Eine Marktwirtschaft kann nur so sozial sein, wie ihre Mitglieder es sind.
In diesen Zeiten wird deutlich, wo der Markt nicht so funktioniert, wie es sich in einer sozialen Marktwirtschaft gehört, nämlich im Bereich der Pflege. Jene Menschen, die später in Pflegeeinrichtungen landen, haben lebenslang Steuern gezahlt und das Land am Laufen gehalten. Pflege aber war schon immer schlecht bezahlt und am Lebensende erweist es sich als fatal, wenn diese privaten Pflegediensten überlassen und zum 1Euro-Produkt wird.
Das kann und darf so nicht bleiben, darüber muss dringend nachgedacht werden, und das gehört nach der Krise auch dringend aufgearbeitet. Es gibt schon länger Kontrollen und Bewertungen von Pflegeeinrichtungen, und das gehört einheitlich geregelt, wie auch im Lebensmittelbereich muss sich da einiges ändern, wir brauchen ein einziges einheitliches Kontrollsiegel, nicht diverse verschiedene, das ist für Verbraucher viel zu kompliziert.
Ich sage es einmal knallhart: wer privat pflegen will, wer solche Einrichtungen führen und eröffnen will, wer in dem Bereich auch als Privatbetreiber tätig werden will, der hat selber für Krisenzeiten Vorsorge zu treffen. Im Lebensmittelbereich zeigt sich auch, Kontrollen leiden, weil alle Labore massiv überlastet sind, auch hier hat mehr vorgesorgt zu werden, es braucht mehr Labore, eine einheitliche Kontrolle, mehr Mitarbeiter, damit sich niemand mehr entziehen kann, vermehrte Kontrollen und viel öfter als bisher hat zu gelten: wer in solchen Bereichen das Qualitätsziel verfehlt, der gehört umgehend geschlossen. Von daher ist die Coronakrise auch eine riesige Chance.
Das gilt übrigens für andere Bereiche auch, für jenen Bereich, der umfassend Start-Up-Branche genannt wird, denn auch hier gibt es derzeit so einige Berichte, da kann man nur mit dem Kopf schütteln, was unter Start-Up so alles genannt wird, sich dazu zählt.
Große Klappe, nichts dahinter
Es hat auch meiner Sicht nichts mit einem Start-Up zu tun, wenn ein junger Mann auf die Idee kommt, in normalen Zeiten eine abgewrackte Fabrikhalle anzumieten, diese halbwegs in Schuß zu bringen, in kleine Räume aufzuteilen und diese dann an diverse andere Menschen weiter zu vermieten, die diese dann als Co-Working-Space und zeitweise anmieten.
Das ist schlichtweg reine Bürovermietung, die hat es immer schon gegeben, und ohne marode Gebäude, für die sich kein anderer Investor findet, wäre so ein Konzept im Leben auch nicht möglich, und eigentlich sollte es so laufen: der Vermieter mietet oder kauft ein fertiges Bürohaus und untervermietet weiter, sofern dies erlaubt ist.
Wer aber meint, er müsse einfach nur irgendwo in der Pampa irgendetwas in dem Bereich umgehen, was vorhanden ist und eine Abkürzung auf dem Weg zum permanenten Unternehmer wählen, um den tut es mir derzeit wirklich nicht leid, Investitionen funktionieren normaler Weise nicht ohne Eigenkapital, und wenn das nicht vorhanden ist, wenn Banken da reihenweise ablehnen, dann ist aller Voraussicht nach auch kein dauerhaftes Konzept gegeben, gehört so ein Konzept nicht auf den Markt.
Berliner Wildwuchs im Start-Up Bereich
Alleine viel Berliner Wildwuchs, und Augenwischerei, wie toll die Stadt doch aufgestellt sei, ohne je zu bezeichnen, was man so alles als geniale Unternehmensidee ansieht, hat zu solchen irrwitzigen Start-Ups geführt, die schlicht Unternehmen ohne finanzielle Unterfütterung und nur kurzfristig gedacht sind, denn in Krisen wie jetzt, jammern solche Unternehmer zuerst.
Co-Worker, die an x verschiedenen Konzepten und eben nicht an einem einzigen arbeiten, kommen daheim auch gut zurecht, das Konzept mag gut sein, wenn alle an einem Produkt arbeiten, nicht aber, wenn sie hundert verschiedene Auftraggeber haben. Hier gehört zukünftig sehr viel genauer hingeschaut, wer hier woran verdienen will und wie.
Vermietung von Büroräumen gibt es, da können sich Co-Worker ebenso einmieten, sich die Miete teilen, das ist Fakt. Sich aber Start-Up zu nennen, weil man jemandem vorspielt, dass man gerade das Rad der Bürovermietung neu erfunden hat, ist der Witz des Jahrhunderts und man sollte es denen überlassen, die das als Profis mit viel Kapital bereits seit Ewigkeiten tun und damit Erfahrung haben, und um die Start-Ups in dem Bereich, die jetzt zuerst Hilfen brauchen, um die ist es wirklich nicht schade, auch in Berlin nicht, denn der Markt braucht auch Nachhaltig wirtschaftlich tragbare Unternehmen und Konzepte.
Und Leute, die sich auf solche Start-Ups, wie das oben genannte, verlassen, brauchen auch keinen Mietendeckel, sie brauchen Verlässlichkeit, dass ihre Räume auch nach Krisen noch angeboten werden und nicht wegen mangelnden Eigenkapitals des Vermieters innerhalb von Wochen nicht mehr existieren. Und wenn es zu irgendeiner Art Treuhand reloadet in bestimmten Feldern kommt, wenn dadurch Unternehmen verschwinden, die unrentabel sind, die in Notfällen nicht sozialverträglich handeln und nicht vorsorgen für Notfälle, bitte gerne, das soll mir dann recht sein und täte uns allen gut.
