„Es irrt der Mensch solang er strebt“

So der Herr zum Teufel in Goethes Faust.

Wir Menschlein sind eitel, werden nicht gerne kritisiert, hören viel lieber Komplimente, selbst dann, wenn bewusst ist, dass sie nur höflich, doch scheinheilig verlogen sind.
Rechthaberisch sind wir und können es auf den Tod nicht ausstehen, wenn wir Unrecht haben, das öffentlich gesagt bekommen und uns korrigieren, vielleicht sogar noch entschuldigen müssen. Das tut weh und noch nicht verrohte Seelen leiden erbärmlich, schämen sich.

Wie anders ein gut abgebrühter Politiker. Dieser irrt sich grundsätzlich nie.

Hat er den größten Stuss losgelassen, so wird nichts zurückgenommen oder dementiert, sondern sehr ausführlich darauf hingewiesen, dass man total falsch verstanden worden sei. Die Sache war nämlich so und so und ganz anders gemeint und die Presse hat da wohl auch nicht so genau hingehört.

Schuld ist der dumme Bürger, der einfach wieder nichts kapiert von der großen Politik. Schwamm drüber, nach 6 Wochen ist ohnehin alles vergessen und irgendein neuer ablenkender Skandal, über ein blödes Dr.-Plagiat, wird dafür Sorge tragen, dass Gras drüber wächst.

Nun, von vielen Politikern sind wir das gewöhnt, wir ärgern uns, schimpfen auch wie die Rohrspatzen über die Unzulänglichen da oben und das war es dann auch. Weil wir satt sind, ein vollgefressener Hund verspürt keine Lust zu beißen.

Doch wie schmerzlich kann es werden, wenn sich ein korrupter Banker irrt, wenn er leichtsinnig zockt mit dem mühselig Ersparten gutgläubiger Anleger?!
Wir wollen nicht einmal unterstellen, dass es immer vorsätzliche Täuschung und betrügerische Absicht ist, wie oft zu Recht behauptet wird, sondern wirklich nur das Irren. Sträflich leichtsinniges Irren…

Da rauschen nicht nur Ersparnisse den Bach runter, da geht auch schon mal das Eigenheim flöten und nicht selten die ganze Existenz. Gemaßregelt wird der Nichtsnutz mit einem fetten Bonus, damit er das ja wieder tut.

Nach einer beruhigenden Pause, versteht sich, darf er weiter zocken. Es muss nämlich erst wieder Dummgläubigkeit und blindes Vertrauen aufgebaut werden, bevor abermals zugeschlagen wird. Denn wovon sollen sie denn leben die armen Bänker? Und irren sich große Banken oder Politiker, wie Herr Mappus oder Herr Beck, dann wird letztlich der dumme Michel an der Mütze herbei gezerrt und muss den Schaden begleichen.

Machtlos sehen wir diesem irren Treiben zu, wie wir von der “Kapitalistischen-Lobby-Absprachen-Planwirtschaft“, von Oligarchien und Großkonzernen beirrt und zwangsbeglückt werden.
Vier dicke Energieriesen sind keine Konkurrenten untereinander, vielmehr eine verruchte, verschworene Absprachen-Gemeinschaft, wie die Mineralölkonzerne auch, die allesamt öffentlich Wasser predigen und, um mit Heine zu sprechen, und heimlich Wein saufen, auf Kosten des verirrten Verbrauchers.

Wir halten still und das Maul, ist´s recht so, werte Herren und Damen? Es ist zum verrückt werden und alle vier Jahre darf ich mich erneut gewaltig irren, und ich irre mich immer, egal in welche Richtung ich irre und was ich ankreuze.Gut, dass wenigstens die hoffnung nie stirbt, sonst könnten wir alle auf Wahlen verzichten!

©h.boxxan