Welttoilettentag

Das ist kein Beschiss, es gibt ihn wirklich, den Welttoilettentag. Der 19.11. ist dazu auserkoren. Um diesen Tag gebührend zu achten, sollte jeder gute Bürger den Tag damit würdigen und wenigstens einmal im Gedenken das Örtchen aufsuchen.

Egal wo. So kann man zum Beispiel vor der Öffentlichen mit einer Rolle WC-Papier unterm Arm anstehen und die darf sogar zu Feier des Tages geblümt sein. Mit dezent aufgedruckten Röschen und verschwenderischer Vierlagenausführung, in der Premium-Qualität „Afterweich“, kann man gewaltig Eindruck schinden.

Nun würde ich aus böser Erfahrung und hygienischer Vorsicht nicht unbedingt eine Öffentliche nehmen, weil die nicht nach japanischer Art einladend sind, wo keine Musik die gut durch trainierte Darmperistaltik-Geräuschkulisse übertönt oder ein beruhigend eingespieltes Meeresrauschen den Blubberstruller mit in die feuchte Akustik aufnimmt.

Doch sollte die solidarische Demo schon in der Öffentlichkeit geschehen, den zu Hause auf dem Stillen Örtchen ist die feierliche Unterstreichung des bedeutsamen Tages anonym und somit nicht öffentlich wirksam, worum es ja letztlich gehen soll.

Besser das nächstgelegen Café aufsuchen, an der Bar einen Espresso bestellen, die teure Rolle gut sichtbar daneben platzieren und wohlwollen in die Runde spähen, wo vielleicht ebenfalls solidarisch die luxuriösesten Papierrollen neben der Tasse Platz gefunden haben.

DIN-A1-große Poster sind von der Werbeagentur “Drück & Drop“, gesponsert von den örtlichen Sanitärgeschäften und der Zellstoff-Firma “Wisch ab und weg“, zeigen gut sichtbar in den Auslagen der Geschäfte, die Abbildungen eines mittelalterlichen Donnerbalkens neben einen Luxusthron und dem sinnigen Titel “Erleichterung im Wandel der Zeiten“.

Es lädt ein zu einer Ausstellung in der Vorhalle des Rathauses von dem Verband “richtige Entsorgung für besser Verdienende“. Zu bestaunen das Unikat eines Luxus-WCs vom feinsten. Zunächst fällt nur die edle Gestaltung, aus bestem Porzellan in zartem Blau, mit cremefarbenen Saffianledersitz auf.

Doch das sind nur die sehr angenehmen Äußerlichkeiten, die wirklich überzeugenden Überraschungen erfährt man erst, wenn man von dem Probesitzen Gebrauch macht. Hydraulisch und völlig geräuschlos lässt sich die Höhe einstellen. Ebenso eine Lehne, die sich durch eine Polsterung mittels sogenannten Astronauten-Schaumstoff, anatomisch korrekt den Krummsten Buckel anpasst.

Beide, sowohl Sitz, wie Lehne, sind heizbar oder im Sommer angenehm kühl ein zu stellen. Seitlich rechts ein kleines Tableau auf Edelstahlhalterung mit Touchscreen, wo man eingibt, welche Musik aufspielen soll, wann die lauwarme Spülung gewünscht wird und die Gebläsestufe für die Trocknung angenehm pusten darf. Das alles aber nur zur harmlosen Demonstration, für eine echte Sitzung gibt es einen Gutschein, der bei einem der genannten Installationsgeschäfte nach Wahl eingelöst werden kann.

Da komm ich doch aus dem Staunen nicht raus und gedenke der urig biederen Örtchen aus meiner Kinderzeit, in dem idyllischen Bauerndorf. Da gab es noch die Holzhäuschen mit den ausgesägten Herzen in der Tür, aufgestellt über den Misthaufen und zugänglich über eine breite Bretterbohle. Die Sitzbank aus Holz war kreisrund ausgesägt, wo hindurch man exakt zielte. Daneben lag ein Stapel von zugeschnittenem Zeitungspapier. Es war Nachkriegszeit.

Und wenn Sie den Tag in diesem Jahr nicht gefeiert haben, so denken Sie an ihn im nächsten Jahr oder holen die Feier einfach nach.

©h.boxxan