Wie Politik aus Trump und Brexit die falschen Schlüsse zieht

Wer „im Dialog“ mit Herrn Röttgen geschaut hat, wer andere Politiker zu Themen Trump und Brexit schwadronieren hört, den gruselt es, denn der erste Reflex ist: Huch, Europa muss militärisch enger zusammenarbeiten, und genau das ist das Problem.

Die Menschen fühlen sich nicht bedroht, sehen keinen Krieg um oder in Europa, den Menschen geht es um ihre persönliche Sicherheit was Arbeitsplätze, Alterssicherung, Absicherung im Krankheitsfall angeht, um nichts sonst. Und was das betrifft, ist die EU weit hinterher, dazu ist nämlich nichts passiert, im Gegenteil, in Spanien, Italien, Portugal und Griechenland lebt eine ganze Generation junger Menschen ohne Perspektive. Man hat bis heute keine gemeinsame europäische Rentenpolitik, Bildungspolitik (die ja noch nicht einmal in einzelnen Bundesländern gleichwertig ist), Sozialpolitik, Arbeitsmarktpolitik.

Europa für die Menschen? Vergesst es!

Man hat in allem was die Menschen wirklich betrifft nichts getan, statt dass jede spanische Krankenschwester problemlos von A nach B wandern kann, fabuliert man über qualifizierte Zuwanderung aus Asien, denn, und das ist auch bittere Wahrheit, die asiatische Krankenschwester ist schlicht und einfach billiger, lebt meist im Schwesternwohnheim.

Man beseitigt nicht Arbeitslosigkeit indem man europaweit gleiche Löhne für gleiche Arbeit einführt, damit die spanische Schwester auch in ein anderes Land gehen kann, was deren Arbeitslosigkeit beseitigen würde, legt jedweden Stein auch Ausbildungswilligen in den Weg, man importiert lieber billigere Arbeitskräfte von anderswo.

Und derweil man die importierte Schwester vorab in der jeweiligen Fremdsprache schult, und dies hier weiter tut, investiert man nicht lieber in die ureigene Jugend, die eigenen vorhandenen europäischen Arbeitslosen. Weil die andere Variante eben massiv billiger ist. Es darf alles nichts kosten, weder der Mensch, noch die Produktion, es zählt der Profit, die niedrigste Steuer, sonst wird mit Arbeitsplatzverlagerung gedroht, und das setzt sich ja beim Menschen fort, wo heute schon der Export von Alten zur Pflege in andere Staaten billiger ist, als hier.

Die Menschen haben nicht Brexit und Trump gewählt, weil sie sich militärisch sicher fühlen, sondern weil sie sowohl hier in Europa wie auch in den USA sich selber von niemandem mehr vertreten fühlen, weil sie im Rahmen der rasanten Globalisierung schlicht nicht mitgenommen, weil ihre Jobs abgebaut wurden und sie unbrauchbar wurden, man ihnen keine Möglichkeit mehr schaffte, an einen anderen Arbeitsmarkt zurückkehren zu können.

Umverteilung an die, die es nicht verdient haben

Ein hervorragendes Beispiel dafür war der Fall der Mauer, wo ganze Industriezweige eingestampft wurden, wo Lebensentwürfe von einem Tag zum anderen vernichtet wurden, wo Enteignungen passierten, Rückgaben an Uralteigentümer, längst vergangener Dekaden, obwohl man es derweil mit einem komplett anderen Land zu tun hatte.

Man enteignete Enkel, die kein anderes System kennengelernt hatten,nahm ihnen die Arbeit, schickte sie in Rente oder in Hartz IV, um andere zu bedienen, die ja bessere Menschen gewesen sein müssen, weil sie der DDR rechtzeitig oder auch noch kurz vor der Wende den Rücken gekehrt hatten. So eiskalt will ich das jetzt einmal hier in den Raum stellen, womit das begann, was derzeit in Brexit und Trump gipfelt. Und diese Entwertung ganzer Lebensentwürfe betraf viele Staaten, nicht nur das vereinigte Deutschland. Es betraf Polen, Ungarn und andere Menschen ebenso.

