Stéphane Charbonnier – der ein Karikaturist sein wollte …

Und wieder islamkritische Karikaturen, und wieder unter dem Deckmäntelchen der Meinungsfreiheit veröffentlicht, schon fast alltäglich, weltweit. Hier wird der Islam angeblich karikiert, soll dadurch aber eigentlich nur lächerlich gemacht werden, in anderen Teilen der Welt sind es andere Kirchenfiguren, die man wie man so schön sagt durch den Kakao zieht, um ganze Religionen zu verunglimpfen, denn mehr steckt hinter so plumpen Zeichnungen nun wirklich nicht, als schiere Provokation, oft, wie vermutlich im Falle „Charlie Hebdo“ sogar nur Profitgier, weil sich ein Thema gerade gut verkaufen lässt, man sich Umsatzsteigerungen verspricht.

All das hat aber mit Karikatur nicht das geringste zu tun, denn Karikatur, das ist die hohe Kunst, etwas mit ein paar Strichen, jemanden gar, wie Genscher, so überspitzt darzustellen, dass es quasi das „Markenzeichen“ der Person/Situation heraus arbeitet, überspitzt. Nur das ist Karikatur, sonst gar nichts, und Karikaturen befassen sich, sofern sie gut sind, mit lebenden (manchmal auch verstorbenen) Personen, von denen zumindest Bildmaterial vorhanden ist, in welcher Form auch immer, seien es Zeichnungen, die bestätigen, wie der Mensch aussah, seien es Fotografien, Szenen, die so stattfinden könnten, stattgefunden haben. In jedem Falle aber sind sie so gut gezeichnet, dass ein Spiegel vorgehalten wird, wie in einer guten Satire.

Was wir derzeit erleben ist, dass Schindluder getrieben wird, mit dem was schlechte Zeichner meinen, als Karikaturen veröffentlichen zu müssen.

Gute Karikaturisten sind eher Mangelware, werden hoch bezahlt, finden einen Platz in Redaktionen, die wissen, was für ein Geschenk so ein Zeichner ist, die schlechten landen in Schmierblättern, die Massenware produzieren, nicht wissen, was Karikaturen ausdrücken, liefern müssen, nehmen, was meint sich Karikaturist nennen zu müssen.

Gute bis sehr gute Karikaturen und Zeichner sind eher selten, so ist das nun einmal in diesem Bereich der Kunst, solche Werke bleiben in Erinnerung, werden oft zu Sammlerstücken.

Lyonel Feininger, Michael Mathias Prechtl, Horst Haitzinger oder auch Klaus Stuttmann, das sind Karikaturisten, die diesen Namen verdienen, wie auch Wilhelm Busch, wenn man einmal die Anfänge dieser Kunstrichtung betrachten möchte.

Was wir aber im Augenblick als Karikaturen serviert bekommen hat mit dieser Kunstform rein gar nichts zu tun, dürfte allenfalls als Kinderbild bezeichnet werden, und selbst diese malen besser.

Wer sein Handwerk so schlecht beherrscht, damit Generationen von Karikaturisten lächerlich macht, sich neben sie stellen will, der muss schon mehr liefern, von dem erwartet man Professionalität und so einen hohen Sachverstand zu unterscheiden, ob es dabei nur um die Verletzung menschlicher Werte und Gefühle oder eben um die Kunst über die man herzlich lachen und diskutieren kann geht.

Was hier abgeliefert wird ist allenfalls provokanter Schund, schlechte Handarbeit und hat den Namen Karikatur nicht verdient! Solche Schmierfinken sind keine Karikaturisten und ihren Preis nicht wert. Und das ist wohl am ehesten das, worüber man sich erregen und diskutieren sollte, notfalls mit dem Ziel, die Berufsbezeichnung Karikaturist schützen zu lassen, eigens dafür Prüfungskommissionen ins Leben zu rufen, damit Karikatur ihren Namen wieder verdient und wohlbedacht und sparsam eingesetzt ihr eigentliches Ziel erreicht.

Masse macht längst noch keine Klasse, höchstens bei Menschen ohne Rückgrat Kasse! Und diese Karikaturen, die jetzt ganze Weltregionen aufhetzen, zu Recht, wie das schon bei Hitlers Presse gegen die jüdische Bevölkerung geschah, bringt nur Schmierblättern Mehrwert, nicht aber der Weltgemeinschaft, denn dafür zahlen Menschen mit ihrem Leben, und das ist nicht der eigentliche Sinn von Karikatur! Spätestens dann gehört die provokante Schmiererei verboten. Menschenleben sind mehr wert, denn die Würde des Menschen ist unantastbar, eine unverschämte, schlechte, demütigende, herabsetzende, verletzende Schmiererei hingegen nicht und schon gar nicht, wenn sie eine Gruppe wie ein Hakenkreuz benutzen kann, um eine andere zu brandmarken.

 

©denise-a. langner-urso