VW: Das Auto – Reden wir über Selbstbetrug

Wenn mir vom gestrigen Tag im Zusammenhang mit dem VW Skandal etwas in Erinnerung bleiben wird, dann ist es der Satz des Journalisten Ulf Poschardt, der sinngemäß lautete: Wenn man etwas vererben kann, dann ist das Produkt gut. Und dieser Satz ist es, über den wir nachdenken müssen, wenn wir in Deutschland von deutscher Ingenieurstechnik und Made in Germany reden. Denn davon ist so gut wie nichts geblieben als: Selbstbetrug. Und das ist die Erkenntnis, die wir aus der Affäre ziehen sollten.

Deutschland steht und fällt quasi mit einem einzigen Produkt, ist landwirtschaftlich quasi zur Monokultur verkommen, und das war nicht immer so. Und irgendwann gehen solche Monokulturen den Bach runter, weil die Böden ausgelaugt sind, da wächst irgendwann dann nicht nur nicht mehr das vorerst monokulturelle Gewächs nicht mehr, da wächst irgendwann tatsächlich nur noch Unkraut ( wenn es so etwas in der Natur überhaupt gibt, denn nur wir Menschen definieren etwas als Unkraut, und auch nur, weil damit kein Kapital zu machen ist).

Eine komplette Volkswirtschaft, in der Massen an Arbeitsplätzen, Unsummen an Steuergeldern und der Wohlstand unglaublich vieler Menschen von einem einzigen Produkt übermässig abhängen, wie lange kann das gut gehen? Eben. Bis einer kommt, der es mindestens ebenso kann, bis einer kommt, der es besser macht. Und im Bereich Auto gibt es viele, die da auf gutem Weg sind, schon weil sie über mehr Köpfe verfügen, somit prozentual eine höhere Wahrscheinlichkeit haben, den Standort Deutschland zu überrunden. Und wenn unser Standort eins nicht getan hat, dann ist es das: junge Köpfe so zu bilden, so auszubilden, dass der einstige Vorteil von Qualität und Neuentwicklung auch immer ein Vorteil bleibt. Und zwar in vielen Bereichen, denn Deutschland konnte ja einmal mehr, als nur Autos zu bauen, die quasi heute noch laufen, die nicht ständig ausgewechselt werden mussten.

Das war so im Bereich Waschmaschinen und in vielen anderen Bereichen auch. Eine über 40 jahre alte Waschmaschine meiner Eltern läuft und läuft und wäscht, bis heute! Das nenne ich Qualität, das nenne ich Umweltschonend, auch wenn das Teil mehr Strom verbraucht, denn der Selbstbetrug, den niemand anspricht ist doch der: Wie viele Ressourcen werden schon beim Bau verwendet, und wie lange hält das Ding danach.

Wie viele Menschen verhungern, derweil ich Diesel in die Luft puste, der aus Pflanzen hergestellt wird, die aus Ländern kommen, wo dafür Menschen enteignet werden, ganze Landstriche dafür umgebaut und in Monokulturen verwandelt werden, welche Menge an Umwelt zerstört mein Wagen, wie viele Lebensgrundlagen, wie viel Hunger bringt das, wie viele Waffen muss mein Land an das andere liefern, damit der Zustand so bleibt, damit ich meinen Diesel kaufen kann, wie viel an Umweltschaden wird anderswo dadurch angerichtet, dass dieses Auto überhaupt jene Stoffe erhält, aus denen es gebaut ist? Und daran sollte sich der Preis eines Autos eigentlich orientieren.

Egal, es wäre ja schon etwas gewonnen, wenn unsere Autos derweil so gut gebaut wären, dass der Autobauer tatsächlich lebenslange Garantie bieten könnte, wenn sich Qualität Made in Germany dadurch auszeichnen würde, dass diese Teile tatsächlich vererbt werden könnten, denn machbar wäre das. Dann stiege zwar der Anschaffungspreis, man hätte auf der anderen Seite aber tatsächlich einen Gegenstand, der eine ebensolche Güte hätte, wie ein Grundstück, der kaum an Wert verfallen würde, es sei denn, schlagartig gelänge es tatsächlich ein KFZ zu bauen, das zuzüglich mit einem Antrieb versehen ist, der tatsächlich das ehemalige Auto um Längen im Verbrauch schlägt, komplett andere Stoffe für den Antrieb braucht. Und daran sollten wir uns ausrichten, das wäre ein Pfund, womit man wuchern könnte, die lebenslange Haltbarkeit, der Nichtverlust an Wert. Und ich würde lieber länger sparen, wenn ich solche Produkte erwerben könnte, die nicht ununterbrochen ausgetauscht werden müssen, zudem wäre für jede Bank das dann auch ein Gegenstand, den man genauso gerne als Sicherheit akzeptieren könnte, wie eben ein Grundstück, wenn denn der Besitzer tatsächlich einmal einen Kredit bräuchte, weil er sich eben zuerst für das fahrbare gerät an Stelle einer Waschmaschine sollte entschieden haben. Und von der erwarte ich übrigens auch mehr an Haltbarkeit, denn nur das ist tatsächlich dann auch Nachhaltigkeit. Das ist mehr an Ressourcenschonung als wenn ich mit einbilde, mein Auto sei etwas Besonderes, weil Made in Germany, derweil anderswo eine Familie enteignet wird, weil ich eine Woche lang deren Brot in meinen Tank kippen will. Umweltschutz fängt ganz anders an, als im Tank, wesentlich früher, bei der lebenslangen Haltbarkeit, und wer dann trotzdem etwas austauschen will, weil eben das neuere Produkt tatsächlich einen Quantensprung an neuer Technik verspricht, bitte sehr.

Nein, der Kollege Ulf Poschardt hatte schon Recht mit seinem Satz, den er da gestern bei Anne Will sprach. Und ich füge hinzu: unsere Autos fangen mit A für alternativlos an und enden mit O für Offenbarungseid. Deutsche Ingenieurskunst unser Made in Germany und der Preis müssen sich daran messen lassen, wie wenig dabei weltweit die Umwelt und Lebensgrundlage von Menschen geschont wird, und damit könnte man Punkten, man müsste nur wollen. Und ich bin mir sicher, dafür würden die Menschen auch gerne mehr zahlen. Und warum sollte am Ende dann nicht stehen: Weniger an Produktaustausch ist Mehr an Kapital? Ach so, Kapital fließt nicht schnell genug, und die Fachkräfte für so einen radikalen Wandel, die haben wir derweil auch vergessen auszubilden, weil sie und einfach zu teuer sind, verstehe …

Ganz ehrlich? So lange, wie meines Vaters alte Waschmaschine so hervorragend ihren Dienst tut, werde ich sie nicht auswechseln. Ich bin ja nicht blöd, mir versaut Werbung nicht meine blonden Gehirnzellen. Und ich bin mir ziemlich sicher, dass dadurch mehr Ressourcen eingespart werden, mehr Lebensraum nicht vernichtet wird, als wenn ein Grüner einen fetten, niegelnagelneuen Dienstwagen vom Steuerzahler vor die Tür gestellt bekommt …

©denise-a. langner-urso