Bleiben wir dazu in Europa. Was ist denn seit der Wende passiert? Die Wirtschaft sah ihre Chance, es gab weitere Staaten, die immer schneller der EU hinzugefügt wurden, obwohl sie längst nicht reif für diese waren, obwohl sie oft kaum die Kriterien, manchmal gar nicht, erfüllten, nur damit immer günstiger produziert werden konnte.

Billig, billiger am billigsten

Kurzfristig bekommen damit andere Menschen Arbeit, derweil auch da anderweitig Altarbeit wegfiel, komplette eigene Industrie zusammenbrach, weil sie plötzlich als unproduktiv galt, es oft aber vielleicht gar nicht wahr, man nur hätte investieren müssen, modernisieren. Aufschwung auch kurzfristig dadurch, dass Infrastruktur verbessert und ausgebaut wurde. All das aber sind viel zu kurzfristige Effekte um dauerhaft Zufriedenheit schaffen zu können. Hinzu kam die Freizügigkeit und ein Heer von billigeren Arbeitskräften, die jetzt gegen die Stammbevölkerung ausgespielt werden konnte, und der Mindestlohn hat keineswegs zur Besserung geführt, solange man das System Leiharbeit nicht komplett verbietet.

Nein, die Menschen bekommen die Krise, wenn nach einer demokratischen Wahl in den USA der erste europäische Reflex ist, wir müssen militärisch enger agieren, denn genau da wollen die Europäer keine Vertiefung, sie wollen auch keine ständig wachsende EU, sie wollen, dass der Saftladen erst einmal aufgeräumt wird, wo er sie direkt persönlich betrifft, betreffs Arbeitsmarkt, gemeinsamer einheitlicher Rente, gemeinsamer gleicher Sozialversicherung, gemeinsamer Arbeitslosenabsicherung, so hat man sich Europa vorgestellt, es verstanden, von dem aus, was Politik eigentlich versprochen hatte.

Europa? Ach geht mir weg!

Und was ist aus Europa geworden? Eine Behörde, die den Bürgern Altglühbirnen verbietet. Ich habe die Teile noch, und regelmäßig im Winter schraube ich sie ein, weil sie Wärme abstrahlen, und weil das eben Heizkosten spart. Und man kann mir tausendmal sagen, durch Wind und Sonne werde Energie günstiger, wenn ich sehe, dass es so eben genau nicht ist, im Gegenteil. Sonne und Wind sind umsonst, und doch, bei Windstille und an regnerischen Tagen sehe ich, dass dann eben doch mit Öl nach geheizt werden muss, eben weil es nicht reicht, egal wie fett man sein Haus isoliert hat, denn bei mir ist es so, und bei vielen anderen auch. Im Gegenteil, wir wissen oft gar nicht, wohin mit dem überflüssigen Strom und verschenken ihn, weil man ihn noch immer nicht wirklich speichern kann, derweil wir ihn teuer produzieren. Welch ein Irrsinn!

Neue Lobbyisten pöbeln sich durch Medien und Politik

Und wenn ich dann an unseren Verbrauch anderer Güter denke, die kurz nach der Garantiezeit verrecken, derweil man in anderen Staaten auf gewisse Produkte lebenslange Garantie geben muss, bekomme ich das große Kotzen, denn dann zeigt sich, man wird geradezu zum Neukauf gezwungen, obwohl es Produkte geben könnte, die ewig halten könnten, wenn man es wirklich ernst meinte mit dem was angeblich Umweltschutz sein soll, nämlich gar nicht. War es einst nur eine Glühbirne, waren es erst nur Staubsauger und andere Geräte, so geht es jetzt den Menschen ans Auto, weil plötzlich Lobbyisten einer anderen Bevölkerungsgruppe bedient werden sollen. Mein Auto ist 16 Jahre alt, mein Kühlschrank hat auch mehr als die Garantiezeit hinter sich, bis vor kurzem lief bei mir eine 30 jährige Waschmaschine, und alles behalte ich, weil es funktioniert. Wo ist der Sinn Geräte zu kaufen, die anderweitig Infrastruktur hacken, die nach zwei Jahren den Geist aufgeben? Das soll wirtschaftlich sein? Für die Wirtschaft vielleicht, für meine Geldbörse bestimmt nicht.
Ihr wollt aus Brexit und Trump lernen?

