Parteien und Gesellschaften sind keine Schweigeklöster!

Und werden sie dazu, dann laufen ihnen über kurz oder lang die Mitglieder und auch viele Wähler weg. Auch die Grünen werden das noch verstehen lernen müssen, denn es gibt immer Zeiten und Probleme, da braucht es den goldenen Mittelweg, eine Brücke eben, da funktioniert es nicht, wenn nur A oder B gegangen werden darf.

Ich stelle mir dazu ein Unternehmen vor, das zwei Möglichkeiten hat und zwei Mitarbeiter. Möglichkeit A würde bedeuten, voll in die Pleite zu rauschen, wenn man beide Mitarbeiter behält, Möglichkeit B würde bedeuten: der Unternehmer entlässt beide Mitarbeiter und saniert sich selber, der Mittelweg lautet, man entlässt einen Mitarbeiter und lebt mit der goldenen Mitte und wenn es dem Unternehmen wieder besser geht, dann stellt man den entlassenen Mitarbeiter wieder ein.

So manch einer mag sich fragen, was hat das mit Parteien zu tun, und ich sage: Alles

Alle Parteien haben nämlich einen Fehler, es gibt Tabus und dann gilt – darüber wird nicht diskutiert: Basta.

Bei den Grünen ist das der Kohleausstieg, der übers Knie gebrochen werden soll, obwohl daran jede menge Arbeitsplätze hängen und das Land noch lange nicht die Kapazitäten und Speichermöglichkeiten hat, noch lange nicht genug Vernetzungen, um in dem Bereich Sicherheit bei der Energieversorgung zu bieten, und anders ist es eben beim Auto auch nicht.

Die SPD hat mit der Agenda 2010 Weg A und HartzIV gewählt, wählt jetzt, wo sie Wähler verliert, weil sie meint, die Wähler meinen, dieser Weg sei falsch gewesen, Weg B und will sich völlig davon abwenden, derweil überhaupt über einen Mittelweg nicht nachgedacht wird.

Und die CDU da hat, wenn es nach Kramp-Karrenbauer gehen würde zu gelten, man hat fest an der Merkellinie zu stehen und ansonsten am besten zu schweigen, und kocht ein Delegierter das Thema Flüchtlinge und Migration hoch, so war es nicht der auslösende Delegierte, sondern im Gegenteil, man versucht krampfhaft den Mitbewerber dafür verantwortlich zu machen, dass dieses Thema überhaupt angesprochen wird, weil nichts eben derzeit mehr Glatteis bedeutet, weil nichts geeigneter ist um Wähler entweder zur AfD oder zu den Grünen zu treiben. Auch hier also so etwas wie ein Tabuthema über das man lieber nicht reden will oder eben nur in einer Richtung.

So geht das aber nicht, die Menschen von heute wollen eben über verschiedene Themen sprechen, in allen Parteien und in allen Parteien passiert es immer öfter, dass es immer häufiger Wechselwähler gibt als noch vor 50 Jahren, denn die Welt und das Leben der Menschen besteht nun einmal aus Wandel und Wechsel und wer weiterhin Menschen von Parteien überzeugen will, der muss verstehen, wie die Menschen derweil ticken.

Früher gab es eben nur die Postkutsche, und es war der einzige Weg von A nach B zu kommen, und heute gibt es diverse Transportmöglichkeiten und die Menschen wählen die gerade günstigste und schnellste Möglichkeit. Das haben die Grünen zumindest noch nicht verstanden, dass es verschiedenste Möglichkeiten gibt und dass die Menschen sich nicht wie in der Vergangenheit nur für eine davon entscheiden können, und dass sie erwachsen wurden und gelernt haben, selber entscheiden zu können. Und das recht auf freie Entscheidung, das soll beschnitten werden, am besten sofort.

Gut Ding will Weile haben

Manche Dinge dauern aber Generationen, so, wie es ewig dauerte, bis die Postkutsche nicht mehr fuhr, allerdings verschwand diese auch nicht auf Befehl von irgendwo, sie verschwand irgendwann wie selbstverständlich, und weil es bequemeres, schnelleres, günstigeres gab. So könnte es auch mit der Energiewende laufen, würde man den Entwicklungen ihren Lauf lassen, sie wird kommen. Doch sie wird sich nicht schneller durchsetzen, will man sie erzwingen, denn dann stößt so etwas schlicht auf Gegenwehr und Ablehnung, umso massiver, desto mehr Arbeitsplätze noch am Alten hängen, je teurer das neue ist, je unbequemer der Umgang damit und hinzu kommt, nicht jeder Mensch ist ein Gruppentier und will alles mit jedem teilen.

Ich teile mein Beförderungsmittel nicht mit anderen Personen, Punkt, und ich mag nun einmal meine absolute Ruhe am frühen Morgen, Aus. Ich hocke mich nicht mit hundert anderen Menschen in Busse oder Bahnen, will nicht Gerede anderer, deren Gerüche riechen, würde auch nicht in irgendwelche WGs ziehen, deren Mitbewohner ich nicht selber handverlesen kann, Basta, weshalb ich mich auch mit Händen und Füßen gegen riesige Wohnkomplexe wehren würde, wo jeder nur ein paar Räume hat, ansonsten aber Küche und Bad mit vielen anderen teilen muss. Um das zu tun, müsste ich vorab tatsächlich Wohnungslos werden.

