Loveparade-Drama 2010: Über richtig und falsch; wahr und unwahr

Persönliche Worte einer Loveparade-Aktivistin: Angelika Köhler, Duisburg

Irgendwie muss ich mir nach all den Wochen Streit, Auseinandersetzungen, Beschuldigungen und Dementis jetzt auch einmal Luft machen.

Wisst Ihr eigentlich  noch, um was es geht?  Wo der ursprüngliche Sinn ist? Für wen man sich ganz am Anfang mal einsetzten wollte? Noch vage Erinnerungen vorhanden?

Und was ist passiert? Nichts von alle dem, was einmal gut und richtig war.

Da werden ehemalige Freunde und Mitstreiter beschimpft, bedroht und denunziert. Da werden Menschen, die einem einmal wichtig waren, in das schlechtmöglichste Licht gerückt. Da wird ein und dieselbe Geschichte zu drei verschiedenen Wahrheiten verarbeitet. Und wofür soll das alles gut sein? Versteht irgendwer den Sinn?

Warum kann man sich nicht auf das konzentrieren, was wirklich wichtig ist? Warum muss man sich immer neue Feindbilder schaffen? Ist es die Angst, das Ziel nicht erreichen zu können? Und dafür – sozusagen schon mal voarab – einen Verantwortlichen finden zu müssen? Warum wurde es versäumt, die Kräfte zu bündeln? Und warum hört das einfach nicht mehr auf?

Es gibt eine Gruppe Menschen, die es wirklich schlimm getroffen hat an diesem 24.07.2010. Sie leiden heute noch unter den Folgen; vielleicht ihr Leben lang.

Aber anstatt sich ihnen solidarisch an die Seite zu stellen, werden sie auch noch beschimpft und als Lügner dargestellt. Einer gibt die Richtung vor und alle rennen hinterher.

Hat sich einer von Euch mal die Mühe gemacht, diese Menschen kennenzulernen? Ihnen zuzuhören? Sie verstehen zu wollen? Ihr wisst nicht mal, über wen ihr da herzieht…….aber ihr tut es!

Es gibt eine Gruppe Menschen, die monatelang ihre Zeit, ihre Kraft und ihre Überzeugung gegeben haben, um für das Ziel zu kämpfen. Und sie waren so lange brauchbar, wie sie funktionierten, wie es erwartet wurde. Bis sie anfingen, Kritik zu üben; nachzuhaken. Da wurden sie entsorgt.Ungefragt und ungehört. Aber immerhin fand man Gründe; für sich selbst und die, die nachfragten. Nur die Wahrheit wollte keiner sehen.

Hat einer von Euch mal einen Schritt auf sie persönlich zu gemacht um die wahren Gründe zu erfahren? Ihr kennt sie nicht………aber ihr verurteilt sie trotzdem!

Es gibt eine Gruppe Menschen, die das Geschehen nicht mehr mit tragen wollten und die von selbst gingen.Ihr habt sie verurteilt; ihr habt sie nicht verstehen wollen. Aber ich begannt, sie quasie zu ächten.

Hat einer von Euch versucht, sie zu verstehen? Hat nicht einer von Euch die Wahrheit zumindest erahnen können? Ihr spürt, dass Fehler gemacht wurden……..aber ihr wollt es nicht zugeben!

Und wohin führt das? Erreicht man dadurch das Ziel besser? Schneller? Oder vielleicht sogar gar nicht? Wem ist  mit diesen Auseinandersetzungen geholfen? Gibt es nur einen einzigen, der einen Vorteil dadurch hat? Einen einzigen, dem es dabei noch gut gehen kann?

NEIN!

Darum ist dies schlicht die Bitte an alle Seiten, sich auf das zu konzentrieren, was wirklich wichtig ist und die ganzen Nebenschauplätze ruhen zu lassen.Kämpft für Euer Ziel, dass immer noch das von jedem einzelnen ist, mit aller Kraft und vollem Einsatz. Legt Euer Ego beiseite, vergesst gekränkte Gefühle und persönliche Enttäuschungen und lasst die, die nicht mehr an Eurer Seite stehen, einfach in Ruhe. Gestattet ihnen , sich auf ihre eigene, ganz persönliche Art einzubringen. Ohne es als Angriff zu verstehen, ohne sie als Feind zu betrachten. Erwartet nicht, dass jemand auf Euch zukommt,  macht selbst den ersten Schritt. Besinnt Euch bitte wieder auf das, was ihr erreichen wollt. Einen würdigen Ort der Mahnung und Erinnerung an die schrecklichen Ereignisse am 24.07.2010. Für Alle, die ihn brauchen.

Und versteht das bitte nicht als Vorwurf. Weder an eine Person, noch an einen Verein oder eine Gruppe. Es ist eine Bitte an Alle, die den Tag nicht vergessen können und die trotzdem nicht aufgeben den Weg zu suchen, wieder in Frieden leben zu können. Keiner ist frei von Schuld und keiner trägt die alleinige Verantwortung. Die Schuldigen und Verantwortlichen für dieses Unglück sind die wahren Gegner. Nicht die, die einem persönlich weh getan haben. Legt den Fokus wieder auf die, die Strafe verdient haben und sich nicht vor ihrer Verantwortung drücken dürfen.

*Autorin: Angelika Köhler