In Vielen steckt ein kleiner Grass …

Günther Grass meint ein Gedicht geschrieben zu haben und setzt eine Diskussion in Gang, wie sie lange nicht so breit geführt wurde, und die da lautet, was kann man schriftlich bekunden und wo beginnt der Populismus, darf man Israel kritisieren.

Natürlich darf man Israel kritisieren, zumindest die Politik, es kommt aber immer darauf an, wie man seine Kritik begründet und vor allen Dingen auf die Wortwahl. Ein Schriftsteller, speziell einer wie Grass sollte wissen, dass jede Medaille zwei Seiten hat, es kann nicht nur eine Seite geben, das wäre Unvollkommenheit. Wer Israel kritisiert, der muss auch einmal schauen, wo dieser Staat liegt, und welche Nachbarn ihn umgeben. Wie zerbrechlich diese Bastion der Demokratie und Freiheit inmitten von Unfreiheiten ist.

Selbstverständlich ist Kritik erlaubt, denn streckenweise betreibt Israel eben ab und an eine Politik, die es der Weltgemeinschaft nicht leicht macht, sie hinzunehmen, die Friedensbemühungen unterwandert, und doch, die Weltgemeinschaft steht hinter Israel, und das ist der eigentlich beste Schutz, den dieser Staat haben kann, ohne diese Gemeinschaft wäre Israel verloren.

Die derzeitige Debatte, die Grass angestoßen hat, bezieht sich aber auch auf Atomwaffen, und man meint fast, man lebe wieder in Zeiten des kalten Krieges. Atomwaffen bieten diesem von Feinden umzingelten Land keinen Schutz, und Israel weiß das sehr genau. Israel weiß aber auch, und davon muß man ausgehen, auch der Iran weiß, Atomwaffen würden zuerst den eigenen Staat gefährden, denn der Fall-Out nach ihrem Einsatz findet eben nicht regional begrenzt und unter einer Käseglocke statt, hinzu käme vermutlich die sofortige Antwort des Westens.

Selbst die iranische Führung, und sei sie noch so „irre“ würde eine solche Waffe wohl nicht einsetzen, so sie denn verfügbar wäre, und die Weltgemeinschaft sollte sich viel eher einmal mit Pakistan und den dortigen Verhältnissen befassen, denn dieser Staat ist was Atomwaffen betrifft viel unsicherer in seiner derzeitigen politischen Lage.

Grass hingegen liegt völlig falsch, wenn er konstatiert, Israel wäre so – ja man muss es schon dämlich nennen – dumm, sich in einen x-Frontenkrieg zu begeben samt atomaren Waffen, das kann selbst Grass nicht denken, es sei denn, er litte an massiver Demenz und Verfolgungswahn.

Natürlich aber ist die Siedlungspolitik Israels verheerend, und ja, das trägt nicht gerade zur Völkerverständigung zwischen Nachbarn bei, und ja, Israel rückt streckenweise auch etwas sehr an den konservativ-rechten Rand, wenn man einmal den zunehmenden Einfluss fundamentalistischer gläubiger Juden betrachtet, die ja immer mehr an politischem Einfluss gewinnen.

Aber wir dürfen auch nicht vergessen, die volksvertreter wurden demokratisch gewählt, und noch ist eben Israel in seiner Lage die einzig wahre Demokratie, denn zwischen freien Wahlen und wählen dürfen ist ein himmelweiter Unterschied …

Und es ist eben in Israel wie hier, Populisten schaukeln hoch und die Politik ist oft auf einem Auge blind, das hat ja die Bundesrepublik gerade erst bewiesen und beweist es noch, indem man die wachsende Zahl jener Menschen ignoriert, die zunehmend Aüsländerhass in Foren äussern, von großen Medien kaum zensiert. Blickte die Politik in Foren zu Griechenland oder Israel, sie würde erschrecken, welce Gewalt, welcher Hass dort ausgeschüttet wird. Soetwas bleibt im Gedächtnis, wird zur volksmeinung, wenn man es nicht unterbindet. Und noch schlimmer ist es dann, wenn man in Gebieten wie Israel oder Iran, den Palestinensergebieten lebt. Schuld aber ist die Politik, die scheinbar keinen Weg findet, die Gemüter zu befrieden, zumal, wenn es um Besitz geht, um Wählerstimmen gar.

