Herz statt Kapital schenken

Ein Geschenk soll beweisen, dass man den anderen schätzt, so wie der gute alte Brief. Nichts ist schlimmer, als wenn ein Präsent einfallslos ist, sofort auffällt, man habe sich keine Gedanken gemacht. Nur wenn man sich etwas einfallen lässt, das von wirklicher Mühe zeugt, kann man echte Freude bereiten. Manchmal hilft ein kleines Gedicht, etwas gebasteltes, eben das, was nicht überall erhältlich ist, nicht der Nachbar im Schaufenster hat.

Individualität speziell auch bei einem Geschenk ist unschätzbar wertvoll. Sie zeugt davon, dass man den anderen Menschen wirklich schätzt.

Das schönste Geschenk, das man einem Menschen machen kann, sind die eigenen Erinnerungen, gerade, wenn man ältere Menschen beschenken möchte. Manchmal reicht ein gerahmtes Foto, um einen älteren Menschen in Erinnerungen schwelgen zu lassen, ihn zum wichtigsten Menschen des Tages zu erheben, ihn in den Mittelpunkt zu stellen, wenn er von seinen Erinnerungen an eine Zeit zu reden beginnt, die wir selbst niemals erlebt haben.

Ältere Menschen sind wandelnde Zeitzeugen, Geschichtsbücher. Nicht umsonst laden Schulen immer wieder Überlebende von Konzentrationslagern ein. Und dort hat die Geschichte nicht aufgehört, auch die Nachkriegsgeneration hat viel zu erzählen, und so geht es immer weiter, bis zum Mauerfall ect.

Gerade auch für Menschen, die unter Alzheimer leiden, können Fotos unendlich wertvoll sein um ihnen Erinnerungen zu ermöglichen, mit ihnen ins Gespräch zu kommen, denn oft erinnern sich die davon Betroffenen dann an jedes kleine Detail ihrer Kindheit.

Aber auch für Kinder ist es wichtig, Erinnerung zu speichern. Die Erfolge aus dem Sportverein oder als kleiner Pianist im Wettbewerb, sie sind es wert, aufgezeichnet zu werden, die ganze Entwicklung überhaupt. Vom Krabbelkind, zum Kindergarten, von der Einschulung bis zum Abitur.
Die komischen Momente, winzige Dinge, die man ansonsten eher vergisst im hektischen Alltag, die ansonsten verdrängt werden mit der Zeit.

Dazu vielleicht noch die Zusammenstellung der derzeitigen Lieblingsmusik gespeichert auf einem Chip oder anderen Medium, das der Mensch bevorzugt.

Und anschließend dann vielleicht eine Zusammenstellung der gemeinsam verbrachten Zeit und schönen Stunden. Was hält Momente besser fest, als ein Foto? Ein Foto wirft auch Fragen auf, die nachvollziehbarer werden, wenn man sie seinen Kindern oder Enkeln einmal beantworten möchte. Man mag sich zwar nicht gerne daran erinnern, dass man altert wenn man jung ist, aber irgendwann wird man dankbar sein, wenn andere Menschen so hellsichtig waren, einem eigene Erinnerung zu speichern und sie irgendwann zurückzugeben.

Deshalb, bevor sie demnächst jemandem aus der eigenen Verwandtschaft etwas schenken, denken Sie doch einmal darüber nach, ob ein einfaches Foto, ein Fotokalender vielleicht nicht etwas wäre, was einem älteren Menschen oder auch einem Kind für später seine Jugenderinnerungen zurückgibt.

©denise-a. langner-urso