Pressemeldung des WWF und die Kanzlerin Feuer und Flamme:
Die Arche Noah wieder flott machen!
Internationales UN-Jahr der Biologischen Vielfalt – WWF fordert drastischen Abbau Natur zerstörender Subventionen
Heute eröffnet Bundeskanzlerin Angela Merkel in Berlin offiziell das internationale Jahr der Biologischen Vielfalt der Vereinten Nationen. Der WWF begrüßt die Ankündigungen, den Kampf gegen das Artensterben zu verstärken. Allerdings dürfe es nicht bei Sonntagsreden bleiben. Deutschland habe noch bis zum Herbst den Vorsitz bei den UN-Verhandlungen im Rahmen des Übereinkommens zur biologischen Vielfalt (CBD) und stehe besonders in der Verantwortung. „Leider kneifen Bund und Länder oft, wenn es konkret wird“, beklagt Eberhard Brandes. Der Geschäftsführer des WWF Deutschland fordert den drastischen Abbau Umwelt erstörender Subventionen, beispielsweise für die Landwirtschaft und die Fischerei. Aktuellen Studien zufolge fließen weltweit Jahr für Jahr 670 Milliarden Euro an Staatshilfen in Branchen, die wesentlichen Anteil an der Zerstörung der Natur haben. „Diese fatale Geldverschwendung muss gestoppt und die Vergabe der Mittel an ökologische Kriterien geknüpft werden, um eine nachhaltige Wirtschaftsweise zu fördern“, so der WWF.
2002 hat sich die Staatengemeinschaft auf das Ziel geeinigt, den Artenschwund bis zum Jahr 2010 zu stoppen. Leider sei es bei hehren Zielvorstellungen geblieben. Der Verlust der biologischen Vielfalt habe sich weltweit sogar noch beschleunigt. Die von Menschen verursachte Aussterberate von Tieren und Pflanzen liege mindestens hundertmal höher als der natürliche Artenschwund. Verursacht werde der Artentod von der ungebremsten Lebensraumzerstörung, dem Klimawandel, dem Raubbau an Wäldern und Ozeanen. „Die Politik hat versagt und ihre Ziele weder in Deutschland und Europa noch weltweit erreicht“, bemängelt Eberhard Brandes. Lediglich in Einzelbereichen wie bei der Verbesserung der Wasserqualität oder der Vermehrung von Schutzgebieten konnten weltweit bescheidene Erfolge erzielt werden.
Der WWF erkennt an, dass die Bundesregierung ein positives Zeichen mit der LifeWeb-Initiative zur Verbesserung der Finanzierung von Schutzgebieten gesetzt habe. Die Zusage bis 2012 rund 500 Millionen Euro insbesondere für den Schutz von Wäldern bereit zu stellen, gehe in die richtige Richtung.
Um das Problem in den Griff zu bekommen, fordert der WWF wirtschaftliche Aspekte stärker zu berücksichtigen. Ob es um die Säuberung von Böden und Wasser oder die Speicherung von Kohlendioxid durch Wälder und Ozeane gehe, die Natur erbringe Jahr für Jahr gigantische Leistungen. Fruchtbare Böden seien die Grundlage für die Landwirtschaft, gesunde Fischbestände sichern die Proteinversorgung von Millionen Menschen. Schätzungen zufolge könnte allein die Ausweisung von Meeresschutzgebieten eine Million Arbeitsplätze schaffen. Die Maßnahme würde zugleich Fischerträge von 70 bis 80 Milliarden US-Dollar pro Jahr sowie Ökosystemdienstleistungen im Wert von 4,5 bis 6,7 Billionen US-Dollar erbringen.
„Investitionen in die ökologische Infrastruktur zahlen sich doppelt und dreifach aus“, betont Brandes. Der Schutz der Natur leiste einen Beitrag zur Begrenzung des Klimawandels, er verringere das Risiko von Naturkatastrophen und sorge für eine sichere Nahrungs- und Wasserversorgung. Damit werde zugleich ein Beitrag zur Armutsbekämpfung geleistet. Der Erhalt von Natur sei fast immer günstiger als zerstörte Ökosysteme wieder aufzubauen. „Leider ist die Arche Noah Leck geschlagen und es wird höchste Zeit, sie wieder flott zu machen“, so der WWF-Geschäftsführer. Es gehe nicht allein um den Schutz faszinierender Tiere und Pflanzen, sondern um handfeste wirtschaftliche Interessen und letztlich um das Überleben vieler Menschen.
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