Tegel und die Grünen – Klientelpolitik der anderen Seite

Die Abgeordnete Pop redet sich im Abgeordnetenhaus um Kopf und Kragen, wenn es um die Offenhaltung Tegels gibt, und die Rede, die da heute von ihr Gehalten wird, ist Satire vom Feinsten, und so empfinde ich derweil auch die Reden Grüner im Bundestag.

Da wird aufgezählt, in welchem Ausmaß die Stadt wächst, wie viele Neu-Berliner jährlich in die Stadt ziehen, wie der Tourismus boomt. Da wird aufgezählt, wie viele Wohnungen in der Stadt fehlen. Da wird gesagt, man möge Ausstiege von Ausstiegen von Ausstiegen nicht, weil erst diese unendlich kosten. Das ist mit neu, dass die Grünen den Atomausstieg eigentlich gar nicht mögen, jedenfalls nicht mehr dann, wenn es ihnen gerade in den Kram passt. Und gerade weil der R2G Senat so massiv auf dem Ausstieg besteht, gerade deshalb, wie Berlin derweil regiert wird, weil eben finanzielles Chaos und Chaos herrscht, wenn es um Menschen, Wohnungen, Stadt und Verkehr geht, werde zumindest ich für die Offenhaltung Tegels stimmen. Und ätsch, Frau Pop. Für mich ist Tegel genau am anderen Ende der Stadt, ich gehöre nicht zu denen, die sie verdächtigen, Privilegien kurzer Wege nutzen zu wollen. Alleine diese Aussage macht mich wütend.

Im Bundestag spricht fast zur gleichen Zeit Frau Höhn und fordert den umgehenden Ausstieg aus der Kohle und die Verkehrswende. Und vor dem Hintergrund der Verkehrswende, da überlege ich mir dann, wie eigentlich Flughafen am anderen Ende einer Stadt und Fahrräder zusammen passen die Stadt bricht ja ohnehin schon unter den vorhandenen Verkehrswegen zusammen. Macht aber alles nichts, wenn der eine Flughafen, der der Stadt bleiben soll, irgendwann einmal außer Kraft gesetzt wird, und sei es nur durch einen vergessenen Koffer, dann hat man immerhin genug Zeit mit dem Fahrrad den Flieger zu erreichen, Ziel erreicht … So stelle ich mir das Ziel der Grünen und derweil dieser hier regierenden Koalition für die Hauptstadt vor. Dumm faseln kann ich nämlich auch.

Ich bin ja schon froh, dass die anderen Parteien gerade noch die Halbierung des Fleischkonsums aus dem heute abzustimmenden Klimaplan streichen konnten, den die Grünen sich gewünscht hätten, weil die eben wieder Bevormundung der Bürger wäre. Mir hat schon der eine Veggie-Day gereicht, den die Grünen einst vorschreiben wollten.

Aber zurück zum Flughafen. Frau Pop propagiert ja so, als sei es unumgänglich, Tegel zu schließen, denn man höre und staune, die Dame tut gerade so, als seien dort immer schon x-tausend bezahlbare Wohnungen geplant gewesen, alleine wegen des Airports seien diese hingegen nicht gebaut worden, und sieh mal einer schau, die Zahl von bezahlbaren Wohnungen, die dort gebaut werden sollen, die hält sich massiv in Grenzen.

Ganz oder überhaupt nicht, sage ich dazu, denn es geht nur um ein Drittel aller geplanter Wohnungen. Und anderen Mitgliedern von Bundestag oder Mitgliedern des Berliner Abgeordnetenhauses Klientelpolitik vorzuwerfen, ist mehr als billig. Teuer aber ist es, wenn in Tegel nicht ausschließlich sozialer Wohnungsbau in Händen des Senates angestrebt wird. Entweder will man etwas für die Menschen Berlins tun, oder eben nicht, und ich sage: an der Zahl der Sozialwohnungen, die geplant werden müssen, sollt ihr sie messen.

Man hätte nämlich auch zu 100% in Sozialwohnungen in Tegel plädieren können. Das wäre ein Wandel, alles andere ist Augenwischerei, und wenn es um den Verkehr geht, dann hat man ebenfalls an alle Nutzer im Straßenverkehr zu denken und nicht nur an die eigene Fahrradklientel. Ehrlich ist anders, und man kommt eben nur vom Regen in die Traufe, wenn man nur eine andere Klientel bedient als andere Parteien.

Klientelpolitik ist und bleibt Klientelpolitik, selbst wenn man sie anders anmalt. Und es soll ja Parteien geben, die rufen ständig am lautesten, wenn es um Transparenz und Mitbestimmung geht Na dann, bitte, seid transparent und erzählt doch einmal, wie sich eure Klientel nennt, von welchen Unternehmen jene Lobbyisten kommen, die bei euch ein und aus gehen, liebe Grüne. Sicher seid ihr riesige Fans von zum Beispiel Immer-Grün. Doll, ein teurerer Stromanbieter ist mir im Leben nicht untergekommen, und den werfe ich demnächst raus. Und wenn es um Mitbestimmung geht, so lasst ihr die auch nur zu und würdet euch beugen, wenn dadurch eure Klientel nicht angegriffen wird, ansonsten hat nämlich bei euch der Bürgerwille nämlich auch nichts zu Sagen, passt euch auch nicht, wovon ihr dauernd schwafelt, wenn es euch gerade irgendwo ins Konzept passt.

Danke, aber verlogener geht es kaum. Entweder oder, und Zeiten ändern sich, so einfach ist das. Und wo ihr derweil in Umfragen landet, das scheint ihr einfach nicht sehen zu wollen. Ich will bezahlbare Preise und Dinge, die so reif auf dem Markt landen, dass sie massentauglich sind. Und das dauert hin und wieder nun eben einmal länger und funktioniert nicht, nur weil ihr mit den Fingern schnippt. Da schrieb doch das Handelsblatt zuletzt: Die Grünen haben den Schuss gehört. Ganz ehrlich? Ich kann nicht nachvollziehen, dass das so wäre, beim besten Willen nicht.

Ich will Tegel behalten, und sollten die Bürger so abstimmen, so habt ihr das zur Kenntnis zu nehmen und zu respektieren, denn so funktioniert Demokratie nun mal, und ihr wurdet gewählt um den Willen des Volkes umzusetzen, und nicht um ihn zu ignorieren. Wir leben schließlich nicht in der Türkei, in Russland oder anderswo. Merkt euch das …

Ach, und was herrn Hofreiter betrifft, mehr Bashing und Brüllen geht nicht. Und ich verteidige selten die kanzlerin, aber wenn sich Termine derart überschneiden, wenn die kanzlerin anderswo einen wichtigen Termin hat, so hätte man die tagesordnung von gestern ändern müssen, und nicht heute. Auch das halte ich für ganz schön dreist von den Grünen. Tut mir leid, wie weit man mit „Nur-Bashing“ und nix dahinter kommt, das kann man derzeit in den USA bei nachwahlen hervorragend beobachten. Eine partei ohne bezahlbare Programme für stinknormale Arbeitnehmer braucht niemand im Bundestag- sorry. Macht halt Klientelpolitik für eure Stammklientel, wie weit man damit kommt, wird euch der Wähler im September erzählen. Und von der Partei Die Linke fange ich gar nicht erst an.

Eine schöne Restwoche wünscht

©denise-a. langner-urso