Wo die wahren Wirtschaftsflüchtlinge wohnen …

Ich glaube, wenn derzeit im Zusammenhang mit Flüchtlingen ständig das Wort Wirtschaftsflüchtling benutzt wird, so wird es Zeit einmal zu schauen, wo denn eigentlich die Wirtschaftsflüchtlinge hausen, wer sie sind, woher sie kommen. Und dann können wir uns nochmals anschauen, ob man im Zusammenhang mit den wirklich verfolgten Menschen dieser Welt, die dann bei uns um Asyl bitten, überhaupt noch von Wirtschaftsflüchtlingen reden sollte und darf.

Ich definiere jetzt als einfach einmal das Wort um und konstatiere, der echte Wirtschaftsflüchtling flüchtet vor der Wirtschaftspolitik seines Staates und vor den dortigen Steuergesetzen. Die echten Wirtschaftsflüchtlinge heißen auch nicht Akahulu Niegehört, deren Namen sind unter anderem Google, Facebook, Starbuchs, RWE und Einzelpersonen wie, sorry, Hoeneß. Aber auch „Fräulein Schnupfen“, die derzeit in Kanada arbeitet, weil sie dort mehr verdient oder „Madame Husten“, die in Österreich studiert, weil ihr in Deutschland ein Studienplatz verwehrt blieb.

Wahre Wirtschaftsflüchtlinge sind die, die irgendwann in einem Briefkasten oder auf einer Bank in den schönen Heimatländern von Juncker oder dem Herrn der Eurogruppe Dijsselbloem ihre neue Heimat finden, sind die, die nicht so eigennützige Ärzte sein wollen, dass sie anschließend eine Landarztpraxis übernehmen, oder Menschen, denen in der Heimat der dort ansässige Arbeitgeber nicht genug Lohn zahlt.

Das sind eigentlich Wirtschaftsflüchtlinge, und wenn ihnen die Wirtschaftsflucht nicht mehr reicht, dann verklagen sie, wenn die ehrenwerte Namen wie Aktienunternehmen sind, vor Schiedsgerichten in den USA ihr Heimatland auf Gewinnausfälle. Das sind die, die man eigentlich als Wirtschaftsflüchtlinge bezeichnen sollte, und sie sind oft unsere direkten Nachbarn. Ja, ich setze mich gerne in die Nesseln, denn so viel Wahrheit soll eben auch manchmal sein.

Kriegsflüchtlinge und aus anderen Gründen Vertriebene

Auf der anderen Seite stehen jetzt jene Flüchtlinge, die wegen Kriegen, Verfolgung, wegen ihrer ethnischen oder religiösen, politischen Zugehörigkeit oder wegen anderer Dinge wie sexueller Verfolgung ihr Land verlassen müssen. Und wir vermischen ständig beide Dinge miteinander. Das sollte aufhören.

Ich gehe auch immer davon aus, dass jeder Mensch eben für Freundlichkeit und Hilfsleistungen auch etwas an jene zurückgeben wollen, die helfen. Und somit sind wir beim Artikel aus der Zeit. Und man muss ihn Buchstabe für Buchstabe gelesen haben, um zu verstehen, warum diese beiden Menschen als Beispiel für all die anderen bei uns eintreffenden Flüchtlinge stehen sollten. Beide Ehepartner sind nämlich genau solche Personen, wie unsere Gesellschaft sie gerne hat, wie die Wirtschaft sie bräuchte. Doch wir verwehren ihnen die Arbeitsaufnahme. Und beide sagen, sie wollen dem aufnehmenden Gastland etwas zurückgeben. Es gab dazu auch eine Doku über ein entsprechendes Ehepaar.

Und plötzlich dieser Neid, den ich nicht verstehen kann. Ständig wird Flüchtlingen unterstellt, sie würden nur fördern, wollten nichts leisten, hätten ja sogar das Geld gehabt zur Flucht, Hätten gar Schlepper bezahlt. Und irgendwie setzt bei einigen Leuten der Verstand völlig aus. Woher hatten die wohl so viel Geld? Oft sind das Kredite, manchmal auch Sammlungen bei Freunden, Familien, Nachbarn, und es soll sogar vorkommen, dass auch Menschen in anderen Staaten eventuell Sparguthaben haben …

Menschen möchten etwas zurückgeben, wenn man ihnen hilft

Nur Flüchtlingen unterstellt diese Eigenschaft niemand, der gegen sie spricht. Man hat den Eindruck, speziell Flüchtlinge seinen vor allen Dingen böse, schlecht und kämen generell mit Hintergedanken, am besten schlechten.

