Ich hänge sie nebeneinander all jene Bilder, die ich mir in vielen Jahren gemacht habe. Fotos von den Menschen, die ich liebe und sie alle sehen friedlich aus, wie sie da so nebeneinander hängen. Unterschiedlich sind sie alle im Charakter und doch sind sie irgendwie alle gleich, Menschen eben.
Suche
Ich durchwühle das Internet um nicht zu vergessen, ich vergleiche, vergleiche die Bilder von friedlich demonstrierenden Menschen in aller Welt, suche mir jene Fotos, die aus der Ferne gemacht wurden, jene, auf denen man Transparente nicht erkennt, die, auf denen Gebäude fehlen, jene, auf denen man die Gesichter nicht mehr erkennen kann. Und wieder stelle ich fest, es sieht friedlich aus, es sind Menschen, sie wollen im Prinzip alle nur eines, etwas mehr Gerechtigkeit, Freiheiten, egal welcher Art. Menschen eben.
Wer ein Bild kennt, kennt alle
Ich schaue in die Welt, sehe Bilder aus allen Regionen, Bilder von Armut aus Griechenland, Spanien, Deutschland, aus arabischen, afrikanischen, chinesischen Staaten und stelle fest, selbst die Obdachlosen auf den Fotos sehen gleich aus, wie sie am Straßenrand kauern, mal mehr, mal weniger bekleidet, je nach jahreszeitlicher Begebenheit, schaue nicht in die Gesichter, sehe das Bündel der Armut, ihre Habseligkeiten zusammengeschnürt neben ihnen liegen, die Tageszeitung als Kissen unter ihnen, und mir wird Angst, denn wieder erkenne ich Gleichheit, Menschen eben.
Ich schaue mir auch die Fotos an von Lazaretten, Krankenhäusern, den Menschen hier und dort, kombiniere einmal mit jenen Zeitungsartikeln aus aller Welt zum Gesundheitssystem und erkenne, hier wie da gibt es Menschen, die sich das Gesundheitssystem nicht leisten können. Hier ein Foto vom Roten Kreuz, dort ein Foto von einem Transporter, der die Ärmsten auf den Straßen versorgt, erkenne die Schranken, die vor Arztpraxen errichtet wurde, sehe, dass Menschen nicht zum Arzt gehen, weil sie sich den Eintritt in die Gesundheitspaläste nicht leisten können. Menschen eben.
Fotos von Wahlen
Ich schaue mir auch Fotos an, jene von Wahllokalen, von Wahlausgängen, sehe die Sieger, die meinen, sie müssten, dürften und könnten nun über Menschen richten, Gesetze so verändern, wie es ihnen, Lobbyisten, gewissen ihnen verbundenen Interessengruppen dienen, sie erkennen nicht, dass sie von Menschen gewählt wurden, die, warum auch immer treu-dumm daran glauben, irgendwann käme ein Heiland daher, der zu ihrem Wohle handeln würde, irgendwann, hoffentlich, was niemals geschieht.
Die westliche Welt freut sich ein Loch in den Bauch, wenn zumindest ein paar Parteien daran sich beteiligen dürfen, wenn Menschen, die nicht lesen und schreiben können, somit Wahlprogramme nie verstehen und gelesen haben werden, Kreuzlein machen dürfen, die ihr Schicksal, das sich nie verändern wird, weiter festschreiben, sie da belassen, wo sie sind, im Elend.
Halt du sie dumm, ich halt sie arm. Es gibt die Gier, jene Machtgier, Streben und hoffen, es möge einem selbst besser gehen, oben wie unten, Hoffnung, mehr nicht, stets gleiche Profiteure, weil die einen sich verkaufen, was die anderen nicht können, ob ihrer Machtlosigkeit und Armut, doch sie erkennen es nicht, und was bleibt ist ewige Hoffnung. Aber wir nennen das freie Wahlen, wenn Menschen dagegen nicht protestieren, mehrere Parteien antreten dürfen. Menschen eben.
