Von Hofreiter zu Palmer bis Haßelmann – Gib Gummi

Voller Verwunderung liest man derzeit Artikel über Politiker die Politiker Palmer, Haßelmann und Hofreiter von den Grünen, und auch der Blick in die Bundestagsdebatten der letzten Wochen sind nicht hilfreich, im Hinblick auf zukünftige Wahlen und aus Wählersicht. Man ist und bleibt verwirrt, irgendwie passt da viel zu viel nicht zusammen.

Keine andere Partei würde eine derart große Spannbreite ertragen, jede andere Partei hätte es derweil längst zerfetzt, denn unterschiedlicher können die Aussagen und Charaktere kaum sein. Andere Parteien halten zwar auch hin und wieder ihr Fähnlein in den günstigsten Wind, was aber derweil die Partei Bündnis 90 Die Grünen abliefert, wie gummiartig sich in deren Reihen verhalten werden kann und darf, das geht auf keine Kuhhaut und wird aus Wählersicht immer unverständlicher. Es ist nämlich keine Grundlinie, kein roter Faden, kein Grundgedanke in den Parteireihen mehr erkennbar, kein Muster.

Patchworkdecken sind daraus gemacht, Patchworkfamilien mögen so funktionieren, aber eine Partei, die ja über einen längeren Zeitraum bestehen will, die ein Wahlprogramm braucht, das Leitlinien für eine Gesellschaft bieten soll, in dem Umfeld kann eine Flügelspannweite von Palmer bis Haßelmann vielleicht kurzfristig aber sicher nicht dauerhaft funktionieren, es sei denn, man geht davon aus, die eigene Wählerschaft leide an Schizophrenie.

Gut, man kann natürlich argumentieren, nach außen zur Bundesebene argumentieren wir vorwiegend Gemeinsamkeit und leben sie, kehren was stört unter den Teppich, ansonsten aber macht hier jeder in jedem Bundesland seins, je nach Gutdünken, Hauptsache, irgendwie ans Regieren, auf Posten, nur wie schaut es dann nach innen aus? Wie bei der Linkspartei, nur dass man den eigenen Streit unter einem besser verschließbaren Deckel hält, solange, bis irgendwann die Basis erkennt, was das eigentliche Kalkül ist, und dass man in dieser Partei zum Gummi werden muss, wenn man überleben will?

Dann doch bitte lieber so wie in der SPD, da weiß der Wähler derweil, wie die Parteiführung seit Jahren tickt, da ist es egal wie weit man sich biegen muss, um sich an jeweiligen Regierungen beteiligen zu dürfen, da blickt teilweise die Wählerschaft tatsächlich nicht mehr durch, ob tatsächlich im Koalitionsvertrag alles schriftlich festgehalten und der Basis in die Hand gedrückt wird, was angeblich verhandelt wurde.

Noch scheint der Spagat von Haßelmann über Hofreiter bis zu Palmer zu funktionieren, noch hört man nicht viel darüber, wer in der Partei wie tickt und denkt, und ob zwischen Haßelmann nicht eventuell doch Einverständnis herrscht, denn wie soll der Wähler es erkennen, wenn zwar im Bundestag gegen Unionspolitiker und AfDler gewettert, ansonsten aber der eigene Parteikollege bei gewissen Aussagen nicht ebenso offen angegangen wird? Da regt man sich auf, dass die CDU in östlichen Bundesländern mit der AfD liebäugelt, wenn aber Hofreiter einen Blick Richtung Kreuz-Söder wirft, oder Palmer plötzlich aus heiterem Himmel Mutmaßungen über die Staatsangehörigkeit eines Radfahrers wegen dessen Aussehen anstellt, so bleibt es relativ ruhig? Keine laute Empörung in den Medien, kein Shitstorm auf Twitter?

Ich weiß ja nicht, ich weiß ja nicht, aber Bündnis 90 Die Grünen schauen für mich derweil nach Freitag ab 1 macht jeder seins aus, anders formuliert, was ihr außer an Parteitagen macht, wo vorwiegend Einigkeit über die Medien nach außen zu transportieren ist, zumindest am Ende, ist uns völlig egal.

Es wird ja speziell in der Partei sich immer mal wieder empört gegeben, wenn Mitglieder anderer Parteien über Leitkultur fabulieren, versuchen eine derartige zu formulieren, wenn sie sie denn mal finden würden, versteht sich.

Wozu eigentlich die nach außen getragene Empörung, wenn man in dieser Partei offenbar die eigene Leitkultur wie die verlorene Stecknadel im Heuhaufen erst wieder suchen und finden muss? Ganz zu schweigen davon, dass sie dann ja auch zu formulieren und sich an diese gehalten werden sollte, bundesweit …

Wie viel Gummi darf es denn noch sein, liebe Bündnisgrüne? Glaubt Herr Hofreiter tatsächlich, die Wähler in Bayern durchschauen das nicht, oder man könne einen Söder dauerhaft einhegen, wie man es von Trump dachte? Eine Wahlaussage und zwar eine deutliche, ob Hofreiter den Bayern nach der Wahl erneut den Söder auf einem Silbertablett servieren will, wäre dringend angebracht. Wobei, eigentlich hat er ja bereits angesagt, was er zu tun gedenkt, wenn es um Machtteilhabe in Bayern geht. Na dann, Prost, Bayern, in eurer Haut will ich nicht stecken, und da wählen müssen auch nicht!

©denise-a. langner-urso