Wir haben verstanden, das wird oft gesagt, wir brauchen und wollen uns erneuern. Doch wer heute den Rednern des SPD-Parteitages zuhört, der merkt, die Redner, die Altgedienten der Partei haben rein gar nichts verstanden, egal, worum es geht, die Partei befindet sich im Dauerwahlkampfmodus, derweil heute eigentlich die Wahl einer einzigen Führungspersönlichkeit angesagt ist.
Jubelarien auf Martin Schult, Europa, Europa, Europa.
Den Menschen im Land geht es aber nicht darum, wie es in Europa geht, denn da haben sie ohnehin noch weniger Einfluß als im eigenen Land, den Menschen in Deutschland geht es um ihre Befindlichkeiten, wie geht ihr Leben voran, was könnte man verbessern und wie.
Die Redner auf dem Parteitag aber reden darüber, wie es ihnen selber geht, Gefühlsduselei, und jammern über Europa.
Viel ist da auch von Wollen die Rede, man kann aber als Minikoalitionspartner zwar viel wollen, eben aber nichts wirklich umsetzen, schon gar nicht mehr, als man im Koalitionsantrag zitterig umrissen hat.
Zur Wahl einer Führungspersönlichkeit also lädt man einen spanischen Sozialisten ein, wozu und warum auch immer, denn was hat so jemand mit der Wahl einer Führungspersönlichkeit zu tun, frage ich, werden auch andere fragen.
Was hat die Wahl dieser neuen Führungspersönlichkeit mit Europa zu tun, mit Martin Schulz? Nichts, gar nichts. Heute sollte es darum gehen, diese Person reden zu lassen und nicht jene, die ohnehin ununterbrochen schwafeln, deren Meinung bestens bekannt ist, all das interessiert einen Zuschauer nicht. Es geht um die Zukunft, um Programm, und Erneuerung, wenn man sich angeblich Erneuerung wünscht, um sonst gar nichts, schon gar nicht um spanische Sozialisten, Europa oder eigene Befindlichkeiten, schon gar nicht um die eines Martin Schulz.
Die SPD kreist um sich selbst, die Partei hat derart massive interne Probleme, die Bundestagswahl längst nicht verkraftet, diese Partei kann und wird so bestimmt nicht zu erneuern sein, und sich an Verstorbene zu klammern, in Zeiten, die Tatkraft brauchen und radikal riesige Schritte um das Land schnell zukunftsfähig zu machen, wo über Umschichtung von Kapital geredet werden müsste, da schwelge ich nicht in Erinnerungen an Kennedy oder Willy Brand, da habe ich besseres zu tun, da arbeite ich am Programm und zuerst an meiner Sprache, denn die Sprache der SPD ist komplett verstaubt, und klingt teilweise schon fast wie von der Linkspartei.
So, geht das nicht, das wird nicht funktionieren. Ach, um Opel ging es ja auch noch, und auch das klang unglaubwürdig, man kann Unternehmen, die ständigem Wandel unterworfen sind, in Zeiten von immer mehr fortschreitender Digitalisierung, wie man heute kaum noch Kohle als Zukunftsenergie verkaufen kann.
Nein, in der SPD hat man nichts begriffen, gar nichts, aber regieren kann man auch ohne, zumindest Mitregieren, und das scheint offensichtlich einigen in der SPD ja zu reichen …
Und ich ducke mich einmal weg, denn derzeit halte ich die jetzige SPD tatsächlich für überflüssig, und ich habe nie gedacht jemals zu sagen: die Grünen machen es besser, nicht überall, aber oft, daran wird übrigens auch eine Frau Lange, sofern sie gewählt wird, nichts ändern …
Wenigstens muss man dann die Schreierei einer Frau Nahles und ihr Selbstmitleid zu gläsernen Decken nicht so oft ertragen, und ununterbrochen Solidarität zu sagen, kann ich nicht mehr hören, das Wort ist völlig verartet, sucht euch ein neues.
Aber wenigstens wäre dann bewiesen, dass auch neue, unbekanntere Persönlichkeiten zumindest Chancen haben, in dieser Partei vorwärts zu kommen. Als Bundesführungspartei reicht das allerdings nicht. Was derzeit regiert, ist zu alt, verstaubt und miefig, beginnend beim Sprachgebrauch.
©denise-a. langner-urso