Voll daneben: Mediziner in Ausbildung in Kneipen
Der Markt ist da sozial, wo Menschen ihn bewirtschaften, die sich auch einmal ein Quartal selber über Wasser halten könnten, ohne umgehend auf Hilfen des Staates angewiesen zu sein, und da liegt derzeit viel im Argen, auch bei privaten Pflegediensten, die hoffentlich in größere nachhaltig wirtschaftende und vorsorgendere Hände übergehen werden, denn zumindest Material, das auch bei Virenausbrüchen die zu Pflegenden und die Pflegekräfte schützt, hat für zumindest einen kurzen Zeitraum in jeder Einrichtung irgendwo vorhanden zu sein, so wie jeder Bürger eben auch für einmal drei Tage dauernde Stromausfälle genug an Vorräten im Haus haben sollte, damit die Angst überwunden wird, sich auch bei Stromausfall, Sturm oder Hochwasser einmal ein paar Tage den Hintern putzen und Nudeln kochen zu können, weil vielleicht der Staat dafür nicht vorgesorgt hat, meine Meinung.
Derzeit geht es hier ja zu wie in Die Grille und die Ameise. Es gibt zu wenig Ameisen, weil sich alle ununterbrochen darauf verlassen, dass im Notfall schon irgendeine Ameise vorbeikommen wird, die vielleicht hilft. Und das hat mit Freiheit wenig zu tun, das ist Abhängigkeit, und ob das ein besonders schönes Ziel ist, will ich lieber nicht wissen. Was mir noch aufgefallen ist, Medizinstudenten, in deren Namen Journalisten nachfragen, wie denn, wenn sie sich jetzt engagieren, das auf die Studienzeit angerechnet wird.
Oh Mann! Beruf verfehlt. Wer so einen Beruf wählt, der sollte dies tun, weil er Menschen helfen will, und nicht, weil er irgendwann viel Geld verdient, im Studium aber die Pflege durchweg meidet und lieber kellnert oder anderswo arbeitet, weil es dort mehr zu verdienen gibt. Von solchen Ärzten halte ich nichts, sozial ist deren Einstellung kaum, von solchen Ärzten will ich im Zweifelsfall nicht behandelt werden, wenn ich einen zweiten Arzt zur Verfügung habe, der bereits im Studium bewiesen hat, woran es ihm wirklich lag, ob am Mitmenschen oder am Geld.
Erziehung zu positivem Sozialverhalten und Respekt war gestern?
Ich nehme den sozial eingestellten Arzt, der andere kann mir gestohlen bleiben und denke schon immer, Studierende in dem Bereich gehören in die Pflege als Hilfskräfte und nirgendwo anders hin. Wer das nicht will, gehört nicht zum Mediziner ausgebildet. In der Pflege gibt es genug zu tun was ausgebildete Pflegekräfte entlastet, dazu gehört Ausbildung und Mitlaufen bereits in den Sommerferien vor Studienaufnahme. Ausbildung hat kein Zuckerschlecken zu sein und sollte halbwegs im Umfeld des angestrebten Berufs stattfinden und im medizinischen Bereich eben nicht in Kneipen.
Und ich denke übrigens auch nicht, dass Studenten derart teure Wohnungen oder Unterkünfte brauchen und staatliche Hilfen per Mietendeckeln wie in Berlin, damit sie sich solche neben der Lieblingskneipe leisten können. Wem die Ausbildung am Herzen liegt und wer diese ernst nimmt, der fährt auch länger, wenn er dafür günstiger wohnen kann, wer das Leben ernst nimmt, der setzt Ausbildung vor Party, ansonsten soll er es lassen.
Respekt hat mit Erziehung zu tun!
Es ist eine Zumutung für jede Gesellschaft, wenn man auf deren Kosten lieber feiern und dafür länger ausgebildet werden will. Das hat mit sozialem Verhalten wenig zu tun, und wir wissen bereits heute, dass Erziehung zu solchem irgendwie kaum noch stattfindet, was wir daran gesehen haben, wie renitent sich in Berlin jüngere Mitmenschen zeigen, wenn es um Ausgangssperren geht, die alle betreffen müssten, deren Erfolgsaussicht darn zu messen ist, dass sich jeder daran hält, und die umso kürzer gelten müssen, je umfassender sich jeder und alle an sie halten.
Sozialverhalten und Respekt gehören zu Erziehung, und die hat bereits im Elternhaus stattzufinden. Basta. Dazu gehört der Respekt vor Lehrerinnen ebenso wie der vor der Polizei und ihren Anweisungen, und wer sich daran nicht hält, nicht hier aufwuchs, auch dem sei gesagt, dann hast du es gefälligst zu lernen oder du hast hier nichts verloren, wenn du dieses nicht nachträglich lernst, und für uns hier bedeutet das, erzieherisch hat massiv mehr zu passieren als bisher, das fängt beim simplen Bitte und Danke an und endet nicht, wenn man älteren Menschen einmal die Tür aufhält, wenn sie mit Rollatoren unterwegs sind, Respekt beginnt da, wo man nicht Bürgersteige als Radler nutzt, wo kein Radweg vorhanden, oder man schiebt, wo man älteren Bürgern den Platz in öffentlichen Verkehrsmitteln anbietet. Ja, die Krise ist auch Chance zu erkennen, wo in der Erziehung zu Respekt und Sozialverhalten versagt wurde, und genau dort aber, in den Familien fängt Gesellschaft an und endet im Alter, da schließt sich der Kreis.
©denise-a. langner-urso