Es ist gut, dass Zypern ausgerechnet jetzt die EU Ratspräsidentschaft übernommen hat, jetzt, wo es davor steht, selber einen Antrag auf Rettung zu stellen. Denn jetzt zeigt Europa seine hässliche Fratze und offenbart hoffentlich den Bürgern, wofür dieses Konstrukt dienen soll, für wen es geschaffen ist, für die Wirtschaft, die Banken, aber gewiss nicht für die Menschen.
Erkennen konnte man das ja schon an dem schönen Spruch, scheitert der Euro, dann scheitert Europa. Es geht um die Münze, nicht um den Menschen, denn ansonsten müsste der Satz lauten: Scheitert die Solidarität, dann scheitert Europa.
Die Türkei, die ja einen Antrag zur Aufnahme in die EU laufen hat, eine wachsende Wirtschaftskraft am Rande der EU redet nicht mit jedem, und so kann und dafür sich ein Staat, der um Aufnahme bittet vorab schon einmal gar nicht verhalten. Denn entweder gilt, mit gefangen, mit gehangen, was sich im Übrigen auch England hinter die Ohren schreiben sollte, das zwar sämtliche wirtschaftlichen Vorteile sichern will, aber ansagt, nicht Banken und andere Staaten retten zu wollen.
Man kann sich nicht aussuchen, wem man hilft, entweder oder, wer A sagt, muss auch B sagen, oder man kann Europa gleich ganz vergessen. Aber, wenn hier ein Wunschkonzert gespielt werden soll, dann sollte man das auch den restlichen Europäern endlich verkünden, ihnen die Wahrheit sagen, dass eben jeder doch egoistisch ist, sobald es dem eigenen Vorteil nutzt, und dass man eben um diesen preis das auch zulassen will.
Aber, es wird noch wesentlich mehr an Verlogenheit sichtbar, besonders in Deutschland, in den Regierungsparteien. Die Türkei, man hätte sie gerne mit im Boot, und dafür wird man Zypern opfern, so, dass es aus der Eurozone austreten wird, das ist verkraftbar. Dafür wird irgendwann die Türkei, weil es eben ein Wachstumsmarkt ist, aufgenommen, die dann auch keine Probleme mehr machen wird, denn dann kann Zypern auch die Ratspräsidentschaft nicht mehr übernehmen. Zypern also ist verkraftbar, kein wesentlicher wirtschaftlicher Absatzmarkt, der Austritt aus der Portokasse zahlbar, Problem erledigt, auch das mit den Vorbehalten der Türkei.
Tolles verlogenes Gebilde, dieses Europa! Noch gilt aber ein Satz: Eine Kette ist nur so stark, wie ihr schwächstes Glied, und das ist derzeit Zypern. Und wenn an diesem Punkt die Solidarität mit einem Mitglied endet, weil man einen ganz anderen Partner bereits im Auge hat, dann ist Europa wirklich und endgültig am Ende, und spätestens jetzt sollte man die Menschen fragen, ob sie so ein verlogenes unsolidarisches Konstrukt wollen.
Denn was, wenn demnächst wieder irgend ein europäisches Land, ein kleines gar, einem Nachbarn nicht in den Kram passt? Geht es diesem dann so, wie man jetzt versucht, Zypern aus der EU zu kicken?
Aber bitte, liebe schwarz-gelbe Regierung,sagt endlich, in was für ein Europa ihr uns transferieren wollt!
Man kann nur hoffen, dass beim Bundesverfassungsgericht Männer und Frauen sitzen, die erkennen, welches miese Spiel hier gespielt wird, und dass es eben nicht einem Völkerrechtsvertrag zustimmt, der bereits gebrochen wurde. Damit ist Europa nämlich schnell, wenn es dem Mammon Euro dient, der Wirtschaft und dem angeblichen Wachstum, an dem immer weniger Menschen teilhaben dürfen. Und auch die EU wird sich, zumindest was Zypern betrifft, nicht an ihren angeblichen Völkerrechtsvertrag halten, soviel ist sicher, nicht, wenn starke Wirtschaften nach Europa drängen, die man für wichtiger hält, dann geht der mit weniger Wirtschaftskraft eiskalt über den Jordan und darf sich aus der Eurozone und Europa verabschieden!
Wenn die Bundesregierung, wenn die anderen Regierungen den Menschen die Wahrheit sagen, dass nämlich der ESM alleine zur Bankenrettung gemacht wird, wenn dabei unwichtige Kleinstaaten über den Jordan gehen sollen, für dieses Europa, so müssen die Menschen befragt werden, ob sie dafür ihre Arbeitskraft zur Verfügung stellen wollen.
Erst, wenn die Wahrheit auf dem Tisch liegt, die Menschen darüber entscheiden dürfen, dann darf auch das Bundesverfassungsgericht dem hinfälligen ESM Vertrag zustimmen, wobei sich die Frage stellt, warum es etwas zustimmen soll, dass bereits hinfällig ist. Sollen die Politiker doch den ESM 2 vorlegen und abstimmen lassen, denn ESM 1 scheint ja bereits erledigt. Und daraus möge dann die Politik bitte ihre Lehren ziehen.
Aber eines ist klar, Europa dient nur, egal, wie lange er in die Kassen einzahlt, der, der über systemrelevante Banken verfügt. Oder anders – sagt den Staaten die Wahrheit- wer nicht systemrelevant ist, den lässt Europa verrecken.Und wer mit diesem Wissen nach Europa strebt, und nicht über die Systemrelevanz verfügt, selber Schuld, nur muss der dann die Wahrheit vorher kennen und samt verzinster Einzahlungen den Euroraum auch wieder verlassen dürfen. So einfach ist das. Und dann müssen vorab die Parlamente auch die Möglichkeit haben, ob sie ihr eingezahltes Kapital für Rettungsschirme einsetzen, wem sie es zu Gute kommen lassen wollen. Punkt.
©denise-a. langner-urso
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