Zukunft – bitte ohne euch
Bildung, das soll der Weg sein, der Zukunft verspricht, und ich mache mir erneut Bilder, hänge sie nebeneinander, Bilder von Zeitungen, Studien, Berichten, Buchstaben aneinandergereiht von von Regierungen bezahlten Organisationen, Gegenberichten von quasi nicht von Regierungen bezahlten Studien, die nichts tun, außer viel Geld zu kosten, das anderweitig fehlt, mit denen gewisse Schichten ihre Macht untermauern, weil genehme Aussagen das erbringen, was man zu sehen bereit ist.
Ich vergleiche all die Fotos, lese die Artikel davon, wie in der Grundschule selektiert wird, wie diese im Westen bereits Chancen festlegen, abhängig vom Elternhaus, dem Gehalt, Geschlecht, Aussehen und muss das nicht untermauern, die berichte der Medien ähneln sich, die Studien auch. Ob man sich gar keine Schule leisten kann, wie in anderen teilen der Welt oder abhängig ist, von Lehrern, die das Sieb derer sind, die über Bildungschancen bestimmen, spielt keine Rolle. Wer den sozialen Aufstieg schaffen darf, das ist und bleibt abhängig von den wenigen Brocken, die die einen haben und von den Geldsäcken der anderen. In Europa, in Asien, Afrika, den USA, Australien. Basta. Menschen bestimmen darüber, riechen Armut und Elend, und das holt man sich nicht an die gedeckte Tafel, dieses Elend mit all seinen Problemen. Menschen eben.
Gleichheit über die wir uns nicht beschweren
Ich blättere in einem Fotokalender durch die Jahrzehnte und finde Gleichheit auf der Welt, die man verneint, wir dürfen so gleich nicht sein, das wäre fatal, denn erkennen wir normalen Menschen unsere Gleichheit, dann enttarnen wir das System, ihr System, das System derer, die das Kapital besitzen, das anderen Menschen so dringend fehlt. Dann stellen wir die Systemfrage, Fragen nach Sinn und Recht, Berechtigung. Stellen Fragen, warum die Welt nicht anders ist als vor Jahrzehnten, warum es noch immer Hunger gibt, Gesundheitsversorgung nur für Reiche, derweil man den Ärmsten zuckerhaltige Placebos aus der Massenproduktion anbietet.
Unsere Gleichheit und Ungerechtigkeit können wir doch erkennen im Kalender der immer gleichen Fotografien sehen, wenn wir nur die Augen öffnen. Wir bemängeln Arbeitslosigkeit, unsere Politiker schimpfen über die hohe Arbeitslosigkeit in Afrika, Asien, anderswo und sehen den Wald vor lauer Bäumen nicht. Hier produzieren wir Jugendarbeitslosigkeit, die der der dritten Welt entspricht doch mit Genuss, nur, damit Politiker nicht arbeitslos werden, es weiterhin Probleme gibt, die nur sie lösen können. Dazu benötigen wir doch geradezu pervertierte Bankensysteme, Steuerrechte, zu ihrer Rechtfertigung, auf dass sie nicht Däumchen drehen müssen. Dazu erfinden sie quasi die Probleme der Geschichte wie das Rad stets neu.Menschen eben.
Wie man Systeme verkauft
Und dann sitzt man geruhsam im Advent vor dem Fernseher und hört ihnen zu, den Mächtigen, und einen von ihnen nehmen wir uns als Beispiel vor, zweigen, wie verlogen sie argumentieren, agieren.
Reitzle, so der Name des Herrn, der sich über Krisen freut, sie herbeiwünscht, der Sauerstoff verkauft, den sich eben auch nicht jeder leisten kann, der hämisch von kultureller Anpassung spricht und doch nur meint, dass anderswo eben für weniger Geld das dreifache an Arbeitsstunden geleistet wird, der Hungerlohn die Profitsteigerung ausmacht.
Reitzle, jener Mann, der Mitarbeiter nach immer neuen Verbesserungen im Rahmen von Sparmaßnahmen suchen lässt, auf dass sie sich quasi und damit einen Kostenfaktor am liebsten selbst weg rationieren sollen, jener Profiteur, der den 10. 000 Euro Bereich an zu hohen Arbeitskosten meint, teuflisch grinst und doch die Wahrheit nicht sagt, die jeder kennt. Wer das Video gesehen hat, der erkennt, wie sie ticken, jene Machtmenschen.