Ihr werdet es nicht können, weil ihr es nicht wollt, weil populistische Lobbyisten es nicht zulassen, weil ihr von ihnen abhängig seid, die Grünen allen voran, von denen ihr euch politisch am Nasenring durch jede Arena ziehen lasst, und weil ihr Angst habt vor Wählerverlusten und deshalb falschen Versprechen nachlauft, die auch nicht besser sind, als es Atomkraftbefürworter einst waren, was noch immer billiger war als jeder Ökostrom heute!

Politik hat gar nichts verstanden und will es auch nicht!

Ihr habt es nicht verstanden und werdet es nicht verstehen, solange ihr Lobbyisten erlaubt, statt selber darüber nachzudenken, wie man Neuerungen sanft und über wesentlich längere Zeiträume umsetzen kann, auch Zuwüchse in die EU, und solange ihr so unglaubwürdig handelt, wie im falle Erdogan, weil irgendjemand euch irgendeinen Unfug von „Wirtschaft braucht“ einflüstern lasst. Wirtschaft hat nicht zu brauchen, sie funktioniert ohne staatliche Ausweitung, oder sie lässt es und geht kaputt, und so hat es auch mit Staaten und Banken zu sein. Alles andere ist unwirtschaftlich und schadet denen, die ihr zu vertreten vorgebt, weil es ihr Leben verteuert. Solange das nicht begriffen wird, solltet ihr schnell versuchen, bereits jetzt die Telefonnummer von Frau Le Pen zu erhalten, sonst seid ihr auf den Frankxit nämlich auch wieder nicht vorbereitet.
Macht ruhig alternativlos weiter wie bisher.

Die neuen Links-Grünen werden die Steuern schon eintreiben, bevor die Wähler sie aus den Parlamenten wählen.

Ach und ja, ich wundere mich gar nicht, dass zuerst militärische Zusammenarbeit gebrüllt wird, Waffen und Kriege, es gibt kaum etwas, was mehr an Exporten verspricht, in Zeiten, in denen man mit China und Russland quer liegt und mit Sanktionen arbeitet, die die, die man treffen will, ohnehin erst nach Dekaden, wenn überhaupt treffen, derweil man anderweitig mit angeblich alternativlos wichtigen Diktatoren vom Schlage Erdogan schmust, wo die Menschen noch immer das Gefühl haben, die EU-Aufnahme sei ohnehin beschlossene Sache.

An Kriegen hat man in Europa schon immer gut verdient, und wenn das nicht reicht, dann fragt halt die neue Linke-Grüne, wie man Steuereinnahmen erwirtschaftet, man nimmt Steuern in massiver Form von denen, die eigentlich Arbeitsplätze garantieren und produzieren, belastet die Autofahrer, indem man ihnen überteuerte Neuwagen aufzwingt.

Ach was soll es, macht ruhig weiter so, aber jammert nicht ständig, wenn es anders läuft, als ihr es gerne hättet, weil die Wähler entweder dermaßen die Faxen dicke haben, dass sie einfach nicht mehr zu Wahlen gehen, oder anders wählen, als ihr es euch vorstellen könnt. Entweder ihr beschäftigt euch mit den Problemen der Menschen, oder ihr versucht euer System per neuen Steuern und durch gleichzeitiges Vorschreiben/ Verbieten und Finanzierung von Unsinn, dem die Menschen derzeit nicht folgen wollen, weil er sich als zu teuer erweist, aufrecht zu erhalten. Letzteres wird generell nach hinten los gehen.

Ja genau, lasst militärisch massiv aufrüsten, dass ist genau das, warum für den Brexit und für Trump gestimmt wurde, genau das hat den Wählern gefehlt, das garantiert Sicherheit, Arbeit und Wachstum, dann werden wir auch erneut gewählt …

Ihr habt nichts verstanden, rein gar nichts, und werdet es leider auch in Zukunft nicht, Herr Röttgen

©denise-a. langner-urso