Manchmal wünscht man sich Zeiten zurück, in denen man zumindest den Eindruck hatte, alles sei gut, Tagesschau oder Wochenende, Ruhetag. Irgendwie hatte man den Eindruck, für eine kurze Zeit stand alles still. Es gab kein Internet. Heute hingegen steht nichts mehr still, niemals, nicht einmal an Weihnachten und man fragt sich, ob das gut ist …
Da geht die eine Hälfte der Welt schlafen, derweil die andere quasi übernimmt, gerade so als sei die Welt im Dauerschichtdienst. Und in vielen Berufen war das ja immer so, in denen, die Leben retten etwa.
Merkwürdig aber ist es schon, wenn während die eine Halbkugel schläft, die Wirtschaft anderswo so verändert werden kann, dass am nächsten Morgen kein Stein mehr auf dem anderen steht, und schaltete man einfach kein Medium an, würde man es vielleicht noch nicht einmal mitbekommen.
Man kann das ruhig einmal selber ausprobieren. Ein Wochenende ohne Nachrichten und Internet und ohne einen einzigen Blick in eine Tageszeitung zu werfen, das genügt. Und wer mag, der kann das auch einmal über einen komplette Urlaub hinweg ausprobieren.
Nach ein paar Tagen Abwesenheit sieht die Welt entweder aus wie zuvor, aber sieh steht noch, oder es hat sich wirklich etwas ganz Entscheidendes ereignet, wobei sie noch immer sich dreht. Meist aber sehen die Schlagzeilen bis auf ein paar Boulevardmeldungen doch genau aus, wie zuvor, und man kann sich ihnen kaum entziehen.
Heute zum Beispiel meldet ein angesehenes Blatt, wie ungerecht beurteilt sich ein Multimilliardär fühlt. Und das soll eine Schlagzeile wert sein? Ich habe herzlich gelacht, dafür zumindest war sie gut, die Meldung. Wirtschaftlich also nicht mehr tragfähig? Pustekuchen, so wie die Mitteilung.
Natürlich schläft sie nie, die Wirtschaft, er ruht nicht, der Handel, selbst, wenn wir es nicht merken und ja, natürlich betreffen uns große Verwerfungen, wenn auch indirekt, über Preiserhöhungen, Steuererhöhungen ect . Aber leben wir nicht weiter gut? Ein Bürgerkrieg ist nicht in Sicht, Massendemonstrationen wie in anderen Ländern auch nicht. Also müssen wir doch sehr zufrieden sein mit unserem Leben.
Die einen gehen ihrem Tagewerk nach, die anderen handeln ein paar Optionen um vielleicht etwas hinzu zu verdienen, wieder andere nehmen an Glücksspielen teil. Und während die einen irgendwelche Optionen handeln, geschehen die wirklichen Dinge des Lebens, das, was eigentlich zählt, vielleicht in der Wohnung nebenan.
Dort nämlich können Eltern gerade nicht schlafen, weil sie vielleicht Angst um ihr erkranktes Kind haben. Und man fragt sich, ob Wirtschaft mehr zählt als, als ein kleiner Mensch. Plötzlich nämlich ist es egal, ob irgendeine Wirtschaft läuft oder gerade ein Aktienkurs ins Bodenlose stürzt, und darüber sollten wir vielleicht öfter einmal nachdenken. Dann nämlich wird klar, Wirtschaft ist nicht alles, was zählt …
©denise-a. langner-urso