Die „Große Koalition“ ist tot!

Große Koalitionen, sie gibt es nicht mehr, und es ist verwunderlich, warum von diesen heute überhaupt noch gesprochen wird. Die Parteien, also schwarz-rot, die diese Art der Koalition eingehen konnten sind nämlich keine großen Volksparteien mehr. Sie sind Rudimente einer vergangenen Zeit, einer Zeit, in der sie noch Mehrheiten hinter sich bringen konnten, wirkliche Mehrheiten, Mehrheiten, die von einer Mehrheit des Volkes und seiner Wahlberechtigten gewählt wurden.

Welcher Partei aber gelingt das schon? Keiner. Schaut man sich einmal an, wieviele Menschen heute Wahlen verweigern, dann wird einem das klar. Eine Große Koalition sollte doch zumindest in der Lage sein, mehr als 51 % aller wahlberechtigten Wähler hinter sich zu vereinigen. Aller wahlberechtigten Wähler, wohlgemerkt, damit auch wirklich der Wille des Volkes vertreten wird. Der Wähler aber hat bemerkt, er kann derweil sein Kreuz auch auf dem Klopapier der nächsten Toilette machen, sein Wille wird es definitiv nicht sein, der zukünftig zählt. Zu oft wurde der Wähler enttäuscht.

Auch eine zweite Option würde es geben, für eine Große Koalition, nämlich, man wollte ernsthaft Probleme angehen, den Menschen dienen, Schaden von ihnen abwenden. Dann dürfte man von einer Großen Koalition sprechen, agierte man so, und nicht aus egoistischer Selbstfindung. Ansonsten aber ist es blanker Hohn, von großen Koalitionen zu sprechen, die nicht wirklich welche sind. Man sollte sie heute besser „Koalition Größtmöglicher Übereinkunft zum Machterhalt“ nennen, nicht anders, denn anderes tun Koalitionen schon lange nicht mehr, und echte „Große Koalitionen“ gibt es ohnehin nicht, dafür sind die Parteien zu sehr geschrumpft. In manchen Bundesländern kann man ja bereits bei Rot-Rot bereits von einer großen Koalition sprechen, oder bei jeder anderen Konstellation, Hauptsache, man hat die Mehrheit, nur welche Mehrheit ist das eigentlich?

Die Mehrheit derer, die gerade noch glauben? Die Mehrheit derer, die meinen, dadurch würde dieses Deutschland demokratischer, wenn sich doch das Gros der Wähler verabschiedet und gegen jede Wählertendenz koaliert wird, auch, wenn dabei die mieseste aller befriedigenden Möglichkeiten gesucht wird, nur, um Recht zu behalten und um Gegner auszuschalten? Ist das demokratisch? Gar nicht erst mit einem größeren zu reden, sondern lieber 5 kleine zu suchen, um diesen einen zu verprügeln? Persönliche Animositäten, weil nicht sein kann, was nicht sein darf? Ist das Demokratie?

Wäre es nicht gerade demokratisch, neue Wege zu gehen, gemeinsam größt mögliche Vereinigungen zu suchen, um möglichst viele Menschen an dem zu beteiligen, was getan werden muss, für die Menschen, nicht für die Wirtschaft, die eigene Macht?

Und wer bestimmt sie, diese Demokratie, was ist sie? Der Wähler, bei der Wahl?

Schon lange nicht mehr, und der Wähler hat inzwischen begriffen, dass er für dumm verkauft wird, wenn es den angeblichen Volksparteien, wirtschaftlichen Interessen oder Freunden auf anderen Kontinenten widerstrebt. Man sucht sich die, die am besten jenen in den Kram passen, die einen weiterbringen, wirtschaftlich versteht sich, persönlich.

Die ehemaligen Volksparteien verlieren und nennen es Sieg, die kleinen Parteien gewinnen hinzu und verlieren dabei. Fast jede der kleinen Parteien kommt derweil irgendwo über die 10%, auch die Linke, die undemokratisch genannt wir, es teilweise ist, sich oft radikal und randständig rückwärtig gebiert. Der Egomane zählt, der Ellenbogen, mein beisst sich weg, anstatt sich zusammenzuraufen. Der Machterhalt zählt, der eigene Kopf, Klientelpolitik, nicht, längst nicht mehr das Allgemeinwohl. Mit grkreuzten Fingern spricht man den Satz, man wolle Scahden vom Volke abwenden und weiss doch gar nicht, was es eigentlich ist, dieses Volk.

Zu einem Schimpfwort ist er verkommen, der Volksbegriff, es gibt derweil weder den Volkswagen noch eine wirkliche Volksbank, noch gibt es einen Volkswillen, es gibt nur schmarotzende Menschen, die das Sozialsystem ausbeuten wollen, wo sie nur können. Die Mindestlöhne fordern statt 1 Euro Jobs und die eher arbeiten wollen, für gerechten Lohn, als sich von Menschen in Ämtern unwürdigst von einer Maßnahme in die nächste vermitteln zu lassen. Doch die Jobs sind weg, was zu retten war, um Gewinne zu steigern, das hat man verlagert, man müsste sich ja schämen vor der Konkurrenz, böte man Qualität und gute Löhne, gute Sozialleistungen und zufriedene Mitarbeiter. Man müsste sich schämen, wäre man wesentlich humaner, als es in anderen Wirtschaftssystemen üblich ist.

Der Mensch, das Individuun verkam zum Volk, wurde abgewertet, degradiert, auf Wahlen reduziert, es selbst, sein Wille sowieso. So muss man sich das „Menscheln“ nicht mühsam abzwingen.

Diese Art der Verachtung für alles „Menschelnde“, es ist derweil angekommen in der Politik, als bestes Beispiel dafür mag Westerwelle dienen, der selbst Kinder rüde abfertigt und der Journalisten als lästige Fliegen empfindet, jedenfalls behandelt er sie so.

Das Volk es gehört ausgesperrt, wo immer man auf es trifft, man hat genug mit sich zu tun, mit dem, was man heute Politik nennt und was sich später in der Wirtschaft für das eigene Fortkommen lohnen soll. Da wäre zuerst das Repräsentieren ala Wowereit, man will gesehen werden, und doch, es wäre die eigentliche Aufgabe eines Bundespräsidenten das zu tun, der hingegen derweil lieber, weil ebenfalls aus der Wirtschaft entsprungen, eher über Ressourcensicherung durch Kriege schwadroniert, als mahnend zu führen. Da mischt man sich ein und verlautbart, Hauptsache, man sagt etwas, das Erwähnung findet, Showgeschäft ist das, Politik weniger. Die Superstarbühne für Ackermanns Bank und andere Zweige des zu schonenden Wirtschaftsmolochs.

Und ansonsten besteht Politik aus Zahlen, die man entweder zu unter- oder zu überbieten hat, und ist das Zahlenwerk nicht passend, so wird es geschönt und verändert, bis sich ein anschauliches Bild ergibt, gerade in Deutschland gilt das, bei den Zahlen des Arbeitsmarktes, ein Getue, welches nicht weniger zu verurteilen ist, als das „In Die EU Getrickse“ der Griechen.

Politik, die Parteien sind verkommen zu einem Sammelbecken der Eitelkeiten, alles andere zählt seit Kohl nicht mehr. Der Mensch ist längst vergessen, das Volk ein teurer Störenfried, und Wahlen sind zur Aufrechterhaltung des guten Scheins leider immer noch notwendig, ansonsten aber hat das Volk längst abgewirtschaftet und wurde abgewrackt bis fast an die unterste demokratische Armutsgrenze verraten und verkauft, und um nicht mehr vorhandene demokratische Größe zu zeigen und nicht Farbspiele zur Geltung kommen lassen zu müssen, deshalb halten die inzwischen Dauerwahlverlierer fest an dem, was sich unter Kurt Georg Kiesinger noch eine echte „Große Koalition“ war und wirklich Probleme bewältigen wollte.

Dass das Volk und seine Menschen dabei vor die Hunde gehen und billigstbietend auf dem Weltmarkt undemokratisch zu Dumpingpreisen angeboten werden, das spielt in Politik und schon gar nicht in der Wirtschaft die minimalste Rolle, solange es weiterhin wählen darf, Hauptsache, die „Großen Koalitionen“ bleiben dabei erhalten, je nach Wirtschaftslage und derzeitig genehmen geostrategischen Interessen.

Die, die große, wirklich „Große Koalitionen“ führten, in ihnen arbeiteten, regierten, sie werden durch das beleidigt, was sich heute so zu schimpfen versucht und müssen sich vor Ekel selbst noch im Grabe winden vor Schmerz, über das, was sich heute Demokratie, Volkswille und Große Koalition nennen darf!

©denise-a. langner-urso

Foto-Pixelio: S. Hofschlaeger

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