Ich habe einen Privatzoo – Mein Garten lebt!

So, einen herzlichen Dank an meine treuen Leser, Dank auch für die vielen Genesungswünsche. Ihr seid wirklich Klasse! In den letzten Tagen habe ich viel Zeit auf meiner Terrasse verbracht, und siehe da, in den letzten 25 Jahren sind so einige nette Mitbewohner eingezogen. Nein, er ist nicht groß, 90 Quadratmeter sich selbst überlassen, sich selbst pflegend, nie gegossen, dafür aber umso dschungelartiger zwischen auf Millimeter herab geschnittenen Golfrasen meiner Nachbarn. Reihenhaus eben.

Ein Apfelbaum, ein Pflaumenbaum, eine Mirabelle, eine Birne – eine Gebirgstanne und eine Weide, ein kleines Gartenhäuschen darunter, eine Hängematte, ein klitzekleiner Teich mit Minizulauf von der Terrasse, über ein weiteres Wasserbecken. Glauben Sie nicht? Geht und lebt. Selbst gebaut eine Terrassenüberdachung, Knöterich, eine Glyzine, alles eben, womit Rasenliebhaber nicht eben liebäugeln, darunter irgendwelche Blumen, die sich dort über die Jahre selbst gepflanzt haben. Vom Pfauenauge bis zum Admiral, über Bienen und Wespen, Futter findet sich genug. naj, Spinnen gibt es auch, aber was soll es, schlafen ja nicht in meinem Bett. Und ja, die Obstbäume tragen in jedem Jahr was geht. dazwischen ein paar verwilderte Rosen, die zu Wildrosen wurden und an der Hauswand verwilderter Zierwein gemischt mit unverwüstlichem Hopfen, der in jedem Jahr zur Gardine meines 4 Meter Fensters wird, dort an Schnüren sich hochwindet. Ich hasse Gardinen, die werden regelmaässig bis zum Winter versteckt …

Davon 12 Quadratmeter die Terrasse. Direkt hinter meinem Gartenstuhl zur Hauswand hin, einen Meter entfernt, da wohnt seit Jahren ein Igel, irgendwann vor 5 Jahren lief uns eine Katze zu, deren Besitzer sich nicht finden lies, trotz aller Bemühungen, ein liebes Tier, dass irgendwie eher einem Hund ähnelt, weil es auf gewisse Kommandos wie „Sitz“ hört. Glauben Sie wieder nicht? Trotzdem wahr.

Igel und Katze haben ihren Frieden gemacht, respektieren sich, geht doch und sogar meine Maus lebt noch immer, die Terrasse gehört mir, Katzu, die Katze, lässt die in Ruhe, selbst wenn die Maus direkt an ihr vorbei läuft. Guckt mich an, dann Katzu und verschwindet im Loch auf der anderen Seite der Terrasse. Hat in meinem Beisein eines Abends sogar schon einmal frech die hilflos guckende Katze in 5 Zentimetern Entfernung komplett umrundet. Ahnt vielleicht, was Katzu im Garten macht, das ist mir Wurst, scheint auch die Maus in den Jahren begriffen zu haben, bleibt wohl ständig im Schutzbereich der Terrasse und meiner Augen, lach …

Im Knöterich, quasi keine 3 Meter entfernt brütet eine Amsel, fliegt ständig ein und aus, auch Tabu für die Katze, guckt zwar, weiß aber derweil, alleine der versuch ans Nest zu gelangen tut weh, man fällt durch den Knöterich nach unten, unerreichbar. Weiß die Amsel auch, setzt sich drei Meter weiter auf den Ahorn, ja, den habe ich oben vergessen, und lacht die Katze regelrecht aus, wenn man das mal vermenschlichen will.

Im Miniteich an die 7-8 Kröten und Frösche, derweil ein Zulauf gelegt bis an die Regenrinne und obwohl das Ding seit 15 Jahren quer über den Boden einen Riss hat, läuft er nie leer, trocknet nie ganz aus. Gleichzeitig Tränke für den Minitiger, der Trinkwasser aus der Leitung überhaupt nicht nimmt, es muss Regenwasser sein. Und die Frösche, die quaken fröhlich vor sich hin, Froschkonzert vom Feinsten, die schmecken der Katze gar nicht, liegt auf der Minibrücke, die über den Teich führt und aus einem Brett eines irgendwann und irgendwo gefällten Baumes besteht.

In Gartenecken Altgehölz wild gestapelt, als Unterschlupf vielleicht für die vielen Rotkehlchen. Wo der Eichelhäher wohnt? Keine Ahnung bisher, ist aber ein netter Kerl, der sich anhört wie ein Wellensittich, wenn er den mal den Schnabel aufmacht. Auch die beiden Ringeltauben sind wieder da, wohnen im Baum vor dem Gartenzaun, einer riesigen Blutpflaume, direkt neben, besser unter einem Elsterpärchen.

Und nachts, ob sie es glauben oder nicht, da singen drei Nachtigallen. Mitten in Berlin. Und meine Nachbarn? Naja, sie sind leiser geworden, ja, auch älter mit den Jahren, haben sich daran gewöhnt, abgefunden damit, dass man meinen Garten, meine Terrasse eben im Sommer nicht einsehen kann, wie es in den Nachbarreihen von Häusern an der Tagesordnung ist, wo jeder jeden in Ruhe lässt. Nur bei uns war es bei meinen Anwohnern rechts und links immer irgendwie ein Unding Privatspähre haben zu wollen. Da kam glatt und frei das Argument, dann kann man ja nicht mehr gucken. … Na und? Wozu?

Und hätte ich mich an die einst albernen 20 Zentimeter gehalten, die in der Gemeinschaft irgendwann vereinbart waren, als Wuchshöhe, hätten die anderen 38 das getan, dann würde es meinen Minizoo nicht geben.

Aber was soll es, 2 von vierzig, ist eine ganz gute Erbsenzähler- und Spießbürgerzahl. Schade, dass die nicht am Ende der Siedlung zwei Doppelhäuser nebeneinander gekauft haben, aber wie gesagt, derweil haben sie sich abgefunden damit, dass Vögel zwitschern, weil selbst die störten zu Beginn, weil früh zu laut, offenes Fenster und so.

Naja, so irgend etwas Merkelartiges habe ich also auch, Sturheit und Abwarten, alleine so merkwürdige Drehungen wie bei der Energiewende, die habe ich nie gemacht, dann wäre mein kleines Paradies nicht so, wie es heute ist, dann hätte ich wohl irgendwann mich entschieden in Frieden zu leben, was ich jetzt ja auch derweil tue, und Tulpen und Rosen gepflanzt, mitten auf einem Golfrasen, allenfalls. Und die Weide, die steht, man höre und staune, seit vielen Jahren ganz offiziell unter Naturschutz!

Und auch das ist die Wahrheit, ob Sie es glauben oder nicht: ein Esel ist wenn es denn sein muss gar nichts gegen mich. Und deshalb gibt es ab morgen auch wieder politische Kommentare.

©denise-a. langner-urso