Und ja, es gibt Menschen, die leben so, die wuchsen aber auch damit auf, und ja, wem es so gefällt, der mag es tun, ich bevorzuge eine andere Lebensweise und ich käme auch nicht auf die Idee in eine Siedlung zu ziehen, in der mir kein eigenes Auto erlaubt wäre und wo ich meinen Einkauf vorab planen und danach richten müsste, wann denn wo vielleicht ein Fahrzeug, eine gemeinsame Waschmaschine oder das Fahrrad für ein Kind frei ist. Noch sind in solchen Wohnprojekten die Menschen jung, noch haben sie alle Kinder, und ähnlich war das bei uns in der Siedlung früher auch-nach 5 Jahren haben sich die ersten Mitglieder verklagt, heute, wo die Kinder aus dem Haus sind, sagt man höchstens, ja, höchstens Hallo, wenn überhaupt und kracht sich wegen der gemeinsamen Mülltonnen, und wehe Reihe A nutzt da die die Reihe B sich zurechnet. Ich sage voraus, solche „Wir-nutzen-alles-gemeinsam-Projekte“ scheitern über kurz oder lang, besonders, wenn da gealtert wird und tatsächlich keine Einkaufsmöglichkeiten und Co vorhanden sind. …

Mag sich ja vielleicht auch irgendwann durchsetze, könnte aber eben auch nicht gelingen, besonders nicht dann, sollte versucht werden, wenn man sich das entwickeln lässt, ohne einzugreifen, es plötzlich als Lebensweise allen aufzwingen zu wollen. Mag vielleicht noch zwei Generationen dauern, dann ist das vielleicht Tagesordnung, bis dahin aber muss nebeneinander akzeptiert werden, dass es eben auch Menschen gibt, die so nicht leben wollen, und ob es jemals alle tun wollen würden, auch das steht, wie gesagt, noch in den Sternen.

Gesellschaften brauchen Parteien der Vielfalt und Brücken

Wer Gespräche nicht führen will, wer andere Lebensweisen nicht akzeptieren will, dem werde ich nicht folgen, den wähle ich nicht, weil es eben Mittelwege zu geben hat und nicht Vorschriften und Uniformität. Die Grünen wollen, dass alle Menschen miteinander so leben können wie es ihnen gefällt, wenn es um Mann und Frau geht, sie müssen aber auch akzeptieren, dass dies auch für andere Dinge und Fortbewegung zu gelten hat.

Die SPD ist kurz davor auch zu einer Partei eines einzigen zu gehenden Weges zu mutieren, derweil es bei der CDU gerade während der Kandidatenkür noch spannend bleibt, wohin der Weg gehen soll, doch der wird spätestens im Dezember festgelegt. Und da stellt sich dann die Frage, geht man den Weg der Vielfalt oder den eines als derweil fast schon Schweigeklosters, denn damit zerrüttet man von oben jede Partei auf kürzere oder längere Zeit und deshalb braucht es Brückenbauer zwischen den verschiedenen Flügeln, wenn man derweil politisch überleben will.

Es gibt eben nicht nur A oder nur B, es gibt auch noch C, und das wollen sie nicht einsehen, über die Energiewende soll am besten nicht diskutiert werden, da geht nur Weg A, der totale Ausstieg hier und jetzt und gleich. Und nein, mir ist das zu totalitär, damit kann ich nichts anfangen, eben weil es anderswo anders zu laufen hat, laufen darf und läuft.

Und so darf es auch in der CDU und CSU, darf es auch in der SPD eben keine sprunghaften Bewegungen geben, nicht nur A oder B, es muss geredet werden, es muss Zeit sein, dann behält man auch seine Wähler dauerhaft und nur dann kann es auch Koalitionen geben, wenn die Partner bereit sind über alles zu sprechen, wenn man Kompromisse zu finden und akzeptieren bereit ist. Genau diese Kompromissfähigkeit hat zuletzt ja wohl der FDP gefehlt, und derweil denke ich, wird sie demnächst wohl der SPD abhanden kommen.

Der CDU kann man wohl nur raten, es den Grünen und Der SPD nicht gleich zu tun, denn wo nicht aufgearbeitet und analysiert werden kann, wo nicht nachgearbeitet und geändert, vielleicht einmal ein Fehler eingestanden werden kann, da gehen dann eben Mitglieder und Wähler dauerhaft von der Fahne, weil ihnen die Heimat fehlt, die, in der sich heftig gestritten und um Kompromisse gerungen wird.

Strohfeuer helfen niemandem

Ich denke, viele Wähler sind derzeit nur deshalb zu den Grünen gelaufen, weil da um viele Themen gerungen wird, doch wenn dort der Fehler gemacht wird, dass am Ende Kompromisse stehen, die nicht wirklich mehrheitsfähig sind und die aus Mehrheiten Minderheiten machen, dann will ich nicht wissen, wie schnell ein eventuell nur kurzfristiges Strohfeuer sich von selber löscht und ihnen die Partei um die Ohren fetzt. Überleben kann heute nur noch das, was auch genügend Zeit zum Reifen hat, wo alles angesprochen und Mehrheiten gefunden werden, zu allen Themen, die die Menschen und die Welt in Atem halten und bewegen.

Und daraus kann dann auch Volkspartei samt Heimat werden, ansonsten aber werden Land und Staatsführung unabdingbar auf Totalitarismus zulaufen, und die Partei und die Menschen sind ja bereits vorhanden, ob da was sich verfestigt, liegt definitiv an der Vernunft aller anderen Parteien und ja, sehr an den Grünen und der SPD, mehr jedenfalls als an der CDU, denn die hat gerade die Wahl, ob sie mit Kramp-Karrenbauer zu sehr Merkels Linie vom Ruhen und Aushalten fortschreiben oder doch einmal mutig etwas ganz Neues versuchen will. Die Frage ist derzeit eben nur, haben die Delegierten das Problem überhaupt verstanden und auf dem Radar? …

©denise-a. langner-urso