Ins Rampenlicht aber rückt dann immer das Negativbeispiel von Berlin, nur auf das wird sich bezogen, Flüchtlinge fordern, was ihnen nicht zusteht, sind renitent, sind Schmarotzer, wollen sich in irgendeine soziale Hängematte legen, einige vielleicht ein Rentnerdasein auf Kosten der hiesigen Gesellschaft pflegen. Ich sehe das anders und denke eben doch auch weiter. Ich unterstelle einfach einmal, die mehrheitliche Zahl aller Flüchtlinge stellt sich einfach nur eins vor, hier in einer Gesellschaft leben und arbeiten zu können, die friedlich miteinander multikulturell und überwiegend freiheitlich in allen Dingen, auch in ihrer Sexualität, lebt.

Und ich kann mir gut vorstellen, dass die meisten Kriegsflüchtlinge lieber heute als morgen irgendwo arbeiten würden, weil ich dazu in der Lage bin nachzuvollziehen, wie mies man sich fühlt, wenn man andere anbetteln muss, und wie man sich fühlen muss, wenn man finanziell von jemandem abhängig ist.

Und wir hätten all die Diskussionen um Flüchtlinge auch nicht, wenn politisch wesentlich schneller der Versuch zugelassen würde, solchen Menschen ein Stück an Würde zurückgeben zu wollen, indem man sie arbeiten lässt. Nicht für jeden Beruf braucht es umfassende Sprachkenntnisse, und ich kann mir gut vorstellen, dass solche Menschen Sprachkurse auch nach ihrer Arbeitszeit noch zuzüglich absolvieren, Sprache so integriert viel schneller erlernen würden. Einen Versuch wäre es mindestens wert.

Typisch Deutsch?! – Flexibilität ist nicht!

Allerdings kommen dann wieder jene um die Ecke, die von sich behaupten, sie seien mit 39 Jahren entlassen worden, seinen hochqualifizierte Ingenieure und jetzt bereits 46 Jahre alt, würden seit X-Jahren keinen Arbeitsplatz finden. Da frage ich mich, wonach und zu welchem Gehalt hat man denn gesucht, hat man derweil sich fortgebildet, was wäre man bereit für einen anderen Job zu tun. Umziehen? Können sich viele ältere Zeitgenossen nicht vorstellen. Aufbaustudium? Neues Studium, artfremdes Studium? Selbstständigkeit? Ganz ehrlich, andere, die man selber als Wirtschaftsflüchtling tituliert, weil das so wunderbar passt, die uns hier nur die Arbeit wegnehmen wollen, damit das Bild perfekt wird, die Löhne drücken wollen, sind die, die hier um Aufnahme bitten in der Überzahl nicht.

Und oftmals sind Flüchtlinge, was Sprachen zum Beispiel betrifft, wesentlich besser dran, wurden oft mehrsprachig erzogen und sei es nur französisch oder englisch, das oft relativ gut beherrscht wird. Nur mehrsprachige Formulare verteilen, gar mehrsprachige Mitarbeiter in Ämtern und Behörden im Wirtschaftswunderland Deutschland, die sind eher doch die Ausnahme. Selbst in Popelstaaten im Verhältnis zu Deutschland sind Straßenschilder oft mehrsprachig …

Fragen Sie zum Beispiel mal einen Deutschen etwas älteren Mitbürger als Ausländer nach dem Weg und sei es nur in englischer Sprache. Viele stellen sich entweder dämlich oder antworten nicht, wenden sich ab, weil hier wird Deutsch gesprochen wird, und weil es eben erst seit kurzer Zeit mehrsprachige Kindertagesstätten gibt, weil die Weltsprache nicht so in den Schulen gelehrt wird, wie man es könnte, wenn man tatsächlich an Top-Bildung interessiert wäre. Und glauben Sie mir, Unternehmer, die an Kräften aus anderen Staaten interessiert sind, die wissen ganz genau, dass ab einer gewissen Ebene eben Fremdsprachen, und zwar nicht nur eine, Gold wert sind …

Wer sich hier bewegt hat schon verloren

Ach was rede ich, wir verschenken derzeit nicht nur Menschenpotential, wir verscherbeln ja auch gerne unser Know-How an andere, oft zwangsweise, weil so einige unserer eigenen Wutbürger renitenter gegen Sprachen und den Umgang mit neueren Medien und deren Programmen und gar Bedienung sind, als gewisse Flüchtlinge in Berlin. Und das offenbart sich immer dann, wenn vom Umgang mit dem PC oder der Durchsetzung vom Unterricht in mehreren Fremdsprachen an Schulen und im Kindertagesstättenbereich auch nur geredet wird. Und wenn es für den neuen Job um den Umzug nur innerhalb Deutschlands geht, dann bringt man hier Argumente vor, über die Flüchtlinge sich totlachen dürften …

Und genau da liegt unser Problem, wenn hier Arbeitgeber von Flexibilität reden …

Ironie an:

Der Wutbürger ist noch immer ein Baum, den man nicht zu verpflanzen hat, der sich schon gar nicht selber verpflanzen würde und einmal Bildung hat für alle Zeiten zu genügen. Nur nicht bewegen, wer sich bewegt hat schon verloren, selbst wenn der größte Gewinn winkt. Und damit sind wir wieder bei gewissen Flüchtlingen in Berlin, die haben schnell gelernt, was gewissen Deutschen sehr eigen ist. Besser integriert geht nicht …

Ironie aus.

Und was also ist uns lieber, der Wirtschaftsflüchtling, der nebenan wohnt oder dort sein „Unternehmen“ hat, und der sich eher der Gesellschaft durch Nichtbeteiligung entzieht, oder jener, der aus „überlebenstechnischen“ Gründen zum Flüchtling wird und hier gerne sich beteiligen würde um etwas zurückzugeben, von dem, was man ihm dafür Gutes tat, dem es aber untersagt wird? Ich bevorzuge definitiv letztere.

Politik mit der man in Deutschland keinen Blumentopf gewinnen würde

Nur die Regierung, die solchen Menschen auf dem Arbeitsmarkt eine Chance geben wollen würde, die könnte vermutlich einpacken, denn dann bekäme vielleicht genau einer den Ingenieursjob, den der andere wegen seiner eigenen Nichtflexibilität gar nicht in Erwägung zieht. Diese Regierung würde nicht gewählt, hielte sie doch jenen den Spiegel vor, die sich wie alte Bäume verhalten. Und wüsste man das in den Parteien nicht so genau, wer dann bei Wahlen Mehrheiten kassieren würde, hätte man das vermutlich längst getan. Auch das gehört zur Wahrheit und darüber nachzudenken, was ich damit meine, dürfen Sie gerne den Sonntagabend verbringen. Der Schoß ist nämlich fruchtbar noch, fruchtbarer als man glauben mag und die Zeichen werden ständig sichtbarer …

Schlimm nur, dass dieser Schoß anscheinend bis heute in die Regierung hinein so fruchtbar zugelassen wird. Erwähnt seien nur die Ermittlungen im Falle NSU und Oktoberfest. Wie viele Stimmen also kann man generieren, wenn man vertuscht und schweigt, Aufklärung behindert, verhindert? Und wie groß ist die Finanzkraft derer, die dafür vielleicht sogar Parteien mit s und c im Namen unterstützen? Und ist nicht genau das ein zuzüglicher, ein weiterer Grund, solchen Parteien bei der nächsten Wahl die Stimme endlich einmal zu verweigern. Einen besseren kann es doch gar nicht geben, wenn man als Wähler gleichzeitig Mensch mit Herz und Hirn ist.

Wir brauchen eine Neudefinition für „Wirtschaftsflüchtlinge“. Und eine andere Politik, deren Unterleib eben nicht eine gewisse Klientel schützen will, aus welchen Gründen auch immer, eine Politik mit Rückgrat, Parteien, in denen solche Stimmen unterstützt werden, nicht solche, die populistisch mit „Ausländermaut“ um Wähler buhlen. Politik, die aufklärt und in der Anstand mehr gilt als gewisse Stimmen und eventuelle Finanzzuweisungen, die nicht gewisse Interessengruppen, die nirgendwo welche sein dürften, schützt um sich so ihre Wiederwahl zu sichern, wenn Sie verstehen, was ich damit beschreiben will ..

Einen wunderschönen Sonntagabend wünscht

©denise-a. langner-urso