Man versucht einen Bioeintopf mit Gemüse aus Fukushima zu servieren. Um jeden Esser auch wirklich zufrieden zu stellen, verfeinert man ihn mit etwas Walfleisch, Schweinefüßen, Lamm, Rind und Huhn und fertig ist das Gericht, das jedem schmecken soll, denn für jeden Menschen befindet sich etwas im Topf, das er isst. Und doch wird kaum jemand es auch nur probieren wollen.
Die Piraten haben sich zerfranst in ihrem Wahn, für jeden alles und jede das Beste servieren zu wollen. Hinzu kommt dann auch noch eine völlig umfassende Transparenz, die dort im Absurden endet, wo man abwartet, bis eventuell auch der letzte Wachkomapatient mitbestimmen kann, die am besten Sitzungen bis aufs stille Örtchen überträgt, damit auch die letzte Stimme dort noch eingesammelt werde.
Kaum eine Partei verbrennt mehr Mitglieder in so kurzer Zeit, nicht einmal die Bundeskanzlerin schafft solchen Humanverbrauch in ihrem Kabinett. Und so einen wilden Haufen will man in den Bundestag senden? Gut, lustig wäre es schon zu sehen, wie sich die Sitzreihen ständig mit neuen Abgeordneten füllen, nur kosten Abgeordnete den Steuerzahler eben auch Geld und dafür erwartet er, dass gearbeitet wird. Schon jetzt hat ja der Bürger den Eindruck, er zahle oft für leere Sitzreihen.
Und dann noch Piraten im Parlament, die eher ihre kindlichen Aggressionen im Boxring austragen sollten? Bitte nicht! Selbst Schülerparlamente arbeiten produktiv, was man von den Piraten derzeit wohl kaum behaupten kann.
Selbstdarsteller, die nie zu Klassensprechern gewählt wurden, das scheinen sie alle zu sein. Nur wer Klassensprecher wird, der hat bei den Mitschülern einen Stein im Brett, da wählt man nicht die Null aus der ersten Bank, die nach dem Unterricht direkt in Mamis Arme stürzt, damit Mutti mal eben ganz schnell den Zögling erst zum Ballettunterricht und anschließend im Kochkurs zum politisch korrekten Hampelmann schleift, damit er später das Weibchen um tanzen und bekochen kann, wenn es per Iphone dazu auffordert, denn das hat der Junior stets dabei, es könnte ja sein, dass eine übereifrige Lehrkraft das zarte Seelchen durch zu laute Artikulation verletzt.
Schulklassen wählen die, die sich im echten Leben schleifen lassen, die nicht jammern, wenn die Papierschere den halben Finger ab säbelt. Eine Klasse wählt die, die kein Blatt vor den Mund nehmen, jene, die bereits eine gesunde Portion Charakterstärke und Durchsetzungsvermögen, Durchhaltevermögen besitzen.
Durchhaltevermögen aber ist das, was den Piraten fehlt. Stattdessen wählen sie aus ihren Reihen den typischen Beamten, der gelernt hat, sich zu ducken, wenn der Chef spricht, an die Spitze, gerade, dass dieser vernünftiges Amtsdeutsch beherrscht.
Bei den Piraten haben sich Eigenbrötler, ja verwöhnte Einzelkinder zusammen gefunden, die in der Schule wohl eher die Klassenpetze waren. Daran sind längst jene Aufrichtigen verzweifelt, die sich derweil verabschiedet haben, die der Partei entmutigt den Rücken kehren.
Wer ernsthaft Politik betreiben möchte, der muss Lebenserfahrung haben, der darf auch ständig wechselnde Jobs gehabt haben, denn das schafft auch Erfahrung. Wer politisch arbeiten will, der muss Durchsetzungsvermögen haben, kompromissbereit sein, bereit sein, mehr zu investieren an Arbeitszeit, als das, was ein Beamter an Arbeitsstunden im Schnitt absolviert. Das politische Geschäft besteht oftmals aus einem quasi 24 Stunden Tag, und da werden Tage zu Feiertagen, an denen man eben einmal schon nach 12-16 Stunden aus dem Sessel kippt.
Das übrigens unterscheidet Führungskräfte auch von ganz normalen Arbeitnehmern, dafür werden sie oft sehr hoch bezahlt, dafür nehmen sie mehr als andere oft Erschöpfung und Burnouts in Kauf. Aber was der Normalo nicht sieht, dat glaubt er nicht.
Und so langsam geht vielen Piraten wohl inzwischen ein Licht auf, dass man Politik nicht in der Mittagspause der Arbeitsagentur und zwischen Studium und Minijob mal eben auf einer Parkbank bei Pommes und Würstchen betreiben kann, und auch darüber, dass man eben nicht mit jedem harmlos ausschauenden chinesischen Banknachbarn Geschäftsgeheimnisse beim Chillen diskutiert um anschließend die Geschäftsstrategie auf dem Marktplatz von Marktfrauen und -männern abstimmen zu lassen, nur, weil man selbst nicht dazu in der Lage ist, gewisse Entscheidungen selbst vornehmen zu müssen.
Wer meint, er müsse ständig um Zustimmung anderer bitten, müsse andere über sich bestimmen lassen, der ist im politischen Leben im falschen Job. Und wer dann noch meint, den Kampf, den er gegen Mama und Papa nicht führen konnte, jetzt an Kollegen auszutragen, weil er in der Pubertät keinen Allerwertesten hatte, um irgendwann auf eigenen Füßen zu stehen, der gehört besser auf die Couch des nächsten Psychiaters, nicht aber in ein Parlament! Und wie schnell man sich unglaubwürdig macht, wenn es einem an die eigene Börse geht, das beweisen Piraten täglich. Von solchen Politikern sitzen ohnehin genug im Bundestag, da bedarf es keiner neuen Partei, wer politisch arbeiten will, es ernst damit meint, Führungsqualitäten hat, der macht seinen Weg auch in jeder anderen Partei, und die Programme ähneln sich ja, bis eben auf das Spielzeug der Piraten und die damit eventuell möglichen Neuerungen.
Oder um es ganz bitterböse zu sagen, wer es in anderen Parteien nicht geschafft hat, wem es dort zu lange dauert, weil er eben ungeeignet ist, wer schnell nur ans Kapital will, der begibt sich in neue Parteien, da ist der Weg weniger steinig, fehlen Strukturen, da nimmt man oft dankbar jeden, der sich einspannen lässt, daher gelaufen kommt, da wird man eben ruckzuck vom Tellerwäscher zum Millionär, wenn man es richtig macht, und wenn man wenigstens eine gewisse Zeit lang pünktlich aus den Kissen kriecht, halbwegs nüchtern, nicht ganz so zugekifft, wie man es sonst gerne tut, mit dicken Traumringen unter den Augen.
Was eine genaile Idee war, das wurde bei den Piraten zu Albtraum für jene, die meinten, sie könnten in Kürze mit anderen Parteien sich in eine Koalition begeben, Traumtrauringe austauschen, eine Traumhochzeit mit blendender Zukunft feiern. Aber die Piratenblase ist schneller als jede Börsenblase geplatzt, besser früher, als zu spät, einmal im Bundestag wäre das auch ein teurer Spass für den Bürger geworden, der hat von der Bankenrettung schon genug, der springt nicht ins kalte Wasser um kuriose Nichtschwimmer von einer absaufenden Titanic im 21. Jahrhundert zu bergen, nur um sie auf die ohnehin mit Chaoskapitänen überladene Bundestagsfregatte zu retten.
In jeder neuen Partei sammeln sich aber auch immer erst einmal jene, die anderweitig keinen Fuß auf den Boden bekommen haben, und bis bei den Piraten sich diese Spreu vom Weizen trennt, sich Einsicht einstellt, sind sie längst unter gegangen, denn auch mit dem Problem der Parteienübernahme durch Unterwanderer obskurer Truppen jedweder Couleur von rechts bis radikal, haben sie sich beim Bildschirmstarren so gut wie noch gar nicht befasst.
©denise-a. langner-urso