Regelmäßigkeit ist – Stress und Abhängigkeit?!

Ein interessanter Artikel ist heute im Spiegel erschienen: Arbeitnehmer unter Dauerfeuer
und dazu muss einfach etwas gesagt werden. Und ja, ich poste heute wieder, werde aber eben nie das tun, was so einige nette Auftraggeber von mir erwarten. Online verstecken sich diese nämlich in aller Welt. Und in aller Welt zu arbeiten, das bedeutet rund um die Uhr, eigentlich. Und so mancher Auftraggeber meint dann, gewisse Dinge müssten innerhalb von zum Beispiel 48 Stunden passieren.

Andere sagen, regelmäßig müsse etwas veröffentlicht, kommentiert werden. Und deshalb hat bei mir immer schon gegolten, vergesst es. Ich lasse mir keinen Stress machen. Online entscheide ich, ob mein Tag 24 Stunden hat, haben soll. Soll er nicht, denn dann entfiele auch die früher so nette 5 Tage-Woche. Sie mag sich verändert haben, entfallen wird sie deshalb nicht. Ich teile mir die Woche ein, ich entscheide, wann und ob, wie viel ich arbeite, Gesundheit ist ein hohes Gut und wertvoller als jeder Cent.

Ja, viele Menschen können sich das nicht leisten, schon gar nicht die vielen Elternteile, die ob niedriger Löhne mehrere Jobs annehmen müssen. Kann ich mir eigentlich auch nicht leisten, weil darunter natürlich bei Freiberuflern die spätere Rente leidet, tue es dennoch, weil ich zum großen Glück eine recht vernünftige Lebensplanung habe, bis jetzt, denn ich bin verheiratet, und irgendwie geht das, bei beiden, die wir beide keine Arbeitgeber haben. Und wie gesagt, Geld ist nicht alles. Und es gibt gewisse Dinge, die andere Menschen offensichtlich brauchen, weil sich damit ein gewisser Status erhält, auf den wir gerne verzichten können. Fernseher, neues Handy? Purer Stress, Abhängigkeit –

48 oder 72 Stunden Zeit für eine Bearbeitung? Vergesst es! Am Freitag fährt der Mensch 500 km zu seiner Rest-Familie, weil dort zum Beispiel am Samstag ein runder Geburtstag, eine Taufe oder anderes ansteht. Am Sonntagabend kommt er vielleicht zurück. Jetzt mal eben gucken, ob derweil ein Auftrag einging, kurz nachdem man abfuhr? Wird erwartet, dass man ständig abrufbar seine Mails liest, das Laptop stets in der Tasche hat? Nein, ich wehre mich gegen Menschen, die das denken und auch gegen die, die meinen, regelmäßig bedeutet bei einem Onlinemedium täglich, 24 stündig, 7 Tage in der Woche.

Ist einfach nicht. Basta. So läuft das nicht. Regelmäßig ja, aber nicht in vorgegebenem Takt, denn den definiert jeder in einer vernetzten nie schlafenden Welt anders. Und ich definiere ihn für mich passend. Ich werde weder arbeits- noch onlinesüchtig, nur weil die Welt meint, weil Anbieter meinen, nie abschalten zu müssen. Ich kann meinen Stecker ziehen, und das muss man sich erhalten, neu erlernen, wenn man es nicht mehr kann. Punkt.

Vergesst es, wozu, weil die Freundschaft dich sonst komisch anguckt oder der Nachbar? Wurst, wenn er dich nicht so akzeptiert, wie du sein willst, sein Ding, es kommt nicht darauf an was man hat sondern was man ist. Punkt. Haben derweil auch unsere Mitbürger erkannt. Erzieht sie euch entsprechend! Stromausfall, bei Euch brennt Licht? Klar, magste ne Kerze? Tja, weniger ist plötzlich mehr, und den Kaffe gibt’s sogar mit Kerze oder Petroleumlampenöl gekocht gratis dazu, wenn man weiß, wie so etwas geht. Plötzlich wieder netter Nachbar, ach ne, jetzt weißte, was die neue Klimaanlage, deine Kaffeemaschine für einen Wert haben, und übrigens eine schöne heiße Pfanne ist auch noch drin. Und ja, Gesellschaftsspiele, die sind jetzt der Hit. Telefon geht nicht? Na und? Bist du süchtig, oder wie? …

Aber zurück zum Artikel. Schon am Anfang ein Satz, da liege ich lachend neben dem Hocker:

Und Multitasking nennt man es, wenn sich jemand bei der Arbeit gegen zu viele Anforderungen wehrt.