Aber auch die westliche Welt muss sich an die eigene Nase fassen, ob ihrer verlogenen Abrüstungspolitik, die doch nichts weiter ist, als versteckte Aufrüstung. Es mag ja nach Abrüstung aussehen, wenn man 10 Waffen verschrottet, wird aber doch umgehend zur Farce, wenn man diese durch eine ersetzt, die dafür 100 fache Schlagkraft hat.

Und der Westen selbst ist natürlich auch daran Schuld, wenn Staaten, die man als Schurkenstaaten bezeichnet selbst nach der schlagkräftigsten aller Waffen streben. Spätestens seit dem Irakkrieg und seitdem sich eine Koalition williger Partner gefunden hat, die trotzdem bekannt war, es gab dort keine der vermuteten Waffen und seit man erkennt, welches Chaos man angerichtet hat, auch in Afghanistan, wo der Eingriff absolut nichts bewirkt hat, nehmen sich diese Staaten auch Rechte heraus, die sie mit Selbstverteidigung begründen, sofern sie denn tatsächlich an deren kriegerischer Nutzung interessiert sind, sie wohl eher zur Abschreckung vor solch unbegründeten Angriffen in Petto haben wollen. Und einmal von der menschlichen Seite her gesehen, wen verwundert das, wissen doch die Amerikaner selbst am besten, was Selbstverteidigung bedeutet. Das Gebahren ist doch dort, zumindest in gewissen Bundesstaaten an der Tagesordnung.

Sofern also der Westen seine Rüstungspolitik nicht ändert, die ja der wirtschaftlich so interessanten Waffenindustrie dient, werden weltweit auch andere Staaten nach dem Besitz von Atomwaffen streben.

Grass hingegen polemisiert und sieht die Schuld nur bei einem Partner, macht den zum Buhmann, der ihm aus seiner Vergangenheit heraus als der logischste erscheinen muss, wenn man seine Mitgliedschaft in der Waffen-SS hinzuzieht. Und Grass muss auch überhaupt nicht versuchen, dafür eine Entschuldigung zu servieren, denn dafür gibt es einfach keine. Die Waffen-SS war, und das ist bestens belegt, eine Truppe, in die man eben nicht gerade mal so zwischen Kaffe und Kuchen hinein abkommandiert bzw. abgeholt wurde, dazu bedurfte es einer ganz bestimmten Einstellung und eines Kadergehorsams, der unterwürfiger und menschenverachtender schon kaum noch sein kann.

Und genau hier liegt das Problem, das Grass hat, er will seine Vergangenheit bis zur totalen Negierung verschleiern und ist nicht dazu in der Lage, sein Verhalten zu hinterfragen, aufzuarbeiten. Was das betrifft, gehört Grass genau zu jenen Deutschen, gegen die die 68er protestierten, jene, die ohne wirkliche Anerkennung von Schuld und ohne Strafe nach dem Krieg davonkamen, jene, die weiter richten und politisch tätig sein durften.

Und solange Grass nicht erkennt, dass er eben aus Täterkreisen stammt, muss wohl wieder und wieder mit solchen Ergüssen gerechnet werden. Grass ist somit nicht besser als die, die den
Holocaust bis heute im Innern nicht wahrhaben wollen, weil es eben kein größeres Verbrechen gibt, an dem man (wenn auch nicht im KZ als Helfer, so aber doch durch das Mitlaufen und Schweigen) beteiligt sein konnte, wie es nun einmal die Mehrheit der Deutschen war, nur geschieht das eben bei Grass stumm und in Gedanken, wird ansonsten verdrängt, und führt dann zu solchen Ergüssen wie in seinem Gedicht – so einfach ist das.

Zuletzt hoffe ich, durch diesen Artikel nicht irgendwie populistisch zu erscheinen, in irgendeine Ecke gedrängt zu werden, das ist nicht die Absicht, und wenn, dann bitte ich darum mich auf Dinge in den Kommentaren aufmerksam zu machen oder sich an unsere Mail zu wenden, wenn ich wen auch immer damit zu stark angegriffen haben sollte, denn das war nicht die Absicht.

©denise-a. langner-urso