Russland, und an Ungarn zeigt sich das Disaster der Ukrainekrise

Man muss nach Ungarn blicken, um Putin zu verstehen, um zu verstehen, warum der gordische Knoten um die Ukraine so schwer zu zerschlagen ist, warum Russland weder mit der EU noch mit den USA verhandeln, diese als Verhandlungspartner akzeptieren will, warum die Gespräche mit Putin allenfalls eins tun, sich im Kreise drehen.

Die Süddeutsche bringt heute einen bemerkenswerten Bericht, der übrigens das Problem viele angeblich bunter Revolutionen aufzeigt. Der Artikel trägt die zuerst wenig aussagende Überschrift:

Proteste in Ungarn Die Schweigemauer bröckelt

Und schon in den ersten Zeilen wird deutlich, was nicht nur die Verweigerung Russlands im Ukrainekonflikt beschreibt, denn dort steht geschrieben:

Nun ermutigen die USA die Ungarn zum Protest gegen ihre Regierung. Es geht um mehr als Korruption und Steuererhöhungen.

Und genau hinter diesen zwei Sätzen versteckt sich viel Wahrheit, Wahrheit, warum viele bunte Revolutionen scheitern müssen, von Beginn an zum Scheitern verdammt sind. Die USA nämlich tun nichts ohne Hintergedanken, ohne davon irgendwie im Nachhinein profitieren zu wollen, und was noch trauriger ist, und die Frage muss jemand einmal ehrlich beantworten, an wen richtet sich denn diese Ermutigung eigentlich?

Wer hat Interesse woran?

An das gesamte Volk oder eher doch an wenige, besser gebildete Menschen, an Eliten, die derzeit eben nicht von Korruption profitieren, die Steuererhöhungen generell als Übel ansehen, egal, ob sie Sinn machen oder nicht, und Steuererhöhungen werden eben zuerst von denen bekämpft, die in einem politischen System die größten Gewinne einfahren. Natürlich fühlt sich auch der kleine Arbeitnehmer mitgerissen, glaubt er doch immer, wenn er sich gewissen Kräften anschließt, dann profitiert er selber vielleicht von Steuersenkungen, was meist eben nicht zutrifft, denn irgendwer muss die lasten, die ein Sozialstaat verursacht, schließlich bezahlen, samt Bildungssystem und der damit verbundenen Infrastruktur.

Die Ernüchterung folgt ziemlich kurz nachdem sich politisches Gewicht verschoben hat, die Steuern sinken dann für die Elite, die im alten System sich benachteiligt fühlte, nicht aber für die mitlaufende Herde, die nur das eine System gegen ein anderes austauscht. Oft tauchen dann aus dem Ausland die Eliten auf und übernehmen, denen das Land und seine Bürger vorher am Allerwertesten vorbeigegangen sind, die anderswo abgewartet haben, bis ihnen jemand den Dreck wegräumt, der ihnen selbst die Teilhabe an der politischen Macht unmöglich gemacht hat. Hätte ihnen nämlich eine Systemänderung tatsächlich so viel bedeutet, wie sie immer behaupten, so wären sie vor Ort geblieben, hätten dort selber sich engagiert.

Das ist ein Wenig so, wie wenn jemand ein bedingungsloses Grundeinkommen bekäme, hier geht es um politische Machtübernahme, ohne sich selber die Hände schmutzig machen zu müssen. Wen also ermutigen die USA zum Protest gegen ihre Regierung, mit welchem Ziel, wo sitzen die Profiteure? Warten sie ruhig in den USA auf ihr Stündlein, darauf, dass sich Menschen, die jetzt quasi benutzt werden, um ihnen den Weg an die Macht zu sichern? Denn bisher hat sich nicht einmal die EU selber um das gekümmert, was in Ungarn geschah, dem Abbau von Pressefreiheit und Demokratie samt Menschenrechten, widersprochen, Orban ermahnt. Auch Deutschland nicht. Warum also jetzt, warum die massive Beeinflussung und Einflussnahme der USA?

Echte und falsche Revolutionen

Die Revolution in der DDR hingegen, die wurde von einer wirklichen Mehrheit des ganz normalen Volkes getragen, hier wurde mit den Füßen abgestimmt, von dieser Revolution kann man sagen, es war tatsächlich eine, die das Volk getragen hat, ohne irgendwie sichtbar von außen angestachelt worden zu sein. Bedauerlich an ihr ist eben nur, dass Blockflöten, die unter dem Altregime gebuckelt haben, von CDU und SPD quasi aufgesaugt, deren Vergangenheit nie wirklich so gründlich durchleuchtet wurde, wie es bei Mitgliedern der Die Linke geschah und weiterhin geschieht.

Das Verhalten der USA in Ungarn: dämlich ohne Ende, reine Provokation

Wer also sieht, welchen Einfluss die USA jetzt in Ungarn nehmen, dem ist spätestens jetzt klar, warum Russland sich in der Ukrainefrage derzeit so stur stellt. Das ist einem Blinden mit Krückstock klar, das Verhalten Russlands eigentlich, mit gesundem Menschenverstand betrachtet, mehr braucht es dafür wirklich nicht, durchaus verständlich.

Ja, bitte, werft mir vor Putinversteher zu sein, ich stelle einfach nur fest, dass so etwas von so etwas kommt. Es gibt nämlich nicht nur eine Wahrheit und zur Konfliktlösung gehören wie zu dessen Auslösung immer mehr Partner als einer, und es gilt eigentlich immer der Spruch, man sieht sich immer zweimal im Leben und der Klügere gibt nach. Und das Verhalten der USA in der Ukrainekrise, jetzt Ungarn betreffend, das ist einfach mehr als dämlich, ist wenig hilfreich und stützt Putins Vorbehalte und seine Thesen, dass die USA einfach nur ihren eigenen Einflussbereich ausweiten, geostrategische Interessen verfolgen, auch in Hinsicht auf das TTIP, derweil die EU Russlands Angebot nach einer ähnlichen Freihandelszone bis nach Asien hinein nie aufgegriffen hat. Jede Medaille hat zwei Seiten …

©denise-a. langner-urso