Sloterdijk – Den Citoyen als Werkzeug …

Philosophen sind die, die in deutlicher Sprache und schönen Bildern, die im Gedächtnis bleiben, die Welt erklären können, für jene, die in ihr leben. Jene, die Bilder im Kopf Erwachsener entstehen lassen, die nachhaltig sind, überzeichnet zwar, doch versehen mit Ausblicken und Ratschlägen. Und zu diesen Zeitgenossen gehört Sloterdijk nicht, gehörte er nie.

Derweil es Politikern gelingen muss, die, die sie vertreten, auf ihrem Weg mitzunehmen, was ihnen derzeit nicht gelingen mag, weil sie zu offensichtlich und zu lange gelogen und ein Idealbild gezeichnet haben, so ist es dem Philosophen überlassen, Mahner zu sein, nicht Verkäufer und Populist.

Sloterdijk begibt sich in die Untiefen dessen, was er krisisiert, verbündet sich mit denen, vor denen er mit verschleierten Worten, warnt, gehört zu den Profiteuren dessen, was er vorgibt zu kritisieren. Und das ist nicht Aufgabe, nicht das Handwerk, das er gelernt haben sollte.

Sloterdijk macht sich zum Fürsprecher kleiner Gruppen, verliert den Blick für das Ganze, bewusst. Mit seinem eigentlichen Handwerk nämlich ist zu Lebzeiten nicht das zu verdienen, wovon er sich mit seinem Buch jetzt ein Stück abschneidet.

Große Philosophen, sie erkennt man nicht im Hier und Jetzt, sich schöner Worte bedienender Populisten schon. Benötigt doch alleine der Populist die Bühne, der Philosoph derweil nicht, er meidet sie und wird dennoch gehört, wegen einer leisen Sprache, die verstanden wird, die analysiert, erklärt, die Wege und gleichzeitig Lösungen bietet, dazu veranlasst, im Hier und jetzt politisch zu agieren, von denen, die sie verstanden haben, die Hinweise.

Sloterdijk hat diesen Weg längst verlassen, wurde zu einem Fähnchen im Wind, richtete seinen Blick dorthin, wo jenes Kapital, das er vorgibt bekämpfen zu wollen, zu erzielen ist. Das eigentliche Ziel aber hat er dabei aus den Augen verloren, jene zum Handeln zu bewegen und zu beraten, die es könnten, weil er die Eltern der Die schrecklichen Kinder der Neuzeit nur populistisch anklagt, die mit dem Begriff Citoyen überhaupt nichts anfangen können, da sie doch längst eine Patchwork-Familie sind.

Statt zum Familienberater zu werden, verbündet sich Sloterdijk mit den schrecklichen Kindern. Statt nach Wegen mit allen Familienangehörigen aus der Krise zu suchen, bei denen alle ihr Gesicht wahren können, beschreitet er den einfachsten Weg, sagt Citoyen, nimmt die schrecklichen Kinder und – geht.

Ob diese wohl verstanden haben, dass er sie nur als Werkzeug benutzt?

Bleibt die Frage, wann Sloterdijk den Philosophen in sich vergraben, verdrängt hat und weshalb. Um des schöden Mammons willen? …

Schade.

©denise-a. langner-urso