibliche Priester.

Ach was, da traut sich niemand ran? Eben, auf die Idee kommt niemand, nicht einmal in anderen Parteien. Aber eine ganze Glaubensgemeinschaft verunglimpft man mit solchen Konferenzen, dabei lebt die überwältigende Mehrheit der Muslime wie du und ich, wie das übrigens auch überragend viele Katholiken tun, nur man hat es irgendwie immer mit rückständigen Minderheiten und will da eingreifen, wo die Mehrheit erkennt, ist unmöglich, führt zu Spaltung.

Wie dämlich ist das eigentlich, und wie viele Prozent der möglichen Wähler verschreckt man, derweil man marginal neue gewinnt? Es wird versucht mit Unwichtigkeiten zu punkten, die keinen normalen Menschen auch nur peripher interessieren, und bisher kann mir niemand sagen, was der Unfug soll. Das ist doch Augenwischerei und Ablenkung von wirklich großen, wichtigen Themen wie einer tatsächlich notwendigen Steuerreform, endlich einem Umbau und der Entrümpelung und Modernisierung von Gesetzen, der Justiz, der Digitalisierung in allen Bereichen, der notwendigen Durchsetzung von Recht, Steuerrecht und Haftung auch im Umfeld von Konzernen, die derweil ja unendlich viel Macht angehäuft haben.

Entschuldigung, aber so wie derzeit zieht man keinen Hering vom Teller, wie Kramp-Karrenbauer schon gar nicht. Hier gehört reformiert und umgebaut, modernisiert statt aufgebläht und nicht diskutiert über Dinge, die nur innerhalb von Kirchen, von Päpsten oder anderen religiösen Gemeinschaften, meist sogar noch am anderen Ende der Welt, geregelt werden kann. Man fängt zuerst bei sich selber an, dann im eigenen Haus, dann kehrt man vor der eigenen Haustür und im Garten, und nebenbei klärt man, was daneben vielleicht gerade so noch umsetzbar sein könnte, und man muss delegieren und nicht alles selber tun wollen, gar behaupten, alle Bewohner müssten anpacken, am besten überall gleichzeitig. Nein, man tut was man kann und zuerst bei sich selber und was andere besser können, oder was man anderen überlassen sollte, das muss ein Politiker erkennen, dafür gibt es Diplomaten.

Und wer eine Partei führen will, der muss in der Lage sein, diese aufzuräumen, auf andere, modernere Wege zu führen und dabei die Mitglieder mitwirken zu lassen. Partei funktioniert nicht von oben, Partei funktioniert miteinander, durch Überzeugung, durch Gespräche, durch dauernden Austausch mit sich und denen da draußen, sonst gar nicht.

Und streckenweise funktioniert jede Partei, jedes Land wie ein Unternehmen und ist so auch zu führen, und da braucht es mal mehr, mal weniger Personal, manchmal ist Stellenabbau sogar richtig hilfreich, auch in Parteien, Regierungen, manchmal ist sparen besser als ausgeben. Zumindest Merz scheint das erkannt zu haben und kann das kommunizieren.

Und manchmal ist Erneuerung wesentlich besser als festhalten und lieber aussitzen und abwarten, regieren eben besser als reagieren. Nur wer regieren will, der muss schneller denken als andere und oft gilt, vorsorgen ist besser als heilen, Zukunft erkennen und vor anderen darüber nachdenken besser als anderen hinterherlaufen.

Deutschland hat viel zu viel Zeit verloren, hat nicht mehr reagiert und wenn, dann viel zu spät, zu viel ignoriert als lächerlich, bedeutungslos abgetan. Das muss sich umgehend ändern. Und dafür braucht es klaren verstand, scharfe Analyse, Umschichtung wo notwendig, auch im Bereich Investitionen und Finanzen, am besten umgehend. Und damit das finanziert und getan werden kann, dürfen vorerst im Bereich Energieum- und ausstieg keine voreiligen Schritte getan werden, um die Wirtschaft nicht abzuwürgen. Nur wer das erkennt, kann da vielleicht gerade noch so zumindest bis auf wenige Meter aufholen, was bisher nicht getan wurde.

Irgendjemand hat mal gesagt, es müsse ein Ruck durch das Land gehen. Wäre schön wenn daran gedacht und statt eines Ruckes lieber ein Quantensprung getan würde. Ein Ruck genügt hier längst nicht mehr. Hier muss dahin gesprungen werden, wo andere schon sind, zumindest kurz hinter sie, auch wenn das einigen zu unbequem ist und wenn es dafür vorerst etwas ungemütlicher für alle wird. Und dafür braucht es jemanden, der ununterbrochen erklärt: wieso, weshalb, warum …

©denise-annette langner-urso