Falsch. Der Autor hat Multitasking überhaupt nicht verstanden. Wer wirklich multitaskingfähig ist, der nutzt das, wenn es nützt und bemerkt es nicht, wer sich dagegen wehren muss, der bekommt den fetten Burnout, ist eben absolut nicht multitaskingfähig. Ein Arbeitgeber dem es reicht, der meint gar im Forum, er melde sich demnächst bei Facebook und Co ab, er stünde derweil mit allen Mitarbeitern ständig in Kontakt. Sorry, aber wer das tut, den hat irgendwann die Neugier gepackt, der war entweder in irgendeiner Form arbeits- oder onlinesüchtig oder ist schlicht ein Kontrollfreak. Und all das ist eher nicht ganz gesund. …

Und was die Medienwelt betrifft, auch die ist ungesund, da wird aus jeder winzigen Meldung derzeit ein Ticker, da wird in Sekundenschnelle nachgereicht und aufgefrischt, derweil sich allenfalls ein einziger Satz in einem vorhandenen Altartikel ändert. News sehen anders aus, so einfach ist das, sonst schaffe ich mir einen Twitteraccount, nenne das aber nicht Nachrichtenmagazin oder Onlinepresse. Abhängigkeit von Klicks nenne ich das.

Es gibt einfach nichts, was umgehend der Veröffentlichung bedarf, was sofort kommentiert werden muss, es sei denn, man verdient überwiegend an Werbeklicks und Bannern und daran mehr als offline. Und das ist eben nicht der Fall, wenn in der Paperversion das bereits erzählte nur etwas ausführlicher nacherzählt wir, statt sich wirklich dort massiv abzugrenzen und nur erneut wiederzukäuern. Wenn ich Kühe sehen oder kaufen will, dann fahre ich aufs Land.

Und ein Arbeitnehmer, der regelmäßig in seiner vorgegebenen Arbeitszeit einen guten Job macht, der ist wertvoller als einer, der sich ob angeblicher Multitaskingfähigkeit dauernd verzettelt, derweil er anscheinend quasi 24 Stunden schafft, auf jede Mail antwortet, und der mir demnächst mit fettem Burnout ausfällt. Der Mitarbeiter ist krank und nicht gesund, kann alleine nicht abschalten, und wenn ich meine Mitarbeiter auch noch privat als Freunde bei Facebook adde, mit ihnen twittere und Whatsappe, dann bin ich als Arbeitgeber wirklich nicht mehr ganz bei Trost und selber krank.

Ich arbeite einfach so, wie es gesund ist, regelmäßig und gemäßigt. Und der neue Fernseher, das neue Auto und Co, die können mir gestohlen bleiben, nehmt mich wie ich bin, und wem das nicht passt, auch gut! Es gibt wichtigere Dinge im Leben als Geld und Statussymbole und nein, ich brauche auch keinen Kaviar, ein Kaffee über einer Kerze gekocht, gaaanz langsam und dabei nette Gespräche mit netten Menschen, das ist es, was wirklich zählt.

So, und jetzt bis morgen, für heute ist Sense, das war eine meiner Regelmäßigkeiten, unregelmäßig zu veröffentlichen, einer jener Artikel, die dem was ich Mäßigung nenne entsprechen. Und ja, die Merkwürdigkeiten unserer Bundesregierung, die kann ich auch noch morgen kommentieren. Zu viel Aufregung verursacht nämlich auch gesundheitlich schädlichen Stress. Will nicht.

©denise-a. langner-urso