Wulff – Staatsempfang im Schauspielhaus des Ares

Heute war große Schauspielkunst angesagt im Hause Wulff, und alle die am königlichen Paar vorbeidefilierten beherrschten dieses Handwerk mehr oder weniger passabel.

Doch wer genau hinsah, der bemerkte auch, wie sehr einige der geladenen Akteure mit sich haderten.

Es war eine groteske Veranstaltung die dort gespielt wurde, surreales Staatstheater vom feinsten.

Den größten Applaus aber kann die Bundeskanzlerin für sich verbuchen, sie war es, die heute gezeigt hat, wie sehr sie sich im Griff hat. Und dennoch, ein etwas psychologisch geschulter Betrachter konnte erkennen, wie sehr ihr diese scheinfromme Veranstaltung gegen den Strich ging.

Man mag mir widersprechen, aber ich habe anderes beobachtet, als andere Kommentatoren, die sich vom schönen Schein blenden liessen.

Die Kanzlerin hat ihrem Ziehsohn nicht mehr Aufmerksamkeit geschenkt, als es sich für sie gehört einem gegenüber, der ein höheres Amt bekleidet. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.

Und ja, sie mag ja den Arm der Ehegattin gestreichelt haben, vermutlich hat aber dies nur bedeutet, die Dame täte ihr leid, neben einem solchen Gatten, der Zwischen Wahrheit und Wahrhaftigkeit nicht zu unterscheiden vermag. Sie hat ihr damit eher ihr Mitgefühl ausgesprochen, ein „Halte durch Mädchen, das musst du noch etwas aushalten“, bedeuten wollen.

Die Standhaftigleit der Präsidentengattin nämlich war es, die weglächelte, was eigentlich nicht wegzulächeln ist. Hineingezwungen in die Situation hat sie Contenance zu wahren.

Die Kanzlerin tat was sie tun musste und hat bewiesen, wie abgebrüht man sein muss, wie professionell sie umgehen kann auch mit schwierigen Situationen, hat sie ihn doch selbst dahin gestellt, wo er heute Hände zu schütteln hatte.

Hier stehe ich und kann nicht anders, mehr hat Frau Merkel mit ihrem Auftritt nicht gesagt, aber in winzigen Augenblicken, neben der Präsidentengattin stehend konnte der erfahrene Beobachter in ihrer Mimik lesen, wie sehr sie von der Situation genervt war.

Das und nichts anderes ist das Fazit der heutigen Vorstellung und ganz sicher ist auch aus Sicht der Bundeskanzlerin für sie damit die Angelegenheit Wulff keineswegs vom Tisch, ganz im Gegenteil.

Frau Merkel ist eben nur eins, eine bewundernswert gute Schauspielerin, vielleicht die beste Darstellerin unter jenen, die Frau in der meist eisernen Maske.

Und Angela Merkel war die einzige unter vielen Laiendarstellern, die ihre Unmut über den Präsidenten nicht wirklich verbergen konnten und gekünstelt und linkisch ihren Part spielten in diesem Schauspielhaus des Ares samt all ihrer heuchlerischen politischen Eitelkeiten.

©denise-a. langner-urso

Foto- J.-R. Urso