Denn für wenige Sekunden versteinerte sein Gesicht, als er gefragt wurde, ob er denn einverstanden sei mit der Politik der Bundesregierung, für eine Millisekunde fiel die scheinheilige Maske des Mannes, der am liebsten sich selbst über den grünen Klee lobte. Mindestlöhne, Renten, Hartz IV Erhöhungen, wir können uns das nicht leisten, alles zu teuer, zu hoch, für die Menschen nämlich ist kein Geld mehr da, so, wie sich die, die er meinte seine lebensrettenden Gase vermutlich nicht leisten können, sie zu spät erhalten, weil unsere menschenfeindliche Gesundheitsversorgung, die alleine auf Profit der Versicherer und Ärzte ausgelegt ist, die Privatpatienten wie ihn selbst bevorzugen, den Ärmsten Termine im Notfall nach einigen Monaten erteilen, solange warten nämlich manche Menschen mit Herzproblemen auf Termine. Ja, ich machte mir ein Bild, es brannte sich tief ein wie ein Foto der Vergangenheit. Machtmenschen eben und doch überall gleich. …
Man lege also ein paar Wände an, klebe Fotos aus aller Welt nebeneinander, und wird erkennen, wir sind uns alle gleich, haben die selben Bedürfnisse, werden dominiert von Handlangern, regiert, damit Kapital fließt, haben die selben Wünsche, Bedürfnisse, werden dazu aufgehetzt, gegeneinander statt füreinander einzustehen, was doch so einfach wäre, ließen wir uns nicht kulturell spalten. Gewollt spalten, denn zählen dürfte nur der Mensch an sich, müsste bei uns Christ zu Moslem und Jude, Buddhist und Atheist stehen, gemeinsam, dann ginge es jenen schlecht, die Kultur zum Kampfobjekt machen, gezielt, und wir alle fallen darauf herein. Täten wir es nicht, demonstrierte Hassan mit Egon und Arbeitsloser mit Arzt, Himmel, was würde es uns gut gehen, vereinten wir unsere Kräfte. Ein Glück, dass wir so blind sind, so dumm, ein Glück eben für die Mächtigen, dass wir eben nur Menschen sind.
Und genau deshalb suchen sie sich immer die momentan Hilfe brauchen, wie die Menschen in Syrien, egal ob Moslem, Christ oder anderer Glaubensrichtung, auf dass die, denen geholfen wurde, ihnen anschließend die Füße küssen,ihnen ihre Wertstoffe verkaufen, samt Arbeitskraft, egal, wie es anschließend einzelnen Minderheiten gehen wird. Sie wissen es ja vorab, sehen, was geschehen wird und nehmen es doch in Kauf, heucheln Interesse an Demokratie, Freiheit und Menschenrechten und meinen doch nur geostrategische Sicht . Verlogene Machtmenschen eben. Politiker …
Und wir fallen immer wieder auf sie hinein, weil wir immer noch an eines glauben, an Menschen.
Doch was, wenn eines Tages der arabische Raum mit den Fingern auf sie zeigt, sich solidarisiert, ihnen die Augen öffnet, sie fragt, was sie denn für Christen seien, die den Dreck vor anderen Türen bemängeln und den eigenen nicht wahr haben wollen? Was, wenn irgendwann arabische und chinesische Staatschefs aufstehen und vor den Vereinten Nationen sagen: „Wir helfen jetzt euren Protestanten in Griechenland, Spanien und anderswo in der EU, sind ihre Proteste nicht auch Proteste gegen selbstherrliche Profiteure? Sind jene Proteste den unseren so unähnlich? Wollen diese Menschen nicht Politiker entfernen, immer dieselben zudem, die sich bereichern, sich aber Demokraten nennen, obwohl sie nicht um einen Deut besser handeln, als arabische Diktatoren,die Banken retten und Menschen vergessen, wie jener Herr Reitzle?“
Nein, sie foltern und morden nicht, und doch sterben Menschen, denn sie handeln subtiler, Menschen begehen Selbstmorde, weil sie am System verzweifeln, man ihnen alles genommen hat, und doch sind ihre Proteste gleich, sie wollen Teilhabe, mehr Mitbestimmung, Demokratie. Und wir erkennen das nicht?
Die Hoffnung stirbt eben immer zuletzt …
©denise-a. langner-urso