Salamitaktiker – Die Presse hat das gleiche Recht wie Wulff

Täglich erfahren wir etwas Neues über Herrn Wulff, derweil die Leser murren, und genau deshalb ist es an der Zeit zu konstatieren, es gelten noch immer gleiche Rechte für beide Seiten, und es gibt keine Medienhetze.

Womit schlägt man wohl einen sturen Gegner am besten? Mit den gleichen Waffen!

Auch serviert uns der Präsident, präsentieren uns die Regierungsparteien ja eine ganz neue Art der Arbeitsteilung, jene durch stückchenweise Erklärungen oder Schweigen, und auch diese Arbeitsweise kann getrost bei der Presse so übernommen werden. Es berichtet nicht jedes Blatt, mal schreiben die einen, mal die anderen, eben deshalb, damit die Leser nicht zugespammt werden, wie es immer so schön heißt auf den Kommentarseiten. Wir ziehen halt nur gleich.

Während sich also die WiWo eher mit den merkwürdigen Vorgängen zur Zeit des Ministerpräsidenten Wulff beschäftigt, wie in ihrem Bericht „Das ist unsäglich, das ist kriminell“, wobei das Insiderwissen des damaligen Ministerpräsidenten hinterfragt wird, weil  Menschen um Vermögen gebracht wurden, so kümmern andere sich eher um die Glaeseker-Wulff-Dialog-Connection. Je nach Leserschaft eben, tageweise versetzt.

Melden sich dort nicht auch stets in sämtlichen Foren immer die selben Verteidiger des Bundespräsidenten zu Wort, hin und wieder sogar mit gleichem Namen?! Wer spammt da eigentlich wen zu, so muss man wahrlich langsam fragen? Und wenn sie es nicht lesen wollen, warum machen sie es dann? Warum spammen sie verzweifelt die Foren voll? Sie müssen nicht jeden Artikel lesen, nur, ob man sich dann eine Meinung bilden kann, sich als aufgeklärter Wähler und Bürger bezeichnen sollte, auch die Frage muss man sich dann wohl gefallen lassen. Zudem ergibt sich in dem Sumpf auch nur ein Gesamtbild, wenn der Leser nicht ausschließlich nur ein Medium, dieselbe Zeitung liest. Und natürlich sind ja nicht alle Blätter deshalb plötzlich links-grüne Randalierer und sozialistische Schriften, gar kommunistisch unterwandert, weil dem Leser die Berichterstattung nicht passt. Solche Leser stehen nämlich sehr dicht neben Herrn Wulff, wenn dieser sich auf Anrufbeantwortern der Medien verewiglicht und die ihm unangenehme Berichterstattung am liebsten im Orkus der Archive sehen würde, denn sie zu lesen.

Nein, es sind nicht die Medien, diese gehen nur ihren Verpflichtungen nach, den Bürger zu informieren, zu analysieren, zu kommentieren.

Allerdings sind Medien lernfähiger als ein Auszubildender im Amt. Und genau deshalb agieren sie wie das Gehirn eines Säuglings, das sich schneller und schneller mit jedem Tag vernetzt, lernt.

Die Medien haben gelernt, mit Salamitaktik kommt man weiter, so, wie ja genau damit der Herr Präsident mit jedem Tag länger auf seinem Sessel klebt.

Und Arbeitsteilung ala Sprecher und Chef, das können wir derweil auch. …

Nicht, dass das eine Warnung sein soll, um Gotteswillen, auch keine Drohung, nein, bitte, wo kämen wir denn da hin?

Ich sage damit nur eines: wenn der Herr Präsident meint, wenn Frau Merkel und ihre Regierungsparteien glauben, wenn die Niedersachsen davon ausgehen, die Angelegenheit Wulff sei bald ausgestanden und in spätestens einem Jahr sei Ruhe, dann sollen sie sich ruhig an diesen Glauben klammern.

Ob ihnen diese Salamitaktik ala Bundespräsident und Presse allerdings bei den kommenden Wahlen hilft, das sei dahingestellt …

 

©denise-